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Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)

Titel: Kyria & Reb Bis ans Ende der Welt (German Edition)
Autoren: Andrea Schacht
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wohl mit einer Geldstrafe davonkommen«, meinte Hazel.
    »Und ›Radio Forteresse‹?«
    »Wird eingestellt. Eigentlich schade.«
    »Sind noch mehr Leute krank geworden?«, wollte ich wissen.
    »Nein, es scheint, dass sich hier die Masern nicht weiter ausbreiten. Aber in Nantes, in Quimper und in Brest sind sie ausgebrochen.«
    »Na, für die kann man mich wenigstens nicht verantwortlich machen.«
    »Nein, und das dürfte den Leuten auch den Wind aus den Segeln nehmen.«
    »Trotzdem, Hazel, ich werde bald nach NuYu zurückgehen.«
    »Ja, das wirst du wohl. Schade, du hättest in Rennes studieren können. Wir hätten uns eine kleine Wohnung zusammen nehmen können – hatte ich so gedacht.«
    »Ja, das wäre schön gewesen. Aber sieh mal, ich bin zu Gast hier. Ihr habt mich aufgenommen und mich durchgefüttert. Ein Studium aber kostet viel Geld. Und ich habe nichts.«
    »Du hast hier mitgearbeitet wie jeder andere auch. Und außerdem, Reb bleibt doch hier, oder?«
    »In zwei Monaten ungefähr werde ich meine Angelegenheiten geregelt haben. Ich gehe mit ihr«, sagte Reb. »Wenn mein Vater und ich aus Irland zurück sind, kommt sie zu uns.«
    »Bis dahin, hoffe ich, darf ich noch hierbleiben.«
    »Aber natürlich.«
    Ich hatte ein feines Gespür entwickelt, deshalb war mir der Hauch von Hazels Erleichterung nicht verborgen geblieben. Ich hatte zu viel Unruhe in das beschauliche Leben der Familie gebracht – auch wenn ich nicht an Willows Tod, der Masernepidemie oder dem Anschlag durch den Störsender die Schuld trug. Doch durch mich waren diese Dinge persönlich geworden.
    Ich aß mein Rührei auf und versuchte den ersten Anflug von Traurigkeit damit hinunterzuschlucken. Abschiede – wieder einmal. Aber wenigstens würde Reb nicht wortlos gehen.
    Reb stellte unsere Teller in die Spüle.
    »Danke, Hazel.«
    »Den Abwasch wolltest du nicht mehr machen?«
    »Das ist Weiberarbeit, den übernimmt das Prinzesschen.«
    »Interessante Einstellung. Damit wirst du in NuYu großen Erfolg haben.«
    »Noch sind wir nicht da.«
    »Lass ihn nur, Kyria. Wir haben ja noch ein paar Tage Zeit, ich verrate dir ein paar Tricks, wie wir hier mit solchen Männern umgehen.«
    »Gute Idee.«
    »He, ihr Prinzesschen, ich schaffe es, ein Gespann von vier feurigen Pferden zu bändigen … «
    »Das, mein Lieber, ist etwas ganz anderes als eine feurige Frau.«
    Hazel grinste ihn an. Reb rollte mit den Augen.
    »Werden wir sehen. Princess, ich muss los. Auf mich wartet Arbeit.«
    Er umarmte Hazel – Küsschen rechts, Küsschen links. Bat sie, der Familie Grüße auszurichten – ganz höflich und korrekt. Dann begleitete ich ihn zu seinem Wohnbus.
    Drei Wochen, ein Monat vielleicht. Es würde eine endlos lange Zeit werden.
    Er stand an der Fahrerseite und sah mich an. Das kleine schiefe Lächeln lag auf seinem Gesicht.
    »Du klammerst.«
    »Nur ein bisschen.«
    »Es macht mir nichts.«
    Ich griff nach der Kette um meinen Hals und zog sie über den Kopf.
    »Geh zu einem Goldschmied, Reb. Er soll es wieder umarbeiten.«
    »Bist du wahnsinnig, Princess? Der Brilli ist ein kleines Land wert!«
    »Unsinn, höchstens eines eurer tollen Pferde. Schau – hier hat man das Kreuz herausgelöst. Es gehört in die Mitte des Kreises.«
    Ich zeigte ihm die feinen Spuren im Gold, die mir schon vor einiger Zeit aufgefallen waren, als ich den Anhänger mit einer Lupe untersucht hatte.
    Reb starrte es an, dann zog er das Lederband über den Kopf und reichte mir sein keltisches Kreuz.
    »Bis wir uns wiedersehen«, sagte er, und ein kalter Schauer kroch meinen Rücken hinab.
    »Bis wir uns wiedersehen. Bald.«
    »Bald, Kyria. Versprochen.«
    Er küsste mich ein letztes Mal, dann stieg er ein.
    Mit der Zunge fing ich die Tränen auf.
    Drei Tage lang mussten alle das Aprilwetter meiner Launen ertragen. Ich träumte häufig mit offenen Augen vor mich hin, manchmal von dem, was gewesen war, manchmal von dem, was kommen würde. Hoffnung, Sehnsucht, unerklärliche Trauer bestimmten mein Wachen und Schlafen. Ich war nicht ganz von dieser Welt.
    Es musste erst die Katastrophe über mich hereinbrechen, um mich wieder auf den Boden der Realität zu bringen.
    Die Katastrophe kam in Gestalt von Fluke am Mittwochabend.Wir saßen beim Abendessen, als vor dem Haus ein Wagen kreischend bremste. Die Haustür flog auf, und mit hochrotem Kopf stürzte der junge Fischer in die Küche.
    »Gott sei Dank, du bist hier, Kyria!«
    »Was ist passiert?«
    »Eine verdammte riesengroße
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