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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition)
Autoren: D. H. Lawrence
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Anfang erleichterte.
    So würden sie also warten müssen, bis es Frühling würde, bis das Kind geboren sein würde, bis der Frühsommer wieder ins Land zöge.
     
    The Grange Farm
    Old Heanor, 29. September
     
    «Durch ein Hintertürchen bin ich hier hereingekommen: ich kenne Richards, den Ingenieur der Gesellschaft, noch vom Militär her. Der Hof gehört der Butler & Smitham-Bergwerksgesellschaft: sie unterhalten ihn, um Heu und Weizen für die Grubenponies zu haben. Kein Privatunternehmen. Aber es gibt Kühe und Schweine hier und alles übrige, und ich bekomme 30 Shilling die Woche als Arbeiter. Rowley, der Verwalter, zieht mich zu allen Arbeiten heran, die er mir nur geben kann, damit ich so viel wie möglich lerne von jetzt bis nächste Ostern. Von Bertha habe ich kein Wort gehört. Ich habe keine Ahnung, warum sie sich bei der Verhandlung nicht zeigte, auch nicht, wo sie ist, noch was sie ausheckt. Aber wenn ich mich bis zum März ruhig verhalte, werde ich freikommen, denke ich. Und mach Dir keine Sorgen wegen Sir Clifford. Eines Tages wird er von Dir los sein wollen. Wenn er Dich in Ruhe läßt, ist das schon viel.
    Ich habe Unterkunft gefunden in einem alten Häuschen in Engine Row, sehr anständig. Der Mann ist Lokomotivführer in High Park, groß, bärtig und sehr kirchenfromm. Die Frau ist ein vogelartiges Wesen, die alles Höhere liebt – hochgestochene Sprache und ‹Gestatten Sie› die ganze Zeit. Aber sie haben im Krieg ihren einzigen Sohn verloren, und das hat ihnen sozusagen ein Leck geschlagen. Sie haben dann noch so einen langen Lulatsch von Tochter, die Lehrerin werden will, und ich helfe ihr hin und wieder bei ihren Aufgaben; so bilden wir also eine richtige Familie. Aber es sind ordentliche Leute und nur zu nett mit mir. Wahrscheinlich werde ich mehr verwöhnt als Du.
    Die Arbeit hier auf dem Hof gefällt mir gut. Sie ist nicht gerade animierend, aber mir geht’s auch nicht darum, animiert zu werden. An Pferde bin ich gewöhnt, und Kühe, obwohl sie sehr weiblich sind, üben eine besänftigende Wirkung auf mich aus. Wenn ich beim Melken den Kopf an ihre Flanke lehne, fühle ich mich sehr getröstet. Es gibt sechs wirklich schöne Herfords hier. Die Weizenernte ist gerade vorbei, und sie hat mir Spaß gemacht, trotz wunder Hände und viel Regen. Ich kümmere mich nicht mehr sehr um die Leute, komme aber gut zurecht mit ihnen. Das meiste ignoriert man einfach.
    Die Gruben gehen schlecht; dies hier ist ein Bergwerksgebiet wie Tevershall, nur hübscher. Manchmal sitze ich im Wellington und unterhalte mich mit den Männern. Sie murren viel, aber sie machen keine Anstalten, irgend etwas zu ändern. Wie jeder sagt: die Bergleute von Nottinghamshire und Derbyshire haben das Herz auf dem rechten Fleck. Aber alles übrige ihrer Anatomie muß auf dem falschen sein in einer Welt, die keine Verwendung für sie hat. Ich mag sie, aber sie heitern mich nicht sehr auf: sie haben nicht genug von der alten Kampfeslust in sich. Sie reden eine Menge über Nationalismus, über die Verstaatlichung der Krongüter, über die Verstaatlichung der gesamten Industrie. Aber man kann nicht die Kohle verstaatlichen und die ganze übrige Industrie belassen, wie sie ist. Sie reden davon, die Kohle neuen Verwendungszwecken zuzuführen, wie Sir Clifford es versucht. Hier und da mag sich das in die Tat umsetzen lassen, aber ich bezweifle, ob es allgemein geht. Was auch immer du produzierst, du mußt es verkaufen. Die Männer sind sehr gleichgültig. Sie haben das Gefühl, daß diese ganze verdammte Chose dem Untergang geweiht ist, und ich glaube, sie ist es wirklich. Und mit ihr sind sie dem Verderben preisgegeben. Ein paar von den Jungen spucken große Töne über das Sowjetsystem, aber sie besitzen nicht viel Überzeugungskraft. Überhaupt besitzt nichts irgendwelche Überzeugungskraft, außer daß sich alles in einer ganz schönen Patsche befindet. Sogar in einem Sowjetregime muß man noch immer die Kohle verkaufen : und das ist der Haken.
    Wir haben nun mal diese große Industriebevölkerung, und sie muß satt gemacht werden: also muß dieser verdammte Laden irgendwie in Betrieb gehalten werden. Die Weiber schwätzen heutzutage viel mehr als die Männer, und sie sind bedeutend sicherer und dreister. Die Männer sind saft- und kraftlos, sie fühlen, daß sich was zusammenbraut, und sie gehen umher, als ließe sich nichts mehr tun. Irgendwie weiß niemand, was getan werden sollte, trotz all dem Gerede. Die Jungen spielen
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