Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady Daphnes Verehrer

Lady Daphnes Verehrer

Titel: Lady Daphnes Verehrer
Autoren: Madeline Hunter
Vom Netzwerk:
reiten, laufen Sie Gefahr, völlig durchnässt zu werden. Es wäre ratsam, die Nacht in dem Gasthaus in Cumberworth zu verbringen. Ich erwarte Ihre Nachricht in Bezug auf Ihre Entscheidung nach dem kommenden Dienstag.«
    Er stand auf und trat aus der Laube, um einen Blick auf die dunklen Wolken am Himmel zu werfen. Da platschten auch schon die ersten großen Regentropfen auf den Weg.
    »Laut Hawkeswell gibt es in dem Gasthof in Cumberworth Bettwanzen. Ich erinnere mich sehr genau an seine Warnung, aber wann und warum er sie ausgesprochen hat, fällt mir beim besten Willen nicht ein.«
    »Drei Kilometer östlich liegt …«
    »Ich denke, ich bleibe lieber hier.«
    Sie sah ihn prüfend an und fragte sich, ob er einen weiteren merkwürdigen und unangemessenen Scherz gemacht hatte. Doch er schaute nur zum Haus und begutachtete es interessiert.
    »Wir sind ein reiner Frauenhaushalt, Hoheit. Es wäre …«
    »Sehr großzügig und freundlich von Ihnen, mir Ihre Gastfreundschaft anzubieten. Ich weiß, dass Sie schon männliche Gäste gehabt haben. Unsere gemeinsamen Freunde haben mir auch ein paar Geschichten erzählt. Außerdem ist es nicht anstößig, wenn ein Mann auf seinem eigenen Besitz übernachtet.«
    Deutlicher hätte er es nicht sagen können. Und wie sein unbekümmerter Ton erkennen ließ, ging er fest davon aus, dass er seinen Willen bekam.
    »Wenn Sie auf Ihre Eigentumsrechte pochen, wäre es natürlich töricht von mir, es Ihnen auszuschlagen.«
    »Und wie ich auf den ersten Blick erkannt habe, Mrs Joyes, sind Sie keineswegs töricht.«
    »Das will ich hoffen. Doch wenn wir Ihnen unsere Gastfreundschaft anbieten, wie Sie es erwarten, lassen Sie uns eines gleich vorweg klären, Sir.«
    »Wie streng Sie klingen!« Wieder dieser allzu vertrauliche Blick und das süffisante Lächeln. Er hatte die Begabung, Grenzen zu überschreiten, ohne erkennbare Schritte in diese Richtung zu tun. »Es muss Ihnen sehr wichtig sein.«
    Sie versuchte in der Tat, sehr streng zu klingen. »Zurzeit wohnt hier auch eine junge Frau. Wenn Sie sie in Ihrem Bemühen um Abwechslung auf irgendeine Weise belästigen, wenn Sie auch nur mit ihr tändeln, erschieße ich Sie!«
    Inzwischen fielen die Regentropfen immer schneller und einer landete genau auf ihrer Nase. Die Natur hatte offensichtlich vor, die Autorität zu untergraben, die sie zu vermitteln versuchte.
    Er lächelte – für ihren Geschmack viel zu amüsiert – und schnippte den Wassertropfen von ihrer Nase. »Wenn Sie mich töten, wird man Sie hängen.«
    »Keineswegs. Mein Anwalt wird den Gerichtssaal mit anderen Frauen füllen, die Sie verführt haben, und sämtliche Väter unter den Geschworenen werden dafür stimmen, dass man mich freispricht.«
    Er legte die Hand auf sein Herz. »Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass ich diese junge Frau behandeln werde, als wäre sie meine Schwester.«
    Er wirkte aufrichtig, obwohl in seinen Augen wieder dieses ungehörige Funkeln lag.
    »Dann lade ich Sie ein, unser einfaches Dinner mit uns zu teilen und in einem der Gästezimmer zu übernachten.«
    Nun ergossen sich wahre Sturzfluten vom Himmel. Sie eilten zur Hintertür, und als er ihr ins Haus folgte, sah er sich neugierig um.
    Als Katherine aus dem Gewächshaus hereinkam, stellte Daphne sie ihm vor. Katherine machte einen Knicks und suchte rasch das Weite.
    »Ich bezweifle, dass Sie Miss Johnson noch einmal wiedersehen werden«, sagte sie. »Wahrscheinlich war es unnötig, Ihr Wort einzufordern.«
    »Ganz gewiss. Ich habe kein Interesse an Miss Johnson. Es ist nämlich so, Mrs Joyes: Stünde mir der Sinn danach, eine Frau in diesem Haus zu verführen, dann wären Sie es.«
    Gegen acht Uhr am Abend kam Castleford der Gedanke, dass es eine Gnade wäre, wenn ihm jemand eine Waffe an die Schläfe halten würde.
    Die bezaubernde Mrs Joyes hatte ihn den ganzen Nachmittag über gemieden. Zuerst hatte er sich um sein Pferd gekümmert – eine Arbeit, die er seit unzähligen Jahren nicht mehr selbst verrichtet hatte. Als er sie beendet hatte, war er äußerst schlechter Stimmung gewesen und hatte im Stillen vor sich hingebrummt, dass Mrs Joyes hoffentlich die Unannehmlichkeiten wert war, die ihm aus seiner impulsiven, heftigen Begierde nach ihr erwuchsen.
    Danach war er sich selbst überlassen gewesen in ihrer kleinen Frauenbibliothek. Das Haus war förmlich von der Anwesenheit von Frauen durchdrungen, und ihre kaum wahrnehmbaren leichten Schritte und leisen Stimmen waren seiner Konzentration beim
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher