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Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet
Autoren: Gibson Rachel
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Du willst einen Bruder?«
    Conner nickte eifrig. »Josh F. hat auch einen. Dad muss bei uns einziehen, damit ich einen kleinen Bruder kriegen kann.«
    »Mach dir da mal keine zu großen Hoffnungen, Conner.« Plötzlich wünschte er sich nicht nur, dass seine Eltern unter einem Dach lebten, sondern auch noch einen Bruder?
    »Bitte, Mom!«
    »Sprich nicht mit vollem Mund«, ermahnte sie ihn automatisch, während ihre Gedanken sich so schnell überschlugen, wie ihr Magen rotierte. Einen Bruder für Conner gäbe es nicht.
    Sie schob ihren Kaffee weg, weil sie Sodbrennen bekam. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, als sie sich dasselbe gewünscht hatte. Damals in Las Vegas, und an dem Tag, als sie die Scheidungspapiere unterschrieb. An dem Abend, als sie feststellte, dass sie schwanger war, und an dem Morgen, als sie ihren Sohn geboren hatte. Sie hatte Sam wirklich geliebt und lange gebraucht, um über ihn hinwegzukommen, doch irgendwie hatte sie sich wieder in ihn verliebt. Nur dass es diesmal noch schlimmer war. Diesmal waren ihre Gefühle für ihn tiefer, wohltuender. Als wären sie nicht nur ein Liebespaar, sondern auch gute Freunde. Inzwischen kannte sie ihn gut, und das machte es viel schlimmer als beim ersten Mal. Beim ersten Mal hatte sie sich in einen charmanten, leidenschaftlichen Fremden verliebt, und dieses Mal in einen charmanten, leidenschaftlichen Mann. Diesmal war er real.
    Sie erhob sich vom Tisch und ging ins Schlafzimmer. Sie duschte wie jeden Tag, als wäre sie kein nervliches Wrack. Als würden ihre Gedanken nicht rasen und ihr Herz nicht hämmern. Sie machte sich für den Tag zurecht und zog sich eine schwarze Wollhose und einen Kaschmirpullover mit Perlenverzierung am Kragen an. Als sie sich die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammenband, zitterten ihre Hände.
    Sie liebte ihn, und in einem entlegenen Winkel ihres Herzens lebte die törichte Hoffnung, dass es diesmal auf Gegenseitigkeit beruhte. Er hatte zwei Mal Witze darüber gemacht, aber mehr war es auch nicht. Ein Witz. So wie damals.
    Doch diesmal war sie keine verängstigte Fünfundzwanzigjährige mehr. Diesmal wusste sie genau, wie es ausgehen würde.
    Conners aktueller Lieblingsfilm plärrte aus dem Fernseher, als Sam die Treppe zu Autumns Arbeitszimmer im Souterrain hinabstieg. Er wollte mit ihr besprechen, ob sie dieses Jahr Weihnachten gemeinsam verbringen wollten.
    In der Tür blieb er kurz stehen und betrachtete sie im Profil. Ihr rötlicher Pferdeschwanz strich über ihre Schulter und ihren weißen Hals, während sie ihren Terminplaner in ihre Tote Bag schob. Ihm schnürte sich die Kehle zu, und er musste heftig schlucken. Er erinnerte sich noch an die Zeit, als er sie angesehen und überhaupt nicht schön gefunden hatte. Sie nicht hatte schön finden wollen . Als er absichtlich mit Frauen ausgegangen war, die das krasse Gegenteil von Autumn waren, damit sie ihn nicht an sie und an die Gründe erinnerten, warum er sich in Las Vegas in sie verliebt hatte. Er mochte fünfundvierzig Kilo schwerer sein als sie, doch sie hatte die Macht, den Boden mit ihm aufzuwischen.
    »Wann bist du heute Abend zu Hause?«, fragte er.
    Sie schaute zu ihm auf und senkte den Blick wieder. »Spät. Komm heute lieber nicht vorbei.«
    Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas war anders. Es lag an ihrer plötzlichen Steifheit. »Aber ab morgen bin ich acht Tage weg«, erinnerte er sie.
    Sie drehte sich weg und schnappte sich einen Stift vom Schreibtisch. »Conner freut sich auf deine abendlichen Anrufe.«
    Er räusperte sich. »Freust du dich auch auf meine Anrufe?«
    Wortlos zog sie eine Schublade auf.
    Er trat mit großen Schritten auf sie zu und packte sie am Arm. »Was ist los, Autumn?«
    Als sie zu ihm aufblickte, sah er es. In ihren grünen Augen. Den Ausdruck, von dem er gehofft hatte, ihn nie wiederzusehen. Voller Schmerz, Unsicherheit und Zurückhaltung. Wie damals, als sie ihm Conner zum ersten Mal in den Arm gelegt hatte. »Conner ist durcheinander«, erklärte sie und wich einen Schritt zurück, womit sie nicht nur räumliche Distanz zu ihm herstellte. »Ich halte es für das Beste, wenn wir uns nicht mehr so oft sehen.«
    Das hatte nur wenig mit Conner zu tun, und er hätte sie am liebsten geschüttelt. Er ließ ihren Arm wieder los. »Du kannst nicht ständig deine Meinung ändern. Du kannst mich nicht immer zu dir hinziehen und mich dann wieder wegstoßen.« Jetzt wich auch er einen Schritt zurück. Um sich vor dem Schmerz zu schützen, der ihn zu
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