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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition)
Autoren: D. H. Lawrence
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verstecken.
    «Die Liebe eines Duncan Forbes? Aber die hast du nicht so begehrenswert gefunden, als du mich kennenlerntest. Willst du sagen, daß du ihn jetzt mehr liebst als alles andere im Leben?»
    «Man ändert sich», sagte sie.
    «Möglich. Möglich, daß du Launen hast. Aber du mußt mich noch von der Bedeutsamkeit dieses Wandels überzeugen. Ich glaube einfach nicht an deine Liebe zu Duncan Forbes.»
    «Aber warum solltest du auch daran glauben? Du brauchst dich nur von mir scheiden zu lassen, an meine Gefühle brauchst du nicht zu glauben.»
    «Und weshalb sollte ich mich von dir scheiden lassen?»
    «Weil ich hier nicht länger leben möchte. Und du willst mich im Grunde auch gar nicht.»
    «Pardon! Ich ändere mich nicht. Ich, für meinen Teil, ziehe vor – da du nun mal meine Frau bist –, daß du in Würde und Ruhe weiterlebst unter meinem Dach. Ganz abgesehen von persönlichen Empfindungen – und ich versichere dir, was mich betrifft, sehe ich von einer ganzen Menge ab –, ist es verdammt hart für mich, mir meine Lebensordnung hier auf Wragby und den geregelten Ablauf des täglichen Lebens kaputtmachen zu lassen, einfach wegen irgendeiner Laune von dir.»
    Nach einer Weile des Schweigens sagte sie:
    «Ich kann es nicht ändern. Ich muß gehen. Ich bekomme wahrscheinlich ein Kind.»
    Auch er schwieg jetzt eine Zeitlang.
    «Und wegen des Kindes mußt du gehen?» fragte er schließlich.
    Sie nickte.
    «Und warum? Ist Duncan Forbes so erpicht auf seine Brut?»
    «Sicherlich erpichter, als du es sein würdest.»
    «Ach, wirklich? Ich wünsche meine Frau bei mir, und ich sehe keinen Grund, sie gehen zu lassen. Wenn es ihr gefällt, unter meinem Dach ein Kind zur Welt zu bringen, ist sie mir willkommen und ebenso das Kind – vorausgesetzt, daß der gute Ton und die Lebensordnung gewahrt bleiben. Willst du mir weismachen, daß Duncan Forbes mehr Gewalt über dich hat? Ich glaube das nicht.»
    Eine Pause entstand.
    «Aber siehst du denn nicht ein», sagte Connie, «daß ich weggehen muß von dir und daß ich mit dem Mann leben muß , den ich liebe?»
    «Nein, das sehe ich nicht ein! Ich gebe keinen Heller für deine Liebe und auch nicht für den Mann, den du liebst. Ich glaube nicht an diese Art von Heuchelei.»
    «Aber ich tue es, weißt du.»
    «Ach, wirklich? Meine liebe gnädige Frau, Sie sind zu intelligent dazu, das versichere ich Ihnen, um selber an Ihre Liebe zu Duncan Forbes zu glauben. Sieh es doch ein: sogar jetzt bin ich dir im Grunde lieber. Warum sollte ich also in solchen Unsinn einwilligen!»
    Sie fühlte, daß er damit recht hatte. Und sie fühlte, daß sie nicht länger schweigen konnte.
    «Weil es nicht Duncan ist, den ich liebe», sagte sie und sah zu ihm auf. «Wir haben nur gesagt, es sei Duncan – um deine Gefühle zu schonen.»
    «Um meine Gefühle zu schonen?»
    «Ja! Weil der, den ich wirklich liebe – und du wirst mich hassen dafür –, Mr.   Mellors ist, unser ehemaliger Waldhüter.»
    Wenn er hätte aufspringen können aus seinem Stuhl, würde er es getan haben. Sein Gesicht wurde gelb, und unheilvoll quollen seine Augen heraus, als er sie anstarrte.
    Dann ließ er sich zurückfallen im Stuhl, keuchte und sah an die Decke.
    Schließlich richtete er sich auf.
    «Willst du behaupten, daß du mir die Wahrheit sagst?» fragte er; er sah grausig aus.
    «Ja. Du weißt es.»
    «Und wann hast du mit ihm angefangen?»
    «Im Frühling.»
    Er wurde stumm – wie ein Tier in der Falle.
    «Dann warst du es, im Schlafzimmer des Forsthauses?»
    Er hatte es im Grunde die ganze Zeit innerlich gewußt.
    «Ja.»
    Noch immer beugte er sich nach vorn in seinem Stuhl und starrte sie an wie ein in die Enge getriebenes Tier.
    «Mein Gott, du müßtest vom Erdboden getilgt werden!»
    «Warum?» brachte sie schwach hervor.
    Aber er schien sie nicht zu hören.
    «Dieser Schuft! Dieser aufgeblasene Lümmel! Dieser niederträchtige Hundsfott! Und die ganze Zeit hast du es mit ihm getrieben, während du hier warst und er zu meinen Bediensteten gehörte! Mein Gott, mein Gott, gibt es irgendwelche Grenzen für die viehische Gemeinheit der Frauen!»
    Er war außer sich vor Wut – sie hatte gewußt, daß es so kommen würde.
    «Und du willst sagen, daß du einem Kerl wie dem ein Kind in die Welt setzen willst?»
    «Ja. Ich werde es tun.»
    «Du wirst es tun! Du meinst, du bist sicher. Wie lange schon bist du sicher?»
    «Seit Juni.»
    Er hatte keine Worte, und der sonderbare leere Ausdruck eines Kindes
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