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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera
Autoren: Theodor Fontane
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hingleiten.
    »Ah, ah, sehr gut. Das ist Tells Geschoß. Gratuliere, Elimar. Allerliebst, allerliebst. Natürlich Amor, der schießt. Daß ihr Maler doch über diesen ewigen
    Schützen nicht wegkommen könnt.«

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    »Gegen dessen Abschaffung oder Dienstentlassung
    wir auch feierlich protestieren würden«, sagte die
    rotblonde Schwester.
    Alle hatten sich inzwischen placiert, und es ergab
    sich, daß Melanie bei der von ihr getroffenen Anordnung vom Herkömmlichen abgewichen war. Van der
    Straaten saß zwischen Schwägerin und Frau, ihm
    gegenüber der Major, von Gabler und Elimar flan-
    kiert, an den Schmalseiten aber Polizeirat Reiff und Legationsrat Duquede.
    Die Suppe war eben genommen und der im kom-
    merzienrätlichen Hause von alter Zeit her berühmte
    Montefiascone gerade herumgereicht, als van der
    Straaten sich über den Tisch hin zu seinem Schwager wandte.
    »Gryczinski, Major und Schwager«, hob er leicht und mit überlegener Vertraulichkeit an, »binnen heut'
    und drei Monaten haben wir Krieg. Ich bitte dich,
    sage nicht nein, wolle mir nicht widersprechen. Ihr, die ihr's schließlich machen müßt, erfahrt es erfah-rungsmäßig immer am spätesten. Im Juni haben wir
    die Sache wieder fertig oder wenigstens eingerührt.
    Es zählt jetzt zu den sogenannten berechtigten Ei-
    gentümlichkeiten preußischer Politik, allen Geheim-
    räten, wozu, in allem, was Karlsbad und Teplitz an-
    geht, auch die Kommerzienräte gehören, ihre Brun-
    nen- und Badekur zu verderben. Helgoland mit ein-
    geschlossen. Ich wiederhole dir, in zwei Monaten
    haben wir die Sache fertig, und in drei haben wir den Krieg. Irgendwas Benedettihaftes wird sich doch am

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    Ende finden lassen, und Eins liegt unter Umständen
    überall in der Welt.«
    Gryczinski zwirbelte mit der Linken an der breitesten Stelle seines Backenbartes und sagte: »Schwager,
    du stehst zu sehr unter Börsengerüchten, um nicht
    zu sagen unter dem Einfluß der Börsenspekulation.
    Ich versichere dich, es ist kein Wölkchen am Hori-
    zont, und wenn wir zur Zeit wirklich einen Kriegsplan ausarbeiten, so betrifft er höchstens die hypotheti-sche Bestimmung der Stelle, wo Rußland und Eng-
    land zusammenstoßen und ihre große Schlacht
    schlagen werden.«
    Beide Damen, die von der entschiedensten Friedens-
    partei waren, die brünette, weil sie nicht gern das Vermögen, die blonde, weil sie nicht gern den Mann
    einbüßen wollte, jubelten dem Sprecher zu, während
    der Polizeirat, immer kleiner werdend, bemerkte:
    »Bitte dem Herrn Major meine gehorsamste Zustim-
    mung aussprechen zu dürfen, und zwar von ganzem
    Herzen und von ganzem Gemüte.« Wobei gesagt
    werden muß, daß er mit Vorliebe von seinem Gemü-
    te sprach. »Überhaupt«, fuhr er fort, »nichts falscher und irriger, als sich Seine Durchlaucht den Fürsten, einen in Wahrheit friedliebenden Mann, als einen
    Kanonier mit ewig brennender Lunte vorzustellen,
    jeden Augenblick bereit, das Kruppsche Monstrege-
    schütz eines europäischen Krieges auf gut Glück hin abzufeuern. Ich sage, nichts falscher und irriger als das. Hazardieren ist die Lust derer, die nichts besit-zen, weder Vermögen noch Ruhm. Und der Fürst
    besitzt beides. Ich wette, daß er nicht Lust hat, sei-34
    nen hochaufgespeicherten Doppelschatz immer wie-
    der auf die Kriegskarte zu setzen. Er gewann 64 (nur eine Kleinigkeit), doublierte 66 und triplierte 70, aber er wird sich hüten, sich auf ein six-le-va einzulassen.
    Er ist ein sehr belesener Mann und kennt ohne Zwei-
    fel das Märchen vom ›Fischer un sine Fru‹...«
    »... dessen pikante Schlußwendung uns unser poli-
    zeirätlicher Freund hoffentlich nicht vorenthalten
    will«, bemerkte van der Straaten, in dem sich der
    Übermut der Tafelstimmung bereits zu regen be-
    gann.
    Aber der Polizeirat, während er sich wie zur Gewähr-leistung jeder Sicherheit gegen die Damen hin ver-
    neigte, ließ das Märchen und seine notorische
    Schlußzeile fallen und sagte nur: »Wer alles gewin-
    nen will, verliert alles. Und das Glück ist noch launenhafter als die Damen. Ja, meine Damen, als die
    Damen. Denn die Launenhaftigkeit, ich lebe selbst in einer glücklichen Ehe, ist das Vorrecht und der Zauber ihres Geschlechts. Der Fürst hat Glück gehabt,
    aber gerade weil er es gehabt hat...«
    »... wird er sich hüten, es zu versuchen«, schloß mit ironischer Emphase der Legationsrat. »Aber, wenn er es dennoch täte? He? Der Fürst hat Glück gehabt, versichert uns unser Freund Reiff mit
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