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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hat er sich des einen oder anderen Mäuschens bedient. Und sie hatte Grund, dies angesichts hinterzogener Sozialabgaben tunlichst gar nicht ins Gespräch zu bringen.«
    »Und wie war das mit Estromag?«, fragte die Kollegin weiter, »was machen wir mit Frau Klarsvogel-Dingsbums?«
    Häberle nahm einen Schluck Bier. »Das werden die Juristen zu prüfen haben. Ich gehe mal davon aus, dass Wollek schweigen wird. Fakt ist aber, dass er die Verena seit Langem kennt – aus gemeinsamen Zeiten in Bremen. Dort ist er im Übrigen zwar aufgewachsen, wie er dem Kollegen Linkohr gesagt hat, aber stammen tut er in Wirklichkeit aus Mirow. Gleich nach dem Mauerfall ist die Familie in den Westen übergesiedelt.« Häberle sah in staunende Gesichter. »Hat mir ein netter Rentner in der Gegend von Quedlinburg geflüstert. Man muss nur auf Reisen gehen, dann erfährt man was.«
    »Dann hatte Wollek beste Connections für seinen Job«, resümierte Linkohr. »Er kennt den Mariotti aus gemeinsamen Kindheitstagen in Mirow – und hat beste Beziehungen zu dieser Verena Dingsbums. Aber diese Art von Wirtschaftsspionage ist wohl gründlich in die Hose gegangen.«
    »Wenn er tatsächlich im Auftrag von irgendjemandem gehandelt hat – wofür zwar vieles spricht, es aber keine Beweise gibt –, dann wird derjenige dafür sorgen, dass Herr Wollek, wenn er denn jemals wieder aus dem Knast rauskommt, nicht Not leiden muss.«
    »Die Freunde, die ihn in Portofino erwartet hätten?«
    Häberle nickte. »Wer jemals dort unten war, weiß, welche Jachten da vor Anker liegen. Arabische Emirate, Saudi-Arabien – und was weiß ich noch alles. Glaubt ihr nicht, dass es für so einen profunden Stromkenner, wie der Herr Wollek es ist, dort unten hoch dotierte Jobs gibt? Jetzt, wo es den Emiren und Scheichs langsam dämmert, dass nach dem Öl der Strom kommt? Ich sag nur: Beteiligung an Porsche und Daimler. Elektroantriebe sind die Zukunft.« Er nahm das letzte Stück Pizza in den Mund. »Und …«, der Chefermittler wartete, bis er es verspeist hatte, »und dass die Araber über Daimler an den amerikanischen Elektroautobauer Tesla gekommen sind, ist kein Geheimnis. Wisst ihr eigentlich, was sich hinter dem Namen Tesla verbirgt?«
    Ein junger Kriminalist nickte eifrig. »Nikola Tesla, aus dem heutigen Kroatien. Gilt als Erfinder des Wechselstroms.«
    »Und soll«, unterbrach ihn Häberle, »vor über 70 Jahren einen Energiekonverter gebaut haben, der Strom sozusagen aus dem Nichts, aus der Umgebung bezogen hat.«
    »Und dann hat die Energielobby das Ding verhindert«, höhnte ein anderer. »Reine Verschwörungstheorie, August, glaube mir.«
    Der Chefermittler grinste. »Natürlich weiß ich genauso gut wie du, dass man schnell einem Trugschluss unterliegen kann.« Alle wussten, was gemeint war: Einer der großen Fälle Häberles aus jüngster Vergangenheit.
    »Was mich viel mehr interessieren würde«, meldete sich die junge Frau wieder zu Wort. »Was ist eigentlich mit Sander?«
     
    *
     
    Häberle hatte lange geschlafen. Allerdings war er mehrfach schweißgebadet aufgewacht. Die Ereignisse der vergangenen Woche hatten ihn schwer mitgenommen. Manches steckte er als Mittfünfziger längst nicht mehr so locker weg wie noch vor zehn Jahren.
    Susanne hatte ihm an diesem Montagvormittag ein Frühstück zubereitet. Sie saßen vor dem offenen Fenster des Esszimmers und genossen die Sonnenstrahlen.
    »Und was sagt Wollek?«, fragte Susanne, nachdem er ihr knapp den Ablauf des gestrigen Nachmittags geschildert hatte.
    »Nichts sagt der«, erwiderte Häberle und strich sich Butter auf die frische Brezel, die ihm Susanne vom Bäcker geholt hatte. »Schweigt. Macht von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch.«
    »Aber du bist dir ganz sicher, dass er es war?« Susanne wollte nach Abschluss eines Falles möglichst viele Details erfahren. Darüber war er dankbar, weil sie als Außenstehende oftmals Fragen aufwarf, die sich den Ermittlern aufgrund ihrer gesammelten Erkenntnisse gar nicht mehr stellten.
    »Alles spricht für ihn – bis hin zu den Steinen übrigens, mit denen er seine Opfer im See versenkt hat. Würzburger Muschelkalk. Linkohr hat ganz in der Nähe von Wolleks Haus den Lagerplatz eines Gartenbaubetriebs gesehen, wo Steine dieser Art zuhauf rumliegen. Für ihn spricht auch die Angelschnur, mithilfe derer in Türkheim der Draht über die Stromleitung gezogen wurde.« Er beeilte sich, seine Argumente schnell aufzuzählen.
    »Und wie erklärt sich
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