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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer
Autoren: MIRANDA JARRETT
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Irre ging, war langsam zu einer aufreibenden und zermürbenden Angelegenheit geworden. Betrübt und schuldbewusst zugleich sehnte sich Mary danach, nicht nur als die Tochter Seiner Gnaden oder Lady Dianas Schwester, sondern als sie selbst zur Kenntnis genommen zu werden. Innerlich betete sie darum, es möge auf dem Kontinent, weit weg von Aston Hall geschehen.
    Nun eilte sie um die Ecke der Backsteinmauer und durch die Seitentür der Stallung. Bis auf das leise Schnauben und Wiehern der vor sich hin dösenden Pferde schien der dunkle Stall leer zu sein.
    „Diana?“, rief sie. „Diana, bist du hier?“
    Keine Antwort. Nicht, dass Mary wirklich erwartet hätte, Dianas Kopf würde im Heuboden über ihr auftauchen, so wie früher, wenn sie als kleine Mädchen im Heu gespielt hatten. Das hier war etwas anderes – etwas ganz, ganz anderes.
    Sie räusperte sich und rief lauter: „Diana, Vater fragt nach dir. Falls du dich hier irgendwo versteckst, musst du sofort ins Haus und zum Ball zurückkommen. Hörst du mich?“
    Wieder keine Antwort, aber Mary war sicher, ein unterdrücktes Kichern gehört zu haben, aus einer der Boxen. Mary hatte jetzt mehr als genug von Dianas Launen. Sie nahm eine der Laternen, die nahe der Tür hingen, und ging zu der Box.
    „Ich meine es ernst, Diana“, rief sie zu der Stelle hinüber. Das Licht tanzte über die mit Holzbohlen verkleideten Mauern. „Komm jetzt, oder ich werde dich heraustreiben, wie Vaters Hunde es mit einem Fuchs tun. Du wirst schon sehen!“
    Bei der letzten Box angekommen, schob sie die Tür auf und hielt die Laterne wie ein Signalfeuer über den Kopf.
    Und schnappte nach Luft.
    Es wäre Mary schwergefallen zu sagen, welche Körperteile zu wem gehörten, so eng waren ihre Schwester und der Stallbursche miteinander verschlungen. Dianas gelbes Kleid war schamlos weit über ihre Beine hinaufgeschoben. Die braune Hand des Mannes lag besitzergreifend oberhalb des glänzenden rosa Strumpfbands auf ihrem weißen Schenkel. Sie hatte ihm das Hemd aus der Reithose gezogen und ließ die Hände über seinen breiten, nackten Rücken gleiten. Ihre Frisur hatte sich teilweise gelöst, und das blonde Haar fiel offen herunter. Mit ihren erhitzten Wangen glich sie von Kopf bis Fuß eher einem liederlichen Frauenzimmer als der Tochter eines Dukes.
    „Mary!“, schrie Diana auf und klammerte sich noch fester an den Stallburschen, kroch hinter ihn, als wollte sie sich verstecken. „Was tust du hier? Spionierst du mir nach?“
    „Ich spioniere dir nicht nach, Diana“, widersprach Mary, und ihr Gesicht glühte vor Verlegenheit. „Vater will dich sofort sehen, und du weißt, dass du zu ihm gehen musst. Verstehst du denn nicht, dass ich nur versuche, dich vor dir selbst zu retten?“
    „Aber, aber, meine Dame, wo bleibt denn da das Vergnügen?“ Der Stallbursche hatte sich umgewandt. Während er Diana immer noch mit einem Arm umschlungen hielt, grinste er Mary anzüglich an und winkte sie zu sich. „Man muss die Feste feiern, wie sie fallen, sage ich immer. Komm her, Schätzchen, bei mir können beide Schwestern auf ihre Kosten kommen.“
    Ehe Mary sich versah, hatte er sie bei der Hand gepackt, um sie auch an sich zu ziehen. Zu entsetzt, um ein Wort herauszubringen, kämpfte Mary darum, sich zu befreien. Dabei schwankte die Laterne in ihrer anderen Hand wild hin und her.
    „Halt, Willam, hör auf!“, schrie Diana. „Ruhig, Mary, es ist nicht – oh, großer Gott im Himmel, Vater! Oh nein, Vater!“
    Mit ängstlich klopfendem Herzen drehte Mary sich langsam um. Diana hatte nicht nur so getan als ob. Es war kein Spaß. Dort an der Tür stand der Duke, so wütend und aufgebracht, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Hinter ihm tauchten drohend Miss Wood und Robinson, der Stallmeister, auf.
    Verzweifelt machte Mary einen kleinen Knicks, den besten, den sie unter solchen Umständen zustande brachte. Hätte Miss Wood doch nur alles ihr überlassen, statt auch noch Vater in die Sache hineinzuziehen!
    „Vater, bitte!“, begann Diana atemlos. „Es ist nicht so, wie es den Anschein hat.“
    „Nein, Vater“, stimmte ihr Mary hastig voller Verzweiflung zu. „Das ist es nicht. Überhaupt nicht.“
    Der Stallbursche löste sich von Diana und tippte mit den Fingern an die Stirn. „Verzeihen Sie, Euer Gnaden, aber Ihre Ladyschaft sagt die Wahrheit. Es ist nicht so, wie es scheint, nicht …“
    „Halt den Mund, du elender Narr!“Vaters Gesicht verfinsterte sich. „Keine Entschuldigungen,
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