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Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet
Autoren: Gibson Rachel
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gefragt hab.«
    Sie wich zurück, und er ließ die Hände sinken. Er hatte sich das gefragt? Er hatte sich das gefragt und nie daran gedacht, zum Hörer zu greifen und mit ihr darüber zu sprechen? »Ich hatte Angst, Sam.« Sie strich sich die Haare hinter die Ohren. »Ich hatte Angst, und ich war schwanger von einem Typen, den ich nicht mal kannte. Es hätte die glücklichste Zeit meines Lebens sein sollen, aber das war es nicht. Jedes Kind verdient Eltern, die völlig aus dem Häuschen sind. Conner hatte das nicht.«
    »Während andere Frauen mit ihren Männern zum Geburtsvorbereitungskurs gingen, machte ich eine Scheidung durch. Was gibt’s da sonst noch zu sagen?« Offensichtlich eine Menge, denn der Rest sprudelte nur so aus ihr heraus. »Meine Mom war nur wenige Monate vorher gestorben, und Vince war im Irak, in Afghanistan, in Südkorea oder sonst wo. Meinen Dad hatte ich seit zehn Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen, und ich war ganz allein. Mir war hundeelend, und ich war ganz allein. Ich hatte niemanden. Ich wusste nicht mal, wie ich für mich oder mein Baby sorgen sollte. Du bist ein Mann, du wirst diese Angst nie verstehen.« Sie lief zum Couchtisch und rückte Conners Schreibpapier gerade. »Ich verstand nicht, wie es zu alldem hatte kommen können. Ich verstand nicht, wie ich mich in eine so dumme Lage hatte manövrieren können.« Sie fuhrwerkte mit Conners Bleistiften herum. »Und ich verstand nicht, warum du mich geheiratet und gleich wieder abserviert hattest. Es war eine sehr schlimme Zeit in meinem Leben« – sie bückte sich, um ein paar Farb- und Bleistifte aufzuheben –, »und ich hatte Angst.«
    Sam beobachtete, was für ein Tamtam Autumn mit Conners Schulsachen veranstaltete. Sie war so aufgewühlt, dass ihre weichen weißen Wangen knallrot angelaufen waren und ihre Stirn von Falten zerfurcht war. Er hatte sie sehr verletzt. Natürlich hatte er das schon immer gewusst. Er hatte nur nie gewusst, was er dagegen unternehmen sollte. Bis jetzt.
    »Ehrlich gesagt hab ich auch nichts davon verstanden.« Doch langsam fiel bei ihm der Groschen. Ihre sofortige gegenseitige Anziehung. Die Intensität zwischen ihnen. Ihm dämmerte langsam, dass er sich vielleicht – nur vielleicht – in eine Frau in einer überfüllten Bar verguckt hatte. In eine Frau, die er nicht mal kannte, zu einem Zeitpunkt, als in seinem Leben das reinste Chaos herrschte. Dass sein Herz vielleicht ein echt beschissenes Timing gehabt hatte.
    Alle Trainer, für die er je gespielt hatte, alle Kapitäne, unter denen er je gespielt hatte, hatten stets dasselbe gepredigt: »Man lernt es nie beim ersten Mal. Man muss immer erst zwei Mal getroffen werden, bevor man es kommen sieht.« Und jetzt sah er, was er an jenem Abend im Pure gesehen hatte. Ein helles, funkelndes Licht, das er mit beiden Händen einfangen und für immer festhalten wollte. Wenn sie ihn ließ.
    »Tja, wenn es dir irgendein Trost ist«, murmelte er, »du hast mir schon immer eine Heidenangst eingejagt.«
    Misstrauisch sah sie ihn aus den Augenwinkeln an. »Klar.«
    »Doch das ist die Wahrheit. Du bist sehr selbstsicher, und du lässt dir nichts vormachen. Das ist ganz schön einschüchternd.« Als er diesmal nach ihr griff, ließ sie zu, dass er ihre Hände nahm. »Du bist eine gute Mutter, und du hast deine eigene Firma. Dabei könntest du dich gemütlich zurücklehnen und von dem Geld leben, das du von mir für Conner bekommst. Andere Frauen würden das tun, aber du nicht. Du arbeitest wirklich hart.« Das hatte er schon immer an ihr bewundert. »Du kannst stolz auf dich sein.«
    »Du hältst mich für eine gute Mutter?«
    »Natürlich. Ich könnte mir keine bessere Mutter für meinen Sohn vorstellen.« Er lächelte, um die Atmosphäre etwas aufzulockern. »Und das sage ich nicht nur, um dich ins Bett zu kriegen.«
    Gerührt biss sie sich auf die Unterlippe. »Danke.«
    »Ich hab dir zu danken.« Und dann dankte er ihr auf die einzige Art und Weise, die er kannte. Er brachte sie ins Schlafzimmer und zog sie aus. Er schob sie aufs Bett und übersäte ihren Körper mit Küssen. Er liebte sie, und während er in sie glitt, fühlte es sich an, als käme er nach Wochen auf Tour nach Hause. Als wollte er für immer dort bleiben.
    Er nahm ihr Gesicht sanft in die Hände und flüsterte ihr ins Ohr: »Lass mich dich lieben, Autumn.«
    »Ja«, stöhnte sie und wölbte sich seinen Stößen entgegen. »Hör nicht auf, Sam!«
    Sie meinten unterschiedliche Dinge, und zum
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