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L.A. Woman

L.A. Woman

Titel: L.A. Woman
Autoren: Cathy Yardley
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findest. Die werden wir bestechen. Das hätten wir übrigens auch bei dem Sicherheitstyp tun sollen, aber egal, die verdienen sowieso mehr.“
    Plötzlich war Lärm zu hören, der das Klagen der Orgel übertönte. Martika sah Judith fragend an. „Hörst du das?“
    Judith riss den Kopf hoch. „Was zum Teufel?“
    „Wir sind heute hier versammelt …“
    Sarah spürte, wie ihre Hände, die ein Blumen-Bouquet umklammerten, feucht wurden. Nelken und Rosen. Ganz in Weiß. Außerdem trug sie ein einfaches weißes Kleid und einen weißen Blumenkranz auf dem Kopf.
    Sieht eigentlich eher nach einer Beerdigung aus.
Sie schüttelte sich. Nein, das war kein guter Vergleich. Benjamin trug diesen schrecklichen cremefarbenen Anzug, jenen, den sie „Miami Vice“ getauft hatte. Ihm gefiel er, und eigentlich sah er mit seinem weißen Hemd und der blauen Krawatte ja auch ganz gut aus, und immerhin hatte er nicht das Kostüm angezogen, das man ihm angeboten hatte. Wenn er in einem dünnen Kettenhemd neben ihr stehen würde, hätte sie die Zeremonie nicht durchstehen können. Er lächelte sie an. Oder vielmehr, er starrte sie an. Alles war sehr romantisch, die Blumen, die Kerzen.
    Ihr fiel auf, dass sie kurz davor war zu hyperventilieren und zwang sich, langsamer zu atmen. Alles wird gut werden, beschwor sie sich selbst. Sie tat endlich das, was von ihr erwartet wurde. Sie hatte eine Richtung, ein Ziel. Diese Angst und Nervosität, die sie verspürte, waren normal und würden vorüber gehen. Und zwar bald. Der Typ, den sie engagiert hatten, redete und redete, gerade so, als ob er eine Menge Zuhörer hätte.
Komm doch endlich zur Sache, na los!
    Und tatsächlich, da kam es. „Willst du, Benjamin Slater, Sarah Walker …“
    Sie sah Benjamin in die Augen. Er wirkte so sicher. Und irgendwie … erleichtert. „Das will ich“, unterbrach er mit fester Stimme.
    Der Mann sah sie an. „Willst du, Sarah Walker, Benjamin Slater zu deinem Mann nehmen?“ Er machte eine erwartungsvolle Pause. Sie öffnete ihren Mund.
    „Ich …“ Sie schwieg. Sie schwieg offenbar sehr lange. Der Mann schaute sie noch immer abwartend an, aber Benjamin war jetzt sehr irritiert. Sie versuchte es erneut.
    „Ich …“
    Vielleicht brauchte sie ja nur einen Schluck Wasser. Warum gab es hier kein Wasser? Alle Redner bekamen doch immer so ein kleines Tablett mit einem Glas darauf …
    „Sarah?“ zischte Benjamin scharf. Sie holte tief Luft und sah ihm in die Augen.
    „Auf gar keinen Fall.“ Dann blinzelte sie.
    Der Mann lachte nervös. „Oh, ihr Kinder!“
    Benjamin sah sie wütend an. „Sarah, das ist kein Witz.“
    Sie zog eine Grimasse. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Sie war sich so sicher gewesen, dass die Hochzeit das war, was sie brauchte, aber es fühlte sich nicht richtig an. Es war zu …
    Plötzlich hörte sie es … ein lautes Hämmern. Sie blickte sich suchend um. Das Hämmern hörte nicht auf.
    „Also, was jetzt?“ fragte der Mann und verlor langsam die Geduld.
    Benjamin sah nicht mehr irritiert, sondern vollständig genervt aus. Sie warf einen Blick nach oben zu dem Glasfenster, durch das Besucher in die Grotte sehen konnten … Kit war da. Er schlug gegen das Fenster, sein Hemd hing ihm aus der Hose.
    „Elaine!“ schrie er. „
Elaine
!“
    Sarah begann zu lachen.
    „Wer zum Teufel ist Elaine?“ fragte Benjamin fassungslos.
    Sarah sah ihn an. „Heute bin ich das.“ Und damit ging sie den Gang entlang, hielt nur kurz inne, um ihre Tasche zu schnappen und die Heiratserlaubnis, die sie kurz zuvor gekauft hatten, zu zerreißen. Er ergriff ihren Arm. „Wir werden heiraten!“ fauchte er.
    Sie schüttelte seinen Arm ab. „Nicht so. Um Himmels willen, Benjamin, willst du behaupten, dass du das wirklich willst? Du kennst mich doch gar nicht mehr.“
    Sein Gesicht war knallrot und hässlich. „Das sagst du mir jetzt? Ausgerechnet jetzt?“ Er schüttelte den Kopf und versuchte sein Verkäuferlächeln aufzusetzen. Es gelang ihm nicht. „Komm schon, Sarah. Du weißt, dass wir richtig füreinander sind. Hat unsere fast einjährige Trennung das denn nicht bewiesen?“
    „Nein, es hat nur bewiesen, dass
ich richtig
für
dich
bin. Ich hingegen beginne erst herauszufinden, was ich eigentlich will. Wenn du mich wirklich liebst, wirst du warten …“
    „Wage es nicht, mir ein Ultimatum zu stellen!“
    Sie schüttelte den Kopf. „Aber das spielt sowieso keine Rolle.
Weil ich dich nicht liebe!“
Sie riss sich den Kranz vom Kopf und
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