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Kurzschluss

Kurzschluss

Titel: Kurzschluss
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Büttners Auto, das ihr in Plochingen gefunden habt?«
    »Ganz einfach, er hat sich mit Büttner irgendwo getroffen, ihn erwürgt – was übrigens allein schon bestialisch genug ist –, ihn mit dessen Geländewagen an den Weiherwiesensee gefahren, dort die Leiche versenkt, und hat dann den Wagen in Plochingen ins Parkhaus beim Bahnhof gestellt. Von dort aus ist er mit dem Zug wieder nach Geislingen zurückgekehrt. Filstaltakt, sagt man zu dieser Bahnverbindung.«
    »Das erklärt die Geländewagen-Spuren am See«, fasste Susanne zusammen. »Und was ist mit dem VW Eos von der Frau Rothfuß?«
    »Haben wir in der Zufahrt zu einer Teichanlage im Roggental gefunden, von der Straße aus nicht einsehbar.«
    Susanne nickte verständnisvoll mit dem Kopf. »Passt alles zusammen, aber …«, sie warf ihrem August einen provokanten Seitenblick zu, »was machst du, wenn alles doch anders war?«
    »Ich bitte dich. Nur so, wie ich’s dir erzählt hab, kann’s gewesen sein. Denk doch an die Nitroverdünnung. Wolleks Bruder war Chemiker oder so was Ähnliches. Der kann ihm sowohl dieses Zeug besorgen, als auch etwas, um die Rothfuß ruckzuck am Steuer ihres Autos zu betäuben.« Er zögerte kurz und fügte dann hinzu: »Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er zweimal unter falschem Namen Autos gemietet hat – einmal einen Geländewagen in Pirna, um nach Mirow zu fahren, und dann hier bei uns, um die Frau Rothfuß zu verfolgen.«
    »Dass aber der Braun, dieser Naturschützer, auch in Mirow gewesen sein muss, so hast du mir das doch erzählt, wegen des Parkscheins, das ist ein reiner Zufall?«
    Häberle holte tief Luft. Das hatte er sich selbst bereits viele Male gefragt. Aber es gab sie wirklich, diese irren Zufälle, die schon manchen Beteiligten eines Falles in Bedrängnis gebracht hatten. Jedenfalls trieb sich Braun oft genug an diesem Weihersee herum und konnte deshalb durchaus einen Parkschein verloren haben, der möglicherweise in seiner Freizeitjacke gesteckt hatte. Häberle nahm einen Schluck Kaffee und sah zu den Albhängen hinüber.
    »Und dieser Wollek-Bruder – den habt ihr aber nicht aufgegriffen?«
    Susanne hatte heute ein seltsames Talent, die bohrendsten Fragen zu stellen. Fehlte bloß noch, dass sie sich nach Sander erkundigte.

55
    Als Häberle kurz vor 12 Uhr die Räume der Sonderkommission betrat, herrschte bereits große Aufregung. Linkohr hatte versucht, ihn zu erreichen, doch war inzwischen der Akku des Handys leer.
    »Er ist tot«, kam ihm Linkohr an der Tür entgegen. Häberle blieb abrupt stehen und sah in die schweigende Runde.
    »Tot?«, fragte er zurück. Er dachte sofort an Sander. »Darf ich erfahren, wer damit gemeint ist?«
    »Wolleks Bruder«, erklärte Linkohr knapp.
    Häberle war irgendwie erleichtert und ging mit seinem jungen Kollegen in den Lehrsaal hinein, blieb aber mit verschränkten Armen am Türrahmen stehen. »Ihr meint Uwe Wollek?«
    »Ja, heute früh hat Sander angerufen und berichtet, dass er sich seit Tagen verfolgt fühlte und gestern Nachmittag ein Mann wohl Selbstmord verübt habe – an diesem Felsen mit dem unaussprechbaren Namen, irgendwo im Süden Norwegens.«
    »Und woher weiß er, dass …«, wandte Häberle ein, wurde aber sogleich von Linkohr unterbrochen, »dass es Wolleks Bruder war? Er hat das natürlich nicht gewusst. Aber wir haben inzwischen Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um was rauszukriegen.« Er grinste. »Wir haben es ja von Ihnen gelernt.« Dann fuhr er fort: »Über die Botschaft und so weiter. Taucher haben gestern die Leiche aus dem Fjord geborgen und Dokumente gefunden, die auf Uwe Wollek schließen lassen.«
    »Dann hat er also …«, überlegte Häberle und wiederholte. »Dann hat er also die Ausweglosigkeit erkannt. Anstatt den Sander zu kidnappen, wie es wohl geplant war, um die Flucht nach Portofino zu erzwingen, hat er sich vom Felsen gestürzt.«
    »Weil ihm sein Bruder vom Ödenturm aus die chancenlose Lage geschildert hat, nehme ich an«, fasste Linkohr zusammen, während die anderen betreten lauschten.
    »Und was ist mit Sander?«, wollte Häberle ungeduldig wissen.
    »Lebt, wie Sie sich denken können«, entgegnete Linkohr. »Sonst hätte er nicht anrufen können. Er ist aber ziemlich fertig.«
    »Und das Video?«
    »Will er der Staatsanwaltschaft übergeben. Er verzichtet darauf, Kapital daraus zu schlagen.«
    »Ach«, staunte Häberle. Was war in Sander gefahren? Stand er unter Schock? Brisantes Filmmaterial an die
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