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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)
Autoren: Andrea Schacht
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Erquy einbog.
    »Ist Hazel zu den Sables-d’Or gefahren?«
    »Nein, aber wir fahren in die Nähe.«
    »Aha.«
    Les Sables-d’Or war ein langer Strand, der gerne von Urlaubern aus den größeren Städten des Reservats besucht wurde und an einem Samstag sicher weit belebter war als die kleinen Felsbuchten. Na gut, mir sollte es recht sein. Doch auch an dem Parkplatz dieses Strandes fuhren wir vorbei. Schließlich erreichten wir den Pinienhain, der die Felder und die Heideflächen ablöste. Reb verließ die Straße und folgte einem unbefestigten Weg zwischen den Bäumen.
    »Du kennst dich aus?«
    »Hab hier gestern, nachdem ich in Erquy war, haltgemacht. In der Gegend liegt die Lodge.«
    »Stimmt. Und dort sind vermutlich derzeit keine Besucher.«
    »Nein, die haben noch immer Schiss, dass sie sich die Masern einfangen.«
    Er parkte den Wohnbus am Ende des Weges in einer sandigen Haltebucht.
    Harziger Pinienduft mischte sich mit dem Tanggeruch des Meeres. Ich stieg aus und atmete tief ein. Es war ein schöner, heute verlassener Platz. Eine sandverwehte Holztreppe führte zum Strand hinunter, der sich in einem weiten Bogen von Ost nach West erstreckte. Das nächtliche Unwetter hatte die Wellen aufgetürmt, und vereinzelt übten sich Surfer auf dem Wasser.
    Wir richteten uns mit Bastmatten und Handtüchern neben einer kleinen Steinformation ein, die unserem Picknickkorb etwas Schatten spendete. Ich hatte das, was man hier als Badebekleidung trug, unter meiner Bluse und dem flattrigen Rock schon angelegt und zog mich bis auf die roten Pantys und das als Bustier gebundene Bandeau aus. Bikinis aus schnell trocknenden, synthetischen Stoffen kannte man hier nicht. Wie so viele der mir bisher vertrauten Dinge. Reb zog sein Shirt und seine über den Knien abgeschnittene Hose aus und präsentierte mir in – mhm – sehr knappen Shorts wieder einmal einen mit – diesmal grünen! Aha, Pferdesalbe – Flecken übersäten, allerdings tief gebräunten Körper. Er setzte sich in die Sonne und band sich die Haare mit einem Stoffstreifen zurück. Um seinen Hals baumelte, an einem Lederband, das keltische Kreuz.
    »Hast du mich jetzt genug bewundert?«
    Hastig wandte ich den Blick von ihm ab.
    Ja, ja, ich hatte ihn bewundert. Aber eher würde ich mir die Zunge abbeißen, bevor ich das ihm gegenüber zugab.
    »Schönes Plätzchen hier«, stellte ich stattdessen fest, setzte mich auf meine Matte und klaubte eine Muschel aus dem Sand.
    »Mhm.«
    Ein ungefährliches Thema, Kyria, such ein harmloses Thema.
    »Dein Vater ist heute Morgen zurückgefahren?«
    »Heute Nacht schon. Er hat alle Hände voll zu tun, um die Folgen von diesem verdammten Anschlag in den Griff zu bekommen.«
    »Was wird er tun?«
    »Versuchen, seine Verhandlungspartner in NuYu zu erreichen und … was immer zu erklären ist, erklären. Und die hiesigen Präfekten ebenfalls in Kenntnis zu setzen, damit weitere derartige Anschläge verhindert werden.«
    »Er scheint großen Einfluss zu haben.«
    »Hoffentlich. Er war ziemlich sauer.«
    »Ja, den Eindruck hatte ich auch. Ist er schlimm, wenn er sauer ist?«
    Das schiefe Lächeln huschte über sein Gesicht. »Oh ja.«
    »Du hast ihn auch schon sauer gemacht, was?«
    »Ist nicht schwer.«
    »Das, Reb, glaube ich dir sofort. Auch darin bist du ein Naturtalent.«
    »Er genauso, Princess. Aber irgendwie kommen wir jetzt miteinander aus.«
    »Immerhin hat er dir einige Manieren beigebracht.«
    »Findest du?«
    »Ja, du spuckst nicht mehr auf den Boden.«
    Er biss sich auf die Lippe. »Das, äh, war einer dieser denkwürdigen Momente, in denen ich seine ganze geballte Autorität zu spüren bekommen habe.«
    »Mit Erfolg, wie es scheint. Wie kommt es, dass du nicht gleich mit ihm gefahren bist?«
    »Ich hab hier noch was zu erledigen. Morgen muss ich aber zurück. Wir müssen zwei Viererzüge Pferde nach Irland bringen. Das darf ich jetzt ohne seine Hilfe machen.«
    »Oh. Für ein Rennen?«
    »Nein, er verkauft die Tiere. Und will im Gegenzug zwei Zuchtstuten dort abholen. Ich hoffe, er kommt rechtzeitig dazu. Die Auswahl solcher Pferde traue ich mir noch nicht zu.«
    »Das gibt es?«
    »Ja, Princess, das gibt es. Ich habe noch viel zu lernen.«
    Ich unterdrückte eine spöttische Bemerkung, denn er war ungewöhnlich ernst geworden. Offensichtlich bedeutete ihm die Anerkennung seines Vaters sehr viel.
    »Was hast du hier noch zu erledigen?«, fragte ich stattdessen. »Etwas für ihn?«
    »Etwas, das er mir aufgetragen hat,
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