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Kunstraub im Städel

Kunstraub im Städel

Titel: Kunstraub im Städel
Autoren: Frank Demant
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gut.“
    Herr Schweitzer schaute auf die sich schließende Tür und schüttelte den Kopf. Laura, Laura, was man mit dir so alles mitmacht.
    Dann ging er in die Küche Kaffee aufbrühen. Den würde er jetzt brauchen, er war ja seines heiligen Mittagsschlafs beraubt. Und geschlafen hatte er sowieso nicht viel die letzte Zeit.
    Nach der zweiten Tasse war Herrn Schweitzers Wohlergehen insofern wieder hergestellt, als dass ihm zum einen nicht gleich die Augen zufielen und zum anderen sein Denkapparat nun etwas leistungsfähiger war. Aber es half alles nichts, er brauchte Informationen. Soll ich Marlon anrufen? Der hat bestimmt schlechte Laune, weil ihm ja die Gauner vorerst durch die Lappen gegangen waren. Und außerdem durfte Marlon auf gar keinen Fall dahinterkommen, dass er, Herr Schweitzer, auf eigene Faust gehandelt hatte. Wodurch zwar ein Gemälde wieder da, die anderen zwei aber weg waren. Hätte er mal nur Marlon oder die Bullen verständigt,
bevor
er sich zur Werkshalle begeben hatte. Hätte, hätte, hätte. Dafür war es jetzt zu spät. Dann vielleicht Maria. Wir könnten noch eine Kleinigkeit essen gehen und dann vielleicht ein bisschen fernsehen. Dabei könnte ich dann unauffällig einschlafen. Guter Plan.
    Als Herr Schweitzer sein Handy ergriff, registrierte er einen eingegangenen Anruf auf seiner Mailbox. Huch, durchfuhr es ihn, wann soll denn das gewesen sein?
    Er horchte. Auf die Worte Marlons. Dieser teilte ihm lapidar mit, dass alles schief gelaufen sei. Nachdem sich lange nichts getan hatte, hätten sie die Kleingartenanlage von vorne bis hinten durchkämmt. Mehrmals. Ohne Erfolg. Die Diebe seien über alle Berge. Auf und davon. Keine Extraprämie also. Wäre aber kein Beinbruch, er, Marlon habe schließlich stets mehrere Eisen im Feuer. Wenn er wolle, könne er, der Simon, sich seine Tagessätze am Montag bei ihm im Büro abholen. Die Lösegeldübergabe solle heute um Mitternacht stattfinden. Tschüss.
    Herr Schweitzer lauschte der Stimme nach. Er hatte nicht den Eindruck, als sei Marlon sonderlich niedergeschlagen. Tja, dachte er, so ist das eben bei Profis. Niederlage, Sieg – egal, Lebbe geht weider.
    Selten, dass Kaffee eher kontraproduktiv daherkommt. Herr Schweitzer aber gähnte. Nicht ein Mal, nicht zwei Mal. Viele Male.
    Obschon er sich eigentlich besser hätte kennen müssen, begab er sich zwecks weiteren Nachdenkens und zur Verarbeitung des soeben von Marlon Erfahrenen in sein Zimmer. Dort setzte er sich auf sein Bett und blickte durchs Fenster auf die Frankfurter Skyline. Die Abendsonne spiegelte sich in den Türmen der Geldinstitute. Sehr pittoresk, das Ganze.
    Zwei Minuten darauf war Herr Schweitzer dahintergekommen, dass es sich im Liegen besser denken ließ. Das stimmte auch. Zwei Minuten lang jedenfalls. Auch ohne Betthupferl-Joint entschleunigte er geschwind.
    Bis hin zum Tiefschlaf.

Samstag, 23:59 Uhr
    Konstantinos Tziolis hatte Mannsfeld mitgeteilt, dass die Übergabe auf dem Parkplatz vor dem Eintracht-Museum in der Haupttribüne des Waldstadions stattfände, er alleine kommen solle und ein für ein paar Kröten engagierter Drecksjunkie, so drückte er sich aus, das Geld entgegennehmen werde. Mannsfeld solle das Handy mitnehmen, weitere Anweisungen bekäme er vor Ort. Außerdem werde er das Geschehen mit einem Fernglas beobachten. Keine Dummheiten also. Und keine Bullen. Andernfalls werde er den Sprengstoff, den er dem Überbringer der Bilder in den Hosenbund gesteckt habe, aus der Ferne zünden. Er meine es ernst, das mit dem Blutbad, sollten sie versuchen ihn reinzulegen.
    Die Sonderkommission Picasso war ob dieser Entwicklung natürlich wenig begeistert. Ein Zugriff während der Geldübergabe war nun natürlich ausgeschlossen. Menschenleben zu gefährden, verbot sich von selbst. Trotzdem standen mehrere Dutzend Beamte und etliche schnelle Fahrzeuge für eine mögliche Verfolgung bereit. Ein Peilsender war im Griff des präparierten Geldkoffers installiert.
    Benny hatte eine blondierte Perücke auf. Hätte er noch die passende Kleidung dazu getragen, wäre er glatt als eine jener alten Damen durchgegangen, die mit einem Pudel auf dem
    Schoß bei Tierärzten in Wartezimmern herumhockten. Er stand mitten auf dem beleuchteten Parkplatz.
    Mannsfeld kam auf ihn zu. Das Handy hatte er am Ohr.
    „Den Koffer abstellen“, kam es aus dem Gerät.
    Der Museumsdirektor gehorchte. „Wo sind die Gemälde? Ich sehe sie nicht.“
    „Glaubst du, ich bin blöd.“
    „Nein.“
    „Schön.
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