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Kurt Ostbahn - Kopfschuss

Kurt Ostbahn - Kopfschuss

Titel: Kurt Ostbahn - Kopfschuss
Autoren: Guenter Broedl
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Linda?“
    „Ramons Schwester.“
    „Ramon hat viele Schwestern“, meint Hondo. „Ich glaube, es sind acht oder neun.“
    „Ich meine Linda, die in Austin, Texas, lebt und dort als Sängerin arbeitet. Ich hab die halbe Nacht mit ihr getanzt und geredet, Hondo, und ich hab sie geküsst und dann weiß ich nicht, was mir passiert ist. Ich weiß es wirklich nicht, aber mein Herz sagt mir, dass ich mit Linda die schönste Nacht meines Lebens verbracht habe. Und ich will diese wundervolle Frau Wiedersehen, sie eventuell heiraten und mit ihr Kinder kriegen. Also wo ist Linda?!“
    „Fort“, sagt Rondo. „Sie sind alle fort. Ramon, die Junkyard Angels und all ihre putas und Lindas.“
    „Was soll die Scheiße, Rondo?“, werde ich plötzlich laut und packe den alten Mann an den knochigen Schultern, die sich unter seinem Hemd anfühlen wie aus hauchdünnem Sperrholz.
    „Perdón. Das wollte ich nicht.“
    „Du solltest besser aufbrechen und weiterziehen“, sagt Rondo, steht auf und kehrt am Stock zurück in seine Hütte.
    Als ich meine Sachen gepackt habe und raus in den Wagen tragen will, starte ich noch einen letzten Versuch, wieder mit Rondo ins Gespräch zu kommen.
    „Ich mach mich auf den Weg. Und ich danke dir, Rondo. Ich danke dir für alles. Und ich entschuldige mich für meine Grobheit vorhin. Ich mach mich jetzt auf den Weg zu Linda.“
    Der alte Mann ist mit dem Putzen und Kleinschneiden von Pilzen beschäftigt, die bekanntlich nicht in der Wüste, sondern in eher feuchten und waldreichen Regionen sprießen und gedeihen.
    „Du wirst diese Linda nicht wieder finden“, sagt er. „Sie ist fort.“
    „Wohin?“
    „Wohin der Wind sie trägt.“
    „Wie meinst du das, Rondo?“
    „Geh deinen Weg und du wirst es erfahren“, sagt der alte Mann und wünscht mir eine gute Fahrt.
    Als ich die Reisetasche im Kofferraum meines Miet-Chevys verstauen will, klemmt das Schloss. Da wurde dran manipuliert. Als der Kofferraum dann endlich aufspringt, ist der Samsonite noch an seinem Platz, aber der Plastiksack mit den zweitausendfünfhundert Dollar in diversen Währungen, die ich in Nuevo Laredo dem Hotelportier zurückerstatten wollte, ist weg.
    „Rondo!“, rufe ich.
    Aber für den alten Mann bin ich nicht mehr hier, sondern auf meinem Weg.

28. WIEN-FÜNFHAUS

    Als zirka eine halbe Stunde später der Trainer mit Roman Schindler eintrifft, der für ein Mordopfer einen ziemlich lebendigen und agilen Eindruck macht, und bald danach auch Doktor Trash mit schwarzen Ringen unter den Augen und einer schwarzen Aktentasche unterm Arm, bedeutet das für das Caje Rallye den heurigen Besucherrekord.
    Der Herr Josef stellt für das Gipfeltreffen die zwei Tische neben der antiken Jukebox zusammen und erlaubt sich, die erlesene Runde aus kurzzeitig verschollenen beziehungsweise totgeglaubten Personen, privaten Ermittlern und einer Muse namens Melanie auf ein Schnapserl einzuladen. Er hätte da ganz was Feines, und zwar von der Vogelbeere.
    „Super“, sagt der Trainer.
    „Später“, sagt der Doc und übernimmt damit ungefragt den Vorsitz. „Wir haben zu arbeiten!“
    Ich hatte gleich nach dem Anruf des Trainers versucht, den Doc zu erreichen, aber in seinem Datenheim war ständig besetzt. Also setzte ich zuerst Melanie und den Herrn Josef, die mein Telefonat mit dem Trainer so gebannt mitverfolgt hatten, vom neuesten Stand der Ermittlungen in Kenntnis: „Dem Trainer geht es gut und der tote Roman lebt. Wie das möglich ist, werden wir in Kürze erfahren. Die beiden sind auf dem Weg hierher.“
    „Unglaublich“, sagte der Herr Josef und verordnete sich gegen die plötzliche Aufregung einen dreistöckigen Scharlachberg.
    „Aber irgendwie cool“, meinte Melanie, und: „Mir auch so was, bitte, aber eine Nummer kleiner.“
    Nach einem schnellen kleinen Bier rief ich noch einmal beim Doc an.
    „Ich weiß Bescheid“, sagte er. „Hatte soeben ein kurzes Telefonat mit dem Trainer, der sich nach deinem Geisteszustand erkundigt hat. Ich konnte ihn beruhigen und mache mich nun auf den Weg.“
    „Und was hältst du von der ganzen Sache, Doc?“
    „Sieht gar nicht gut aus“, sagte er und legte auf.
    Dann bat ich Melanie, dem Trainer, wenn überhaupt, dann nur äußerst schonend beizubringen, dass ich an ihren Namen und ihre Telefonnummer durch unser unerlaubtes Eindringen in die Meidlinger Mansarde gekommen bin.
    „Die Sache besprech ich mit ihm lieber unter vier Augen, sobald sich die Wogen geglättet haben“, sagte
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