Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kunstraub im Städel

Kunstraub im Städel

Titel: Kunstraub im Städel
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
ihr Liebster meinte, sich besonders schick herausputzen zu müssen. Die braunen Lederschuhe zur schwarzen Stoffhose wären unter harten Bedingungen vielleicht noch zu verkraften gewesen. Sein Lieblingshemd in Quietschrosa hätte man auch tragen können – zur Loveparade oder zum Karneval. Eventuell auch als gravierendes Mahnbeispiel zur Erziehung der Kleinen.
So! Und jetzt passt auf, Kinder! Wenn euch ein Mann mit einem solchen Hemd zum Eis einlädt, dann schreit ganz laut und rennt so schnell ihr könnt zu einem Ort, wo sich noch andere Menschen aufhalten
.
    Maria hatte Erfahrung mit solcherlei Situationen. Im didaktischen Tonfall: „Du gehst jetzt wieder rein und ziehst dir die schwarzen Halbschuhe und ein weißes Hemd an. So gehst du mir nicht aus dem Haus!“
    Herr Schweitzer schaute erstaunt an sich herunter. Er kapierte nicht ganz. Die Schuhe waren doch sauber und das Hemd gebügelt. Er hielt sich in seiner Aufmachung für einen Knüller. „Aber warum denn?“
    „Geh einfach und mach, was ich dir sage.“
    „Aber das Hemd ist doch hübsch. Außerdem ist es besonders leicht, da schwitz ich nicht so schnell. Es ist doch heiß.“
    „Wird’s bald?“
    Ein Blick in Marias Augen genügte. Darin stand klipp und klar zu lesen, dass sie sich mächtig für ihn schämte und, sollte er ihrem Befehl – ja, das war es unmissverständlich – nicht gehorchen, ihre Tür die nächsten Wochen für ihn versperrt sein würde. Herr Schweitzer kuschte.
    –
    Old Shanghai’s harbour lag gut versteckt in der Weißadlergasse in der Innenstadt. Nur ein kleines Messingschild in der Größe einer Zigarettenschachtel zeugte vom Vorhandensein. Herrn Schweitzer war klar, man wollte unter sich sein und das einfache Volk musste draußen bleiben. Unsicher überprüfte er ein letztes Mal die Bügelfalten seiner Hose, dann drückte er gegen die schwere, auf Hochglanz polierte Holztür. Sie ließ sich nicht öffnen. Logo, die haben bestimmt einen Türsteher, dachte er und klingelte.
    Sein Blick war geradeaus gerichtet, als geöffnet wurde. Sein Blick erreichte die Krawattennadel der imposantesten Tötungsmaschine, die ihm je begegnet war. Die Stimme hingegen klang irgendwie doch menschlich: „Ja bitte, der Herr?“
    Bis auf ein wenig Stottern hatte sich Herr Schweitzer schnell wieder gefangen: „Guten Abend. Simon Schweitzer. Ich … ich bin mit Marlon Smid verabredet.“
    „Wenn Sie mir bitte folgen möchten …“ Eine devote Verbeugung forderte ihn zum Eintreten auf. Hinter ihnen wurde die Tür von einem zweiten Angestellten wieder geschlossen und mit einem großen Riegel gesichert.
    Ein Brokatvorhang in der Königsfarbe Purpur teilte sich. Die Garderobenfrau erhob sich blitzschnell von ihrem Stuhl. Ein Kreuzworträtselheft verschwand unter der Theke. Auch wenn ihre Kleidung schlicht und einfach aussah, so war sie doch sündhaft teuer. In der Wand eingelassene Leuchter illuminierten die Stuckdecke und tauchten den Raum in ein gedämpftes Licht.
    Offensichtlich war Herr Schweitzer der Erste, der hier ohne Jackett erschien. Die Dame war irritiert und ihr Blick signalisierte Unverständnis. Trotzdem blieb sie in fast militärischer Stellung stehen, bis die nächste Tür geöffnet wurde.
    Das Erste, was Herr Schweitzer dann wahrnahm, war der Pianist auf einem kleinen Podest, der gerade irgendetwas von Frank Sinatra klimperte. Hinter einer weißen Marmorsäule tauchte eine Sängerin mit einem kleinen Mikrophon auf. Sie schien aus einem Modemagazin entsprungen. Ihre Stimme war rein und glasklar.
    Wie in Trance folgte er dem Angestellten zum Chambre séparée, das mit einem samtenen schwarzen Vorhang vom Saal getrennt war. Ein mit Eis gefüllter Sektkübel stand auf dem Tisch. Zwei etwas leichter bekleidete Damen flankierten mit übereinandergeschlagenen Beinen in verdammt kurzen Röcken einen Herren, der lässig an einer Zigarre zog.
    „Herr Smid, Besuch für Sie. Ein gewisser Herr Schweitzer.“ Die Tötungsmaschine zog sich dezent zurück und überließ ihn seinem Schicksal.
    „Aah, der Herr Kollege“, begrüßte ihn Marlon Smid. „Mädels …“, er klatschte in die Hände, „… wenn Ihr mich kurz …“, es folgte eine wedelnde Handbewegung, „… entschuldigen würdet …“
    Die Mädels waren gut erzogen. Sie stellten ihre Gläser auf den Tisch und zogen von dannen. Herr Schweitzer war sehr bemüht, seinen Blick von den üppigen Kurven fernzuhalten. Trickreich heftete er dabei seinen Blick auf den Sektkübel.
    Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher