Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady Daphnes Verehrer

Lady Daphnes Verehrer

Titel: Lady Daphnes Verehrer
Autoren: Madeline Hunter
Vom Netzwerk:
ich allerdings auch gern einen entsprechenden Pachtvertrag von Ihnen.«
    »Mrs Joyes, es geht mir gar nicht darum, mit Ihnen einen Preis auszuhandeln. Ich habe mich nur noch nicht entschieden, weil ich meine Entscheidungen auf eine Art und Weise treffe, die mir bekommt. Ich hebe mir alle lästigen Dinge für einen bestimmten Wochentag auf. Und heute ist nicht dieser Tag.«
    »Sie wollen mich allen Ernstes im Ungewissen lassen, weil heute nicht Dienstag ist?«
    Er setzte sich zu ihr auf die Bank. Dabei machte er es sich reichlich bequem. Er lehnte sich zurück, streckte die Beine aus und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie musste sich ihm zuwenden, um sein Gesicht zu sehen.
    »Davon wissen Sie? Von meinen Dienstagen?«
    »Wir haben tatsächlich gemeinsame Freunde und ein paar Castleford-Geschichten haben sie mir erzählt.«
    »Wie indiskret von ihnen!«
    »Ich glaube nicht, dass es Ihnen etwas ausmacht. Sonst hätten Sie sich schon vor langer Zeit gebessert.«
    »Um so langweilig zu werden wie unsere geläuterten gemeinsamen Freunde? Eher sterbe ich!«
    »Das entspricht ungefähr dem, was ich über Sie gehört habe. Deshalb möchte ich unabhängig von der Höhe des Pachtzinses einen Vertrag haben. Einen sehr ausführlichen.«
    »Wie ich sehe, geht es Ihnen schon wieder besser. Ich hoffe, Sie haben, wenn Sie mehr Sie selbst sind, keinen Hang zum Schelten.«
    »Es ist nicht an mir, Sie zu schelten, Sir. Meine Sorge gilt nicht Ihrem Benehmen oder Ihrer Gesundheit, sondern meiner Zukunft und inwieweit Ihre Trinkerei, Ihre Schlägereien und Duelle sie gefährden könnten.«
    »Hat man Ihnen auch noch etwas anderes über mich erzählt? Abgesehen von der Trinkerei, den Schlägereien und Duellen?«
    Sie hatten ihr jede Menge Geschichten erzählt und die Skandalblätter hatten diese noch um zahlreiche schlüpfrige Details ergänzt. »Dass Sie Freude daran haben, unverbesserlich zu sein.«
    »Gut ausgedrückt. Und eine sehr treffende Beschreibung. Oder haben Sie jemals gehört, dass jemand Freude daran hat, immer tugendhaft zu sein? Das ist nicht spaßig und alles andere als eine Freude. Immer nur gut sein, von morgens bis abends.«
    »Ist Ihr lasterhaftes Leben denn so abwechslungsreich, dass Sie immer noch Freude daran haben? Ich würde meinen, alles wird nach einer gewissen Zeit langweilig.«
    Er sah sie aufmerksam an. »Wie scharfsinnig Sie sind! Man muss sich schon anstrengen, damit Lasterhaftigkeit nicht langweilig wird. Man muss immer neue Herausforderungen und Erfahrungen suchen. Unsere gemeinsamen Freunde denken vielleicht, ich hätte ein leichtes Leben, aber so verrufen zu sein wie ich ist nach einiger Zeit harte Arbeit.«
    Sie musste lachen. Das schien ihm zu gefallen.
    »Was für ein vergnüglicher Ausflug das doch geworden ist, Mrs Joyes. Gesunde Landluft, eine liebreizende Frau, von Überraschung überwältigt, und eine angenehme Unterhaltung. Hätte ich gewusst, was mich erwartet, wäre ich schon eher hergekommen. Ich hoffe, meine Besuche der anderen Liegenschaften verlaufen ebenso erfreulich.«
    »Der anderen Liegenschaften?«
    »Vier sind es insgesamt.«
    Sie konnte nur mit Mühe dem Drang widerstehen, ihn genauer zu diesen anderen Hinterlassenschaften zu befragen. Dass es sie gab, bekümmerte sie, denn sie deuteten darauf hin, dass die Vereinbarung, die Becksbridge mit ihr getroffen hatte, kein einmaliger Fall gewesen war. Das hatte sie schon lange vermutet. Aber leider konnte sie nicht nachhaken, ohne dass Castleford sich über ihre Neugier wundern würde.
    »Warum beschäftigen Sie sich überhaupt persönlich mit solchen belanglosen Angelegenheiten? Sie müssen doch Diener haben, die alles in Erfahrung bringen können, was Sie wissen wollen.«
    »Das bezweifle ich. Ich habe beschlossen, mich selbst darum zu kümmern, weil das Testament meine Neugier geweckt hat. Becksbridge hatte eine tiefe Abneigung gegen mich und hielt rein gar nichts von mir. Also dachte ich, ich sehe mir an, um was es eigentlich geht. Und jetzt weiß ich es.«
    In dem letzten Satz lag keine Anschuldigung, aber seine Vermutung dazu, warum Becksbridge sie auf dem Anwesen hatte wohnen lassen, und dass er davon ausging, das Gleiche auf den anderen Besitzungen vorzufinden, war deutlich herauszuhören.
    Der Himmel hatte sich erheblich verdüstert. In der Ferne, jenseits des Dachs des Gewächshauses, kündete ein Blitz von dem nahenden Gewitter. Sie erhob sich.
    »Ich habe Sie zu lange aufgehalten, Sir. Wenn Sie zurück in die Stadt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher