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Kurt Ostbahn - Kopfschuss

Kurt Ostbahn - Kopfschuss

Titel: Kurt Ostbahn - Kopfschuss
Autoren: Guenter Broedl
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Stacheldrahtzäunen mit dem Schild „Projektgruppe: Martinihof Personalausweise und Reisepässe aus aller Welt, lautend auf ebenso viele Namen, aber mit immer dem gleichen Foto eines jungen Mannes, dem man, wenngleich kurzhaarig, eine gewisse Ähnlichkeit mit Roman Schindler nicht absprechen kann, sowie eine Mappe mit Papieren über eine Janus Corporation in Wien, New York und Sankt Petersburg.
    „Finanziert diese Janus-Dings nicht auch die GID, die ihrerseits wiederum für die Revitalisierung des Martinihofs zuständig ist, obwohl sie im Bauwesen nichts verloren hat, sondern interdisziplinäre Diagnostik betreibt?“, frage ich den Doc.
    „Schön langsam, Kurt“, meint er, die Denkerstirn in Falten. „Wer ist Janus?u
    „Ein römischer Gott mit zwei Gesichtem“, weiß Roman. „Der Gott von Eingang und Ausgang, von Anfang und Ende.“ „Sehr schön. Danke, Roman“, sagt der Doc.
    „Janus, das ist eine internationale Verbrecherorganisation mit Stammsitz in Sankt Petersburg, die James Bond in dem Film Golden Eye nur mit sehr viel Mühe und großem technischen Aufwand zerschlagen konnte“, weiß der Trainer. „Das muss, wenn ich mich nicht irre, 1995 gewesen sein.“ „Danke, Trainer“, sagt der Doc. „Und ich behaupte, dass James Bond im Kampf gegen Janus zwar einen spektakulären Teilerfolg erzielt und die Organisation bis zum Ende der Schlusstitel seines Films lahm gelegt hat, aber die Realität beweist uns heute, dass Janus immer noch am Leben und weltweit tätig ist.“
    „Kühne Theorie“, sage ich zum Doc. „Demnach ist der Tote mit den vielen Pässen und Namen also ein Spion der Konkurrenz, der von Janus beim Martinihof entdeckt und hingerichtet wurde.“
    „So ist es“, meint der Doc.
    Als wir bald danach in Romans Kleinstwagen auf die Wiener
    Stadtgrenze zusteuem (während die übrigen Expeditionsteilnehmer im Trainer-Boliden längst daheim oder im Himmel sind), frage ich den Doc, wie wir weiter gegen Janus Vorgehen werden.
    „Wir?“, sagt Doktor Trash. „Wir gar nicht, Kurt. Das ist ein Parallel-Universum, in dem wir nichts zu suchen und zu sagen haben, und auch nicht die geringste Chance, wenn wir versuchen, dagegen anzutreten.“
    „Verstehe“, sage ich. „Aber wenn nicht wir, wer dann?“ „Bond“, sagt der Doc. „James Bond. Sonst fällt mir momentan niemand ein.“

30. TRES CRUCES,
MEXICO

    Zuerst glaube ich an eine Sinnestäuschung, eines dieser Wüsten-Phänomene, eine Luftspiegelung, die mir ein am Straßenrand abgestelltes dunkelblaues Automobil aus dem Hause Chevrolet vorgaukelt, das haargenau wie mein Mietwagen aussieht, der jedoch nachweislich neben Ernestos Haus auf einen neuen Motor aus Detroit oder Monterrey wartet.
    Der Duke und ich sind zirka zehn Kilometer nördlich von Tres Cruces auf dem Weg zur Grenze und dieser Chevy parkt tatsächlich in der Wüste, und zwar exakt dort, wo ich vor ein paar Tagen meine Autopanne hatte, im Schatten der Riesen-Yucca.
    „Duke“, sage ich, „siehst du den Wagen da vorn?“
    „Ja, und?“, sagt der Duke. Er wollte mir auf der Fahrt nach Nuevo Laredo von den edlen Pferden der Allman Brothers auf ihrer Ranch in Juliette, Georgia, erzählen, ist heute Morgen aber eindeutig nicht in Plauderlaune. Ersatzweise hat er eine Kassette laufen, Highway Call, das erste Soloalbum von Dickey Betts, erschienen 1974 und auf CD nicht erhältlich, ein pures Countryalbum mit einem Schuss Django Reinhardt.
    Der Duke scheint von dem Chevy-Phänomen weder überrascht noch beeindruckt.
    „Wir sollten anhalten und nachsehen, was da vorn los ist“, sage ich.
    „Okay, Kurt.“
    Als wir uns der Yucca und dem blauen Chevy bis auf ein paar Meter genähert haben, ist nicht zu übersehen, dass der Lenker des Wagens in ziemlichen Schwierigkeiten steckt: Der Mann trägt nur weiße Shorts, ein ärmelloses Unterhemd und eine Baseballmütze und er ist mit einem dicken Strick an den mächtigen Baumstamm gefesselt. Er windet sich, soweit das seine Fesseln zulassen, und schreit verzweifelt um Hilfe.
    „Wen haben wir denn da?“, bleibt der Duke auch jetzt noch völlig unbeeindruckt von dem erbärmlichen Anblick, hält an und steigt gemächlich aus der Limousine.
    „Ein Messer!“, sage ich. „Wir brauchen ein Messer, Duke!“ Dann renne ich auf die Yucca und den hilflos in der Morgensonne röstenden Mann zu.
    Zuerst glaube ich an eine Sinnestäuschung, eines dieser Wüsten-Phänomene, eine Luftspiegelung, die mir das schweißgebadete, schlecht rasierte und
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