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Lady Daphnes Verehrer

Lady Daphnes Verehrer

Titel: Lady Daphnes Verehrer
Autoren: Madeline Hunter
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dieses Anwesen zu verheimlichen, sondern um die Frauen zu schützen. Es waren einige unter ihnen, für die Diskretion besonders wichtig war. Manche Frauen haben einen guten Grund, die Vergangenheit hinter sich zu lassen«, erklärte sie mit einer gewissen Schärfe.
    »Mit Ihrem Mangel an Neugier machen Sie Ihrem Geschlecht alle Ehre. Ich glaube nicht, dass ich so beherrscht sein könnte.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich nie neugierig war. Aber deshalb muss man noch lange nicht in anderer Leute Angelegenheiten herumschnüffeln.«
    »Ich schnüffle immer herum, wenn ich neugierig bin. Ein gutes Mittel gegen die Langeweile.«
    Er trank etwas von dem süßen Punsch, der zum Abendessen serviert worden war. Er schmeckte nach Beeren und war wahrscheinlich hausgemacht. Es war die Art Getränk, die ihm sein Arzt empfehlen würde.
    »Ganz köstlich!«, sagte er. »Mit einem Schuss Brandy wäre er sogar noch besser.«
    »Wir haben nur kleine Mengen Spirituosen hier und lediglich für medizinische Zwecke.«
    Er hatte einen Flachmann in seiner Satteltasche, aber es wäre unhöflich gewesen, ihn zu holen. Sie hätte ihn schon fragen müssen, ob er einen dabei habe, und ihn dazu ermuntern müssen. Doch wie es schien, fand sie Vergnügen daran, genau das nicht zu tun.
    »Ich wusste, dass Sie sich im Gasthaus wohler gefühlt hätten«, bemerkte sie nicht ohne Genugtuung. »Daher habe ich Ihnen ja auch vorgeschlagen, dort zu übernachten.«
    »Ist das auch so eine Regel? Trinkt niemand in diesem Haus – auch nicht heimlich? Und nicht einmal Sherry oder Wein?«
    »Wein ist erlaubt, wenn wir welchen dahaben. Aber zurzeit haben wir keinen.«
    »Schade.«
    »Ja, es tut mir furchtbar leid.«
    Ha, es tat ihr kein bisschen leid! Mrs Joyes machte aus diesem Tag mit voller Absicht einen Dienstag. Es war die Strafe dafür, dass er seinen Einlass in dieses Frauenkloster erzwungen hatte.
    Nach dem Essen war sie offenbar sehr zufrieden damit, wie gut sie mit ihm fertiggeworden war, und schien sich zurückziehen zu wollen. Aber als Herzog hatte man seine Privilegien. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie noch nicht gehen durfte.
    Das Fenster des Speisezimmers ging nach Norden, und das trübe Abendlicht, das durch die Scheiben hereinfiel, schmeichelte ihr und ließ ihre Augen dunkler als sonst erscheinen.
    »Ich habe Sie wiedererkannt«, sagte er. »Als Sie im Garten auf die Laube zukamen, wusste ich, dass ich Sie schon irgendwo gesehen habe. Sie waren vor neun Jahren die Gouvernante der Töchter von Becksbridge und sind mir bei einer Gartenparty aufgefallen.«
    Ihre blassen Wangen färbten sich rosig.
    »Für einen Mann, von dem gesagt wird, er ertränke sein Gehirn in Alkohol, haben Sie ein ausgezeichnetes Gedächtnis, Hoheit.«
    Sie blieb zwar gefasst, war anscheinend jedoch hinter ihrer kühlen Fassade so verärgert, dass sie kein Blatt vor den Mund nahm. Er war froh, ein wenig Temperament aufblitzen zu sehen, wo sie doch offenbar danach trachtete, ihn zu Tode zu langweilen.
    »Mein Gehirn geht so schnell nicht unter, Mrs Joyes. Und es ist besonders rege, wenn sich mir Fragen stellen, die meine Neugier entfachen.«
    »Geschieht das oft? Ich nehme an, es kostet einige Anstrengung, gegen den Strom zu schwimmen.«
    »Zugegebenermaßen nicht sehr oft. Eine schöne Frau vermag meine Neugier jedoch durchaus zu wecken, und Sie sind eine außergewöhnlich schöne Frau.«
    Sie begann nervös am Griff ihres silbernen Messers zu spielen, ohne sich ihres Tuns bewusst zu sein.
    Es gefiel ihm, dass sie nicht abwiegelte oder so tat, als wisse sie nicht um ihr Aussehen, das ihr ihr Leben lang Komplimente eingetragen haben musste. Er konnte es nicht ausstehen, wenn Frauen mit falscher Bescheidenheit auf ein Lob ihrer Intelligenz oder Schönheit reagierten.
    »Wie kam es dazu, dass Sie auf dieser Party waren? Ich hätte nicht gedacht, dass die Familie Becksbridge einen Mann mit Ihrem Ruf einlädt«, sagte sie.
    »Mein Ruf steckte noch in den Kinderschuhen. Damals war ich sehr diskret, was meine Sünden angeht, und ich war als Freund von Latham und als Verwandter eingeladen.«
    Sie erstarrte. »Sie sind mit Latham befreundet? In Anbetracht seiner Essays muss das für Sie eine recht unangenehme Freundschaft sein. Heilige und Sünder kommen normalerweise nicht besonders gut miteinander aus.«
    Latham, jetzt der neue Herzog von Becksbridge, war kein Heiliger. Er war nie einer gewesen. Er hatte seine Ausschweifungen
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