Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet
Autoren: Gibson Rachel
Vom Netzwerk:
Sam hart angefasst würde. Als würde sie von Sam »fertiggemacht«. Nur dass es ihr gefiel und sie mehr davon wollte.
    Sie bekam Beklemmungen. Sie musste sich zurückziehen. Sie traute Sam nicht. Sie traute sich selbst nicht. Wie damals ging alles viel zu schnell. Nur dass sie diesmal, falls und wenn es endete, nicht die Einzige wäre, die darunter zu leiden hätte.
    Trotzdem kam Sam am Abend wieder zu ihr, als gehörte er dorthin. Er sagte Conner gute Nacht und kam in die Küche. »Hast du Tiefkühlerbsen?«, fragte er und öffnete den Gefrierschrank.
    Er trug eine schwarze Jogginghose mit einem blauen Chinooks-T-Shirt darüber und hatte einen großen roten Fleck auf der Wange. »Mischgemüse.«
    »Das tut’s auch.« Er nahm sich die Tüte und schob sie sich unter das Gummiband der Jogginghose. »Das Management hat einen neuen Stürmer aus Russland engagiert.«
    Sie lächelte. Es gefiel ihr, wenn er ihr von seinem Alltag erzählte und sich nach ihrem erkundigte.
    »Aber er ist blutjung«, fuhr Sam fort, »und kommt mir ziemlich verantwortungslos, egoistisch und rücksichtslos vor.«
    Das klang nach perfekten Voraussetzungen, und sie zog süffisant die Augenbraue hoch und blickte ihn vielsagend an.
    Er lachte leise. »So rücksichtslos bin ich gar nicht mehr.«
    »Tja, eine Eigenschaft von dreien ist …« Sie hielt inne, als suchte sie nach dem richtigen Wort. »… immerhin ein Fortschritt.«
    Er grinste stolz wie ein geläuterter Sünder. »An den anderen zweien arbeite ich noch.«
    Sie lehnte sich mit dem Po an die Theke und verschränkte die Arme vor dem Fisch-Logo auf ihrem T-Shirt. »Vielleicht solltest du noch ein bisschen härter daran arbeiten.«
    »Das hab ich doch schon. Ich dachte, es wäre dir aufgefallen.«
    »Vielleicht ein bisschen.«
    »Vielleicht solltest du mir dafür ein wenig Anerkennung zeigen.« Er legte ihre Arme um seine Taille. »Mich ein bisschen ermutigen.«
    Und das tat sie auch. Sie ermutigte ihn die ganze Nacht wie verrückt, doch am nächsten Morgen war er weg. Sie hatten sich geeinigt, dass er morgens, wenn Conner aufstand, lieber nicht mehr da sein sollte. Besser gesagt, sie hatte die Regel aufgestellt, und Sam hatte widerwillig zugestimmt. Er hatte nichts dabei gefunden, wenn Conner seine Eltern so oft zusammen sah, doch er dachte nicht an die Zukunft. An den Tag, an dem er nicht mehr so oft bei ihnen wäre. Aber Autumn dachte daran. Und zwar oft. Sie dachte daran und fühlte sich, als säße sie untätig herum und wartete nur darauf, dass die Guillotine endlich fiel.
    »Ich hab ein Bild gemalt«, verkündete Conner am nächsten Morgen am Frühstückstisch. Während Autumn ihm Cheerios in die Müslischüssel schüttete, rannte er eifrig zur Malstation. Conners Weihnachtsferien hatten angefangen, und am Nachmittag richtete sie im Four Seasons eine Veranstaltung für eine Seattler Wohltätigkeitsorganisation aus. Normalerweise hätte sie Conner so lange in die Kita gebracht, aber Sam wollte noch mit ihm zusammen sein, bevor er sich am Abend auf den Weg nach Chicago machte. Sie erwartete ihn um elf nach seinem morgendlichen Training.
    Conner kam zurück ins Esszimmer geflitzt und legte ihr einen weißen Papierbogen auf den Tisch. »Schau mal, Mom.«
    Autumn schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich zu Conner. Auf dem Blatt Papier, das neben seiner Müslischüssel lag, hatte er Sam und sie mit ihm in der Mitte gemalt. Die drei Figuren hielten sich an den Händen und grinsten breit. Zum ersten Mal hatte er sie als richtige Familie gemalt. »Das sind du und ich und Dad.«
    Ihr wurde ganz schlecht, während sie ihren Kaffee trank. »Das ist ein schönes Bild. Mein rosa Rock gefällt mir.« Sie schluckte heftig. »Du weißt schon, dass dein Daddy nur manchmal kommt, um dich zu besuchen, oder? Er wohnt nicht bei uns.«
    Conner zuckte mit den Achseln. »Kann er aber, wenn er will.«
    »Er hat doch seine Wohnung in der Stadt.«
    »Aber er kann doch zu uns ziehen. Josh F.s Dad wohnt auch bei ihm.«
    »Conner, nicht alle Dads wohnen mit ihren Kindern zusammen. Nicht alle Familien sind wie die von Josh F. Und manche Familien haben sogar zwei Dads«, erklärte sie, um ihn von seinen falschen Hoffnungen abzulenken. »Oder zwei Moms.«
    Conner schaufelte sich Cheerios in den Mund. »Dad kann doch hierher umziehen, wenn er will, Mom. Er hat einen großen Truck.« Als wäre es eine organisatorische Frage. »Und dann könnt ihr mir ein Brüderchen machen.«
    Sie schnappte nach Luft. »Was?
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher