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Kunstraub im Städel

Kunstraub im Städel

Titel: Kunstraub im Städel
Autoren: Frank Demant
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Leben.
    „Na, heute ist doch Brunchen beim Mogk. Das hab ich dir aber gesagt, mein Schatz.“
    „Oh, natürlich. Du hast recht, Maria, wie immer. Wann fängt’s an?“
    „Die beginnen so um elf, aber zwölf reicht auch. Ich muss mich noch zurecht machen. Schön, dass der Beckmann wieder im Städel ist. Hast du das eingefädelt?“
    „Och … äh … nur so …“, indirekt, wollte Herr Schweitzer anfügen, aber das wäre ja geschwindelt gewesen. Weder er noch Marlon hatten sich auch nur ein einziges Blatt vom Lorbeerkranz verdient. Außer Spesen nix gewesen, würde Marlon sagen.
    „Okay, dann bis gleich, Simon.“
    „Ja, bis gleich.“

Sonntag, 11:55 Uhr
    Herr Schweitzer hatte die vermeintliche Fälschung zum Hängemattenbeistelltisch auf die Rückbank verfrachtet. Er lenkte den Twingo die Schweizer Straße runter, die nun des ausgebliebenen Erfolges wegen doch nicht in Simon-Schweitzer-Straße umbenannt werden musste.
    Ein Parkplatz war schnell gefunden. Beim Aussteigen bemerkte er in der Seitenablage die CD, die er von den Punks geschenkt bekommen hatte. Er holte sie heraus, besah sich das Cover und musste herzlich lachen, weil:

    Er nahm sie mit in die Kneipe, vielleicht würde sie Matthias, der Wirt, ja mal auflegen. Das Cover machte Lust auf mehr. Obendrein war das Mogk’s auch eine Fußball-Kneipe, das heißt, die Bundesligapartien der Eintracht wurden hier live gezeigt. Und Sticheleien gegen Offenbach fielen naturgemäß auf fruchtbaren Boden. Den Holbein hatte er im Auto gelassen, der würde erst später zu seinem Auftritt kommen. Herrn Schweitzers Choreographie hatte noch Großes mit ihm vor.
    Überschwänglich begrüßte er seine Maria. Küsschen, Küsschen. Und auch sonst war schon allerhand los. Im schattigen kleinen Vorgarten an der Gutzkowstraße waren etliche der typischen Ebbelwoi-Bänke besetzt, am Tresen saß die Truppe, die immer dort saß, und am Stammtisch, gleich rechts vom Eingang widmeten sich Karl-Heinz, Eddy, Monika, Ottche, Tante Linde, Onkel Jochen, Don und Rainer, mit denen Herr Schweitzer im letzten Jahr schon so manchen Schoppe gepetzt hatte, der Tafelfreuden. Unter ihnen auch einige so genannte Alt-68er, von denen man inzwischen mit Fug und Recht behaupten konnte, noch älter zu sein, als der Begriff suggerierte. Allgemein war man schon eifrig am Mampfen. Insbesondere der erst seit Kurzem den Markt erobernde Handkässalat mit Blutwurst hatte seine Fangemeinde.
    Auf Marias Frage, warum er denn seinen Fuß so komisch nachziehe, hatte Herr Schweitzer lapidar, kurz und bündig, ganz Held eben, mit „knallharte Verfolgungsjagd, da fallen schon mal Späne, ist kaum der Rede wert“ geantwortet.
    Als das Buffet leergefegt und jene, die tatsächlich nur des Brunches wegen vorbeigekommen, sich schon wieder auf die Socken gemacht hatten, und nur noch die anwesend waren, welche dem Handkässalat ein paar zusätzliche Schoppen und Schnäpse mit auf den Verdauungsweg zu geben gedachten, legte der Wirt Matthias die CD von Bildungsflaute Offenbach auf.
    Keine zehn Minuten später grölte die komplette Kneipe den Refrain mit:
    Groß die Armut und das Leiden,
ein Ort, den selbst die Ratten meiden.
Kaan Mensch will hier begrabe sein,
in diesem öden Kaff am Main.
Es gibt kei größer Ungemach,
als wenn de kimmst aus Offebach
.
    Okay, dachte Herr Schweitzer, ist ein bisschen hart, der Text. Aber so sind Punks nun mal: hart. Die Melodie summte er mit. Würde ihn nicht wundern, wenn in der nächsten Saison die Eintracht-Ultras den Text adaptierten.
    Die Stimmung hatte den Siedepunkt erreicht, als der Ebbelwoi-Kellner Buddha Semmler und sein Kumpel Weizenwetter, angelockt vom Radau, auf ihrer außerplanmäßigen
Tour de Sachsenhausen
hereinschwankten.
    Herr Schweitzer: „Hallo Buddha, Frühschoppe erfolgreich gewesen, wie man sieht.“
    Buddha Semmler: „Oh, oh, oh, da war heut aber auch wieder ne Unruhe im Bembel gewesen, oh, oh, oh, sag ich dir. Oh, oh.“

Sonntag, 15:28 Uhr
    Herr Schweitzer hatte sich bewusst dem Gelage nach dem Motto
Ein Bier macht noch keinen Kasten
ferngehalten. Seine Liebste hatte zwar nach den merkwürdigen (Hängemattenbeistelltisch) und geheimnisvollen (der mit einer Kolter ummantelte Holbein) Gerätschaften auf dem Rücksitz gefragt. Doch wurde dies vom Sachsenhäuser Gelegenheitsdetektiv mit dem Hinweis „Überraschung, Überraschung“ höflich, aber energisch abgetan.
    Sie waren in Marias Bungalow angekommen, als Herr Schweitzer glücklich, nicht schon wieder
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