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Kurt Ostbahn - Kopfschuss

Kurt Ostbahn - Kopfschuss

Titel: Kurt Ostbahn - Kopfschuss
Autoren: Guenter Broedl
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Ostbahn?“
    Eine halbe Stunde später hat das Ehepaar Reithofer ein Autogramm mitsamt Widmung auf ihrer Liagn & Lochn-LP und vier Fotos mit dem Kurtl vor dem Geschäftsportal, und wir haben ein halbes Dutzend Wurst- und Käsesemmeln und ein Dutzend Dosenbiere, alles ein Geschenk des Hauses, weil sich der Kurtl die Zeit fürs Fotografieren genommen hat, was nicht selbstverständlich ist bei einem dermaßen viel beschäftigten Mann.
    „Alles okay“, sagt der Trainer zu seinem Übersetzer, als wir wieder im grünen Boliden sitzen. „Er hat dich nicht einmal bemerkt. Also lebst du, Roman. Garantiert.“ „Der Greißler hat doch keinen von uns bemerkt, außer den Ostbahn! “, klagt Roman.
    „Damit musst du leben“, sagt der Trainer. „Damit lebt unsereins seit bald dreißig Jahren.“
    Wir fahren die Dorfstraße zurück zum Gasthof Zur Post, wo Johannes Reithofer, der ältere Bruder des ADEG-Kaufmanns, schon von weitem zu hören ist. Er hackt hinterm Haus Holz für den Winter und verflucht mit jedem Axthieb lautstark den Herrgott, die Erzengel, den Teufel und seine Frau Erika, die ihn mit der Drecksarbeit allein gelassen hat und nach Kittsee zum Friseur gefahren ist.
    Roman Schindlers dunkelblauer Ford Ka steht immer noch an seinem Platz im Hof.
    „Herr Reithofer?“, sage ich.
    „Ruhetag“, sagt der Gastwirt und schwingt gleich wieder die Axt.
    „Herr Reithofer!“, sagt der Doc.
    „Ruhetag“, bekommt auch er die gleiche Auskunft.
    „Es geht um mein Auto“, sagt Roman punktgenau im falschen Moment. „Wir wollen es nur abholen.“
    „Was für ein Auto? Bei mir gibt’s kein Auto. Wiederschauen“, erweist sich Johannes Reithofer, wie schon sein ungesendetes Fernsehinterview vermuten ließ, als kein sonderlich umgängliches und warmherziges Wesen.
    „Dieser junge Mann“, sagt der Doc und zeigt auf Roman, „ist der rechtmäßige Besitzer dieses blauen Kraftfahrzeugs, Herr Reithofer. Er ist aus Wien angereist, wo ihm der Wagen gestohlen wurde, und er wird jetzt in sein Auto steigen, egal ob Ihnen das passt oder nicht.“
    „Der rechtmäßige Besitzer? Der Hippie da? Dann bin ich der Schah von Persien“, sagt der Gastwirt, legt die Axt weg und nimmt einen kräftigen Schluck aus der Doppelliterflasche, die er griffbereit neben dem Hackstock geparkt hat. „Ich kenn zufällig den Besitzer. Er war nämlich ein Gast von mir. Und er is verstorben. Den ham s’ erschossen, quasi vor meiner Haustür. An dem Tag, wo er abreisen wollt, und leider noch bevor er seine Rechnung bezahlt hat. Das Auto bleibt da, bis ich das Geld hab, das mir zusteht!“
    „Ihr ermordeter Zimmergast, Herr Reithofer, war nicht der Besitzer, sondern der Mann, der den Wagen in Wien gestohlen hat“, sage ich und weiß gleichzeitig, dass die Wahrheit den geistig nicht sehr wendigen Gastronomen überfordern wird.
    „Was wollen Sie eigentlich von mir? Und wer sind Sie überhaupt? Sie stehen auf meinem Grund und Boden, und wann Sie ned gleich dalli, dalli verschwunden sind, hol ich mein Gewehr! Also Abmarsch!“, reagiert Johannes Reithofer leider typisch, indem er seinen geistigen Engpass mit blinder Aggression zu kompensieren sucht. (Ist nicht von mir. Ist aus einem Buch, das mir der begnadete, aber frühpensionierte Kriminalinspektor Franz Brunner letzte Weihnachten geschenkt hat.)
    Natürlich ist unsereins auch auf diesen Extremfall vorbereitet.
    Roman, der Doc und ich halten den wutschnaubenden Gastwirt in Schach, während der Trainer, sozusagen als unser Joker, zum Wagen sprintet, den kleinen, blauen Ford mit Romans Schlüssel startet, die Beifahrertür öffnet und im Retourgang zu uns bis knapp an den Hackstock fährt. Roman springt in den Wagen und die zwei rasen los. Dann verabschieden sich der Doc und ich knapp und formlos von Johannes Reithofer, indem wir wie zufällig seinen Doppelliter umtreten, schwingen uns in die froschgrüne Rostlaube und jagen dem dunkelblauen Kleinstwagen hinterher.
    Zirka drei Kilometer später gibt es ein Wiedersehen. Auf einem Feldweg, im Schutz kahler Sträucher.
    „Wie vermutet“, berichtet der Trainer, „sind die Wagenpapiere aus dem Handschuhfach verschwunden. Dafür haben wir im Kofferraum diese Reisetasche gefunden. Der Inhalt ist absolut sehenswert, würde ich meinen.“
    Neben sportlicher Herrenbekleidung und Unterwäsche präsentiert uns der Trainer eine 9-mm-Pistole, eine Schachtel
    Munition, ein Dutzend Fotos, die einen alten, in Renovierung befindlichen Gutshof zeigen, Bilder von
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