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Kunstraub im Städel

Kunstraub im Städel

Titel: Kunstraub im Städel
Autoren: Frank Demant
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Angestellten gesperrt gewesen.
    Erst langsam wurden Sinn und Zweck des entdeckten Tunnels ruchbar. Diebe hatten ihn gegraben und drei Gemälde aus dem Städel entwendet. Sofort wurden die Grabungen rund um den Krater intensiviert, aber Leichen fand man keine. Die Gemälde übrigens auch nicht. Das lag daran, dass die Bombe mit einem Säurezünder versehen und zeitverzögert explodiert war. Längst waren die Meisterdiebe über alle Berge.
    –
    Herr Schweitzer hatte Stein und Bein geschworen, diesen Sommer unter gar keinen Umständen einen wie auch immer gearteten Auftrag anzunehmen. Müßiggang und Faulenzen hatte er zum Motto des Sommers erkoren. Zusammen mit seiner Freundin Maria lungerte er im Atriumgarten ihres Bungalows in Badehose unter einem Sonnenschirm auf dem Sachsenhäuser Lerchesberg herum. Pepsi, die schwarzweiße Hauskatze, lag auf dem Rücken und alle viere von sich gestreckt unter seiner Liege. Herrn Schweitzers Haltung signalisierte ähnliche Arbeitsbereitschaft. Zwei Gläser Lumumba standen halb ausgetrunken auf einem Beistelltisch. Das Eis darin war längst geschmolzen. Eine Gewitterfront hatte sich angekündigt, aber erst für den Abend. Das Thermometer zeigte unangenehme 37 Grad. Die hohe Luftfeuchtigkeit machte einem das Atmen schwer.
    Als sein Handy klingelte, ging er nicht ran. Nachdem der Anrufer seine Nachricht auf Band gesprochen hatte, schaltete Herr Schweitzer es aus. Nichts konnte momentan so wichtig sein, als dass man sofort die Mailbox hätte abhören müssen. Abermals tauchte er sein Handtuch in den roten Wassereimer und bedeckte damit seinen Bauch. Das Einzige, was zählte, war profanes Überleben.
    Träge hob er seinen Kopf, blickte zu Maria und konstatierte das gleichmäßige Heben und Senken ihres Brustkorbs. Kurz darauf schnarchte er.
    Nach dieser anstrengenden Tätigkeit duschte Herr Schweitzer kalt und ausgiebig. Die Reaktivierung seiner Lebensgeister brauchte seine Zeit.
    Weil das Taxi vorgestern eines der wenigen Exemplare gewesen war, das keine Klimaanlage besaß, machte er es diesmal besser. Explizit wies er die Zentrale darauf hin, dass er einen Wagen ohne dieses Extra umgehend wieder fortschicken würde.
    –
    Die Gewitterfront hatte Frankfurt gnädig links liegen gelassen. Herrn Schweitzers sonst so aufnahmefähiger Magen gab sich bescheiden und verlangte lediglich nach einer Kleinigkeit: Handkäs mit Musik. Der Apfelwein wurde mit reichlich Mineralwasser verdünnt. Maria gab sich noch vernünftiger und trank Apfelsaftschorle. Wegen der Sommerferien war das Eichkatzerl in der Dreieichstraße nur spärlich besucht. Gut die Hälfte der Tische und Bänke im Garten blieben leer.
    Man babbelte noch ein wenig mit dem kauzigen Kellner Buddha Semmler und dem Wirt Helmut über dies und jenes, ehe die beiden sich wieder zu Marias Heim begaben.
    Oben angekommen baute sich Herr Schweitzer noch einen Joint der Marke beste deutsche Hecke. An sein Handy dachte er überhaupt nicht mehr. Es blieb ausgeschaltet. Auf seiner Mailbox waren inzwischen zwei weitere Anrufe eines gewissen Marlon Smid eingegangen. Er bat um dringenden Rückruf.
    Als die deutsche Hecke ihre volle Wirkung entfaltet hatte, die Glieder bleischwer waren und die Augen fast von alleine zufielen, gingen sie ins Bett.
    –
    Stressfrei wurde auch der nächste Tag angegangen. Maria, eine nicht unbedeutende Bildhauerin, hatte in absehbarer Zeit keinerlei wichtigen Termine wahrzunehmen. Herr Schweitzer sowieso nicht. Der Frühstückstisch war reichlich gedeckt, die Rollläden so weit heruntergelassen, dass es gerade noch hell genug war, um sich zu orientieren.
    Herr Schweitzer ignorierte sein Handy auch weiterhin. Er hasste diese neumodischen Dinger, wie er sich auszudrücken pflegte, auch wenn sie so neu nicht mehr waren. In Deutschland gab es inzwischen mehr Handys als Einwohner.
    Erst als alle interessanten Zeitungsartikel verschlungen und er sich zu einem Nickerchen auf die Couch begab, aktivierte er es kurzzeitig. Die Benachrichtigungen registrierte er, befand aber, dass sie schon nicht wegrennen würden. Alles zu seiner Zeit. Nun mussten erst einmal die Augenlider geschont werden. Er schaltete es wieder aus.
    Dann aber!
    Herr Schweitzer war wieder wach und hatte seine Mailbox angerufen. Vielleicht war ja doch was Wichtiges drauf und einer seiner Kumpels lud ihn zum Geburtstag ein. Oder zu irgendetwas anderem, mit dem sich die Zeit angenehm vertreiben ließ. Anfangs war sein Wahrnehmungsvermögen noch getrübt, als er
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