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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)
Autoren: Andrea Schacht
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allzu verständlich. Gewalt zeugte Gegengewalt – NuYu-Politikerinnen hatten einst genau diesen Teufelskreis durchbrechen wollen. Darum hatten sie die gewaltbereiten Männer entmachtet. Und jetzt … Alvar hatte recht: Macht korrumpiert.
    Konnte ich etwas tun?
    Willow hatte es für möglich gehalten, schoss es mir durch den Kopf. »Macht – sei vorsichtig damit«, hatte sie mir kurz vor ihrem Tod gesagt. Und als ich bezweifelte, Macht zu haben, hatte sie behauptet: »Oh doch!«
    Aber worin bestand meine Macht?
    Tu das Notwendige.
    Nachdenken half vermutlich wenig.
    Notwendig war es jetzt, Reb aufzusuchen. Und ihm einige Antworten zu entlocken.
    Sollte sich jedoch Ember wieder bei ihm herumdrücken, würden sie beide erfahren, wie die Macht eine Electizicke aussah!
    Ich musste allerdings nicht mein inneres Tier bemühen, Reb galoppierte auf einem der Pferde – ohne Sattel – über die Weide, die beiden anderen folgten ihm und schienen ihren Spaß daran zu haben.
    Ja, er sah gut aus als Reiter. Beinahe so, wie ich ihn oben auf dem Fort in diesem einen kurzen Traumbild gesehen hatte. Nur dass diese Pferdchen hier nicht mit den starken Rössern vergleichbar waren, die Alvar züchtete und trainierte.
    Er hatte mich gesehen, kam auf das Gatter zu und sprang ab, noch bevor das Tier zum Stehen kam.
    Angeber!
    Und grinste auch noch.
    »Hi, Princess, endlich aufgewacht?«
    »Seh ich vielleicht verschlafen aus?«
    »Nein, nur ein bisschen störrisch. Aber das kennen wir ja als Charakterzug von dir.«
    Störrisch, pah. Nur weil ich ihn nicht gebührend bewunderte.
    »Wenn wir schon damit anfangen, Charakterfehler aufzuzählen … «
    »Hatte ich Fehler gesagt, Princess?« Er schwang sich über das Gatter und landete neben mir. »Ich bewundere störrische Tiere. Sie sind eine viel größere Herausforderung als lahme Enten.«
    »Sag mal, übst du das heimlich nachts?«
    »Was?«
    »Derartige Beleidigungen?«
    »Nein, darin bin ich ein Naturtalent. Was ist in dem Korb?«
    »Picknick für fünf.«
    »Ah, wer kommt mit?«
    »Du, ich und die drei Pferde, für die du frisst.«
    Er nickte anerkennend. »Der war auch nicht schlecht.«
    Er brachte mich zum Lächeln, der uncharmante Lümmel.
    »Jenevra hat uns heute freigegeben. Hazel ist schon zum Strand gegangen.«
    »Ja, ich habe sie getroffen. Und, möchtest du auch?«
    »Was habe ich wohl in dieser Tasche?«
    »Edelzickenklamotten?«
    »Der ist abgelutscht. Lass dir was Besseres einfallen.«
    Er nahm Korb und Tasche und stellte sie hinten in das Gartenhäuschen seines Busses, dann machte er mir, ganz Gentleman, die Beifahrertür auf.
    »Mademoiselle!«
    »Monsieur!«
    Rumpelnd setzte sich das Gefährt in Bewegung. Der Raum füllte sich mit Rosmarinduft, nicht unangenehm, aber ungewöhnlich an Reb.
    »Womit haben Sie sich parfümiert, Monsieur?«, fragte ich hochnäsig schnüffelnd. »Ein Versuch, mein Herz zu erobern?«
    Er schnüffelte auch, grinste dann. »Dein Herz erobert man mit Pferdesalbe, Princess? Wie unerwartet.«
    »Pferdesalbe?«
    »Hilfreich gegen blaue Flecken und Prellungen. Tja, wir sind hier nicht in einem NuYu-Heilungshaus.«
    »Pferdesalbe, okay. Was Tieren hilft, hilft auch dir, verstanden.«
    »Du weißt doch, man hat mich zum unzivilisierten, wilden Tier werden lassen.«
    Lag da ein Hauch Bitterkeit in seiner Stimme?
    »Hat Jenevra dir die Salbe gegeben?«
    »Die habe ich immer dabei. Ist nicht das erste Mal, dass ich mir blaue Flecken eingehandelt habe.«
    »Ich weiß. Und sie riecht wirklich nicht schlecht.«
    Der Kratzer an seinem Arm war verschorft, an seiner Schläfe klebte ein Pflaster, seine Lippe war noch ein wenig geschwollen, aber er wirkte nicht so, als ob er große Schmerzen hätte.
    »Pecker scheint kein geübter Raufer zu sein.«
    »Och, er war nicht schlecht, aber – er trainiert keine Pferde, weißt du.«
    »Nein, er trainiert Bits und Bytes.«
    »Eben.«
    Pecker war mit einem Motorboot abgehauen. Wohin mochte er geflohen sein? Ich schaute aus dem Seitenfenster. Auf dem glitzernden Meer leuchteten vereinzelt weiße Segel, in der Ferne zog ein Frachter vorbei. Da Reb Hazel getroffen hatte, fragte ich nicht, wohin er fuhr. Sie hatte ihm sicher gesagt, zu welcher Bucht sie wollte. An der felsigen Westseite des Caps hatte sich über ein Dutzend kleine, weißsandige Strände gebildet, die von den Einheimischen gerne aufgesucht wurden. Aber dann wunderte ich mich, dass er an allen nahe gelegenen Buchten vorbeifuhr und auf die Küstenstraße nach
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