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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus
Autoren: Lindsey Davis
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Falco.«
    »Ja, und?« Er schwieg. Mir fiel ein, daß er was übrig hatte für Rothaarige. »Lusius, Sie müssen verrückt sein!«
    »Ich habe mich noch nicht endgültig entschieden.«
    »Wenn Sie jetzt da reingehen, um mit ihr zu reden, dann wird Severina das schon für Sie besorgen … Was um alles in der Welt finden Sie denn bloß an der Frau?«
    »Sie meinen, abgesehen von einem zurückhaltenden Wesen, anmutiger Erscheinung – und der Tatsache, daß ich jede Minute, die ich mit ihr zusammen wäre, den Kitzel der Gefahr spüren würde?« So viel Mangel an Selbsttäuschung konnte einen direkt trübsinnig machen.
    »Sie wissen offenbar, worauf Sie sich einlassen – und damit haben Sie den meisten Leuten schon einiges voraus! Severina sagt, sie hat nicht vor, noch einmal zu heiraten – was bedeutet, sie sucht schon eifrig nach dem nächsten Mann. Also nur hereinspaziert, mein Lieber – aber seien Sie nicht so dumm, sich einzubilden, Sie könnten diese Frau bändigen.«
    »Keine Angst, das wird schon der Rest von besagter Hustenpastille besorgen.«
    »Wo ist denn dieses unappetitliche Beweisstück?«
    »An einem sicheren Ort.«
    » Wo, Lusius?«
    »Ich bin kein Narr, Falco. Da kommt niemand dran.«
    »Wenn Sie ihr das Versteck verraten, sind Sie ein toter Mann!«
    Lusius klopfte mir beruhigend auf die Schulter. Fast wurde mir bange vor so viel Selbstsicherheit. »Ich habe bestens vorgesorgt, Falco: Falls ich unfreiwillig und vor meiner Zeit abtrete, werden meine Testamentsvollstrecker das Beweisstück finden, zusammen mit der eidesstattlichen Erklärung des Arztes und einem erläuternden medizinischen Zusatz.«
    Ein echter Juristensekretär!
    »So, und nun geh ich rein«, sagte er. »Wünschen Sie mir Glück, Falco!«
    »Ich glaube nicht an Glück.«
    »Ich eigentlich auch nicht«, gestand Lusius.
    »Wenn das so ist, dann verrat ich Ihnen mal was: Vor kurzem hat mir eine Wahrsagerin erzählt, daß der nächste Ehemann, den Severina sich schnappt, ein langes Leben vor sich hat … jetzt kommt’s wahrscheinlich darauf an, ob Sie an Wahrsager glauben. Haben Sie einen Notgroschen?«
    »Kann schon sein«, antwortete Lusius vorsichtig.
    »Sagen Sie ihr nichts davon!«
    Lusius lachte. »Das hatte ich auch nicht vor!«
    Ich trat von der Haustür zurück; er zog die Glocke.
    »Ich finde, Sie sollten mir trotzdem sagen, wo Sie die tödliche Pille deponiert haben.«
    Lusius besann sich und kam zu dem Schluß, ein Zeuge könne vielleicht nützlich sein. »Corvinus hat neulich sein Testament bei den Vestalinnen hinterlegt.« Ein ganz normaler Vorgang für einen Prätor. »Er erlaubte mir, meines dazuzulegen. Wenn mir etwas zustoßen sollte, Falco, werden meine Nachlaßverwalter feststellen, daß mein Testament ein außerordentlich faszinierendes Siegel trägt …«
    Er hatte recht: Er war wirklich kein Narr. Niemand, nicht einmal der Kaiser, kann ohne Dekret ein Testament an sich bringen, das im Schrein der vestalischen Jungfrauen verwahrt wird.
    »Na, zufrieden?« erkundigte er sich lächelnd.
    Ein brillanter Schachzug. Ich bewunderte ihn. Hätte er nicht einen gar so gräßlichen Geschmack gehabt, was Frauen anging, Lusius und ich hätten Freunde werden können.
    Ja, ich dachte sogar – nicht ohne einen Hauch von Eifersucht –, daß Severina Zotica nun vielleicht doch ihren Meister gefunden hatte.
LXVII
    Der Senator saß im Garten seines Innenhofes und unterhielt sich mit seiner Frau. Tatsächlich sahen die beiden aus, als hätten sie ein und dasselbe Thema solange durchgekaut, bis sie es leid waren: Wahrscheinlich sprachen sie von mir. Allein, Camillus Verus hielt eine Weintraube in der Hand und fuhr, auch nachdem er mich bemerkt hatte, fort, mit leichter Hand die Beeren abzuzupfen, und auch Julia Justa – deren dunkles Haar ihr im Dämmerschein eine verblüffende Ähnlichkeit mit Helena verlieh – machte keine Anstalten, den Abendfrieden zu stören.
    »Guten Abend, Senator – Julia Justa! Ich hatte gehofft, Ihre Tochter hier anzutreffen.«
    »Sie kommt hereingeschneit«, grummelte ihr Vater, »borgt sich meine Bücher aus; verplanscht das ganze heiße Wasser; plündert den Weinkeller! Ihre Mutter schafft es in der Regel, wenigstens ein paar Worte mit ihr zu wechseln; ich kann mich schon glücklich schätzen, wenn es mir gelingt, ihren Rocksaum hinter einem Türrahmen verschwinden zu sehen.« Ich mußte unwillkürlich grinsen. Hier saß ein Mann zwischen Nachtfaltern und Blumendüften in seinem Garten und nahm sich
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