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Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten
Autoren: E. Meyer
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...“, kam es knapp von ihm, bevor er hastig ein „Jetzt aber Berlin ...“, hinterher nuschelte.
    Irrte ich mich oder war der Kleine näher gerutscht?
    „Deutschland schönes Land, viele nette Männerchen“, fuhr er fort und sah mich irritiert an, als ich leise lachte.
    „Du meinst Menschen?“
    Er nickte eifrig und errötete etwas.
    „Paulo sagt, ich kann gut Deutsch sprechen, für wenig Zeit ... aber nicht perfekt.“
    „Ja, du sprichst schon sehr gut Deutsch!“, bestätigte ich und er schien sich darüber tatsächlich zu freuen.
    „Gehst du noch zur Schule?“ Rein optisch sah er nicht viel älter als Paul aus.
    Er schien zu überlegen und nickte dann knapp, es war offensichtlich, dass er log.
    Vielleicht verstand er ja nicht, was ich sagte.
    „Und bist du gut?“
    Er nickte wieder eifriger.
    „Ja, alle sagen „Sehr gut gemacht“!“
    „Was kannst du denn am besten?“, hakte ich weiter nach und er schien wieder zu überlegen.
    „Weiß nicht ...“, begann er schließlich und ich entschloss mich dazu, ihn nicht so zu quälen.
    „Also kannst du alles gleich gut?“ Er nickte etwas verständnislos und lächelte unsicher.
    „Du bist sehr nett“, kam es schließlich von ihm und ich konnte mir nicht helfen, irgendwie kam es mir so vor, als wäre der Kleine interessiert an mir.
    Als dann noch seine schlanken Finger über meinen Oberschenkel wanderten, wurde mir so einiges klar.
    Ich hinderte ihn daran seine hübschen Fingerchen auf Bergtour zu schicken und sah ihn ernst an.
    „Hat Paul gesagt, dass du das machen sollst?“
    Er schüttelte eifrig den Kopf.
    „Paulo gesagt, du lieben Männer ...“
    „Hat er dir Geld gegeben?“
    „Ah, no. Gesagt, dass hübscher Mann und sehr einsam ... nichts Geld, Liebe machen ...“
    Ich verstand nicht ganz. „Du willst mit mir Liebe machen?“
    Er nickte und krabbelte halb auf meinen Schoß. „Liebe machen! El sexo!“
    „Hey nun mal langsam, nichts el sexo, el nach hauso geho!“
    Das fehlte mir gerade noch, ein Kind in der Wohnung reichte vollkommen.
    Er sah mich verwirrt an.
    „Wo kommst du her?“
    „Zuhause ...“
    „Gut, dann geh da wieder hin!“
    Er schien immer noch verwirrt. „Hin?“
    „Nach Hause, zurück ...“, versuchte ich es weiter.
    „Das heißt a casa, ir a casa!“, kam es altklug von meinem Ex, der mit einer Schüssel Spaghetti beladen das Wohnzimmer betrat.
    „Ir a casa?“, kam es fragend von José.
    „No, quédate, por favor! “, sagte Niclas besänftigend.
    Ich sah meinen Ex irritiert an. „Was heißt das?“
    „Das heißt, dass er bleiben wird ...“
    „Ah ja, und das sagst du, der ja hier offensichtlich wohnt.“
    „Ach komm schon, er ist Pauls Freund, lass den Jungs doch ihren Spaß.“
    Dass der Junge hier scheinbar ganz anderen Spaß wollte, verschwieg ich lieber.
    „Seit wann kannst du eigentlich Spanisch?“, fragte ich interessiert.
    „Neben Französisch eine meiner Lieblingsstellungen ...“, er zwinkerte keck gen Moccahäschen, das irritiert zurücklächelte.
    „Ach komm, du warst doch selbst für 69 zu faul ...“
    „Vielleicht warst du ja auch nicht flexibel genug.“ Er grinste breit und zog in die Küche ab, um die Teller zu holen.
    Paul folgte ihm mit Besteck und einem dampfenden Topf roter Soße und meine angestaute Wut legte sich langsam in Erwartung des guten Essens. Wenn Niclas etwas konnte, dann Spaghetti. Zugegeben, nicht gerade eine kulinarische Höchstleistung, aber seine selbst gemachte Soße war ausgezeichnet.
    Nach kurzer Zeit war in meiner Wohnung tatsächlich so etwas wie Ruhe eingekehrt, die nur durch zufriedenes Schmatzen und Schlürfen unterbrochen wurde.
    Ja, so konnte man es durchaus aushalten.
     
    Gut gesättigt rang ich mich schließlich dazu durch, den Abwasch zu machen.
    Während das Spülbecken sich so langsam füllte, sinnierte ich darüber, welchen Plan Paul wohl diesmal ausgeheckt hatte.
    „Wohin?“, unterbrach mich schließlich José, der ratlos auf die leere Flasche Bier in seiner Hand starrte.
    „Hier.“ Ich öffnete eine Schranktür unweit von mir und zuckte bei dem plötzlichen Scheppern zusammen.
    José hatte die Flasche fallen lasen und sah mich nun halb verängstigt, halb überrascht an.
    „Apesadumbrado, Apesadumbrado!!“, stammelte er und bückte sich schließlich nach den Scherben.
    Ich wollte es ihm gerade gleich tun, als er mich auch schon aufhielt.
    In einer barschen Geste fegte er die Scherben zur Seite und hielt mich kniend an der Hüfte fest.
    Noch bevor
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