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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus
Autoren: Lindsey Davis
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Außerdem waren die Hortensii die Vermieter. Ihr Makler hätte von Ihnen niemals Befehle entgegennehmen dürfen. Warum haben Sie’s getan? Um mich aus dem Weg zu räumen? Und warum haben Sie sich’s dann im letzten Moment anders überlegt? Weil Sie hofften, ich könnte Ihnen am Ende doch noch nützlich sein?«
    Es dauerte lange, bis sie mir Antwort gab. »Sie sollten dankbar sein, daß ich versucht habe, Sie zu retten!«
    »Während Sie Helena umbrachten?« Sie war auf Draht; sie wußte, ich hätte nie im Leben darüber sprechen können, wenn es wahr gewesen wäre. »Helena war nicht im Haus – sonst wären Sie jetzt schon tot. Sie hatten einen Grund für das, was Sie heute getan haben. Und tun Sie nicht so, als wäre es Ihnen dabei um mich gegangen. Selbst wenn da was dran wäre, glauben Sie wirklich, ich hätte mich Ihnen – oder irgendeiner Frau – zugewandt, nachdem ich sie auf so grausame Weise verloren hätte? Nein, Ihr Motiv war sehr viel komplizierter. Ich weiß, Sie waren eifersüchtig – aber Sie waren eifersüchtig auf uns beide. Sie konnten den Gedanken nicht ertragen, daß andere Menschen besitzen, was Sie verloren haben …« Ich beugte mich vor und hinab zu ihr, die zusammengesunken auf ihrem Schemel kauerte. »Na los, erzählen Sie mir von Gaius Cerinthus, Zotica.«
    Zum allerersten Mal war ich sicher, sie überrumpelt zu haben. Doch selbst jetzt weigerte sie sich noch, etwas preiszugeben. »Offenbar wissen Sie ja schon Bescheid!«
    »Ich weiß, daß ihr beide aus dem Hause Moscus kamt. Ich weiß auch, daß Cerinthus derjenige war, der Grittius Fronto umgebracht hat. Das könnte ich sogar beweisen; es gab nämlich einen Zeugen. Aber die Parzen sind mir zuvorgekommen und haben entschieden, daß Cerinthus nicht vor ein weltliches Gericht treten soll. Ich weiß auch, daß Cerinthus von einer einstürzenden Mauer getötet wurde. Und ich weiß, daß diese Mauer Hortensius Novus gehörte.«
    Sie schloß die Augen, ein klares Eingeständnis.
    Den Rest konnte ich mir zusammenreimen. »Cerinthus war also Sklave im selben Haus wie Sie. Wie ging’s weiter – Sie verliebten sich in ihn? Nachdem Sie Severus Moscus geheiratet hatten oder schon vorher?«
    »Hinterher«, antwortete sie ruhig.
    »Nach Moscus’ Tod waren Sie eine freie Frau mit einem hübschen Erbteil. Sie hätten Cerinthus heiraten und mit ihm ein schönes Leben führen können. Warum mußten Sie gar so gierig sein? War es Ihre Idee oder seine, eine noch größere Mitgift zu ergaunern?«
    »Seine und meine.«
    »Sehr geschäftstüchtig! Wie lange wollten Sie denn das Spielchen noch treiben?«
    »Mit Fronto sollte eigentlich Schluß sein.«
    »Moscus mußte also als erster dran glauben – hat Cerinthus seinem Herrn den Amphitheaterplatz in der prallen Sonne besorgt?«
    »Cerinthus kaufte die Eintrittskarte – für die Sonne können Sie ihn nicht verantwortlich machen!«
    »Wohl aber dafür, daß er den alten Moscus nicht davor gewarnt hat! Doch weiter – der nächste war Eprius, der Apotheker. Den haben Sie selbst erledigt. Und zum Schluß der Tierimporteur vom Circus. Da war gleich zweimal der Wurm drin – Fronto hatte Ihnen den Neffen verschwiegen, der sich schon auf das Erbe freute, und außerdem hat er Sie verprügelt. Cerinthus konnte sich offenbar damit abfinden, daß Sie mit anderen Männern ins Bett gingen, aber er hatte etwas gegen Brutalität. Um Sie davor zu bewahren, verfiel er auf die denkbar grausamste Lösung. Aber dann dauerte es nicht lange, und der arme Cerinthus spazierte im falschen Moment an einem von Novus’ baufälligen Häusern entlang. Und Ihnen blieben nur ein angeknackster Ruf, ein toter Geliebter, ein Haufen Geld, an dem Ihnen jetzt vermutlich nichts mehr lag – und kein anderes Ziel als Rache.«
    Ihr Teint sah auf einmal aus wie vergilbter Papyrus, aber sie hatte ihr Feuer nicht verloren. »Sie können von mir aus erzählen, was Sie wollen, Falco.«
    »Aber Sie werden nicht umfallen? Da wäre ich mir nicht so sicher. Bestimmt haben Sie sich mit den übelsten Vorsätzen in Novus’ Vertrauen geschlichen, getrieben von wildem Haß, aber an dem Abend, als ich Ihnen sagte, daß er tot sei, ist Ihnen das ganz schön an die Nieren gegangen, Zotica. Hätte keinen Sinn, es abzustreiten! Ich glaube, damals haben Sie die Wahrheit erkannt: Haß kann schnell schal werden. Novus war tot, ja, aber Ihr Geliebter auch. Cerinthus würde nie erfahren, daß Sie ihn gerächt haben. Diesmal war keiner mehr da, der Ihren Triumph
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