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Kunstgriff

Kunstgriff

Titel: Kunstgriff
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Mediziner finden mochte.
    Ein Mann Ende 30 überquerte die Straße und hielt forsch auf das Lokal zu. Die Aktentasche schlenkerte im Takt der Schritte. Die schwarze Lederweste, die er der Junisonne zum Trotz trug, kaschierte die gedrungene Gestalt ungenügend und ließ den Bauchansatz frei. Ohne sich mit der Speisekarte im Aushang aufzuhalten, betrat der Mann die Gaststätte. Gleich darauf meldete sich das Handy erneut.
    Milano hatte für einen Augenblick von den Keksen gelassen und nahm das Gespräch an. Er brummte einen Dank und legte auf. »Maria, die Bedienung. Cheffe lässt ausrichten: Unser Freund ist da.«
    Noch war wenig los, doch weil das Essen schmeckte und der Mittagstisch günstig war, könnte sich das Lokal rasch füllen. Reisinger wirkte wenig erfreut, das Interesse der Polizei zu wecken, schien aber nicht beunruhigt oder gar schuldbewusst. Widerstrebend begleitete er die Kommissare in eine hintere Nische
    Wolfert wies auf die Bank. »Bitte setzen Sie sich!«
    Reisinger war vor dem Tisch stehen geblieben. »Was soll das? Habe ich falsch geparkt?«
    »Das ist kein Spaß!«, fauchte Milano. »Wir ermitteln in der Mordsache Peter Metten.«
    »Mord?« Reisingers breites Gesicht erblasste. »Pitt?«
    Ergeben rutschte er auf die Bank, flankiert von Milano und Wolfert.
    Die Bedienung eilte mit den Speisekarten herbei.
    Milano verscheuchte die Frau mit einem Wink. »Später!«
    »Was ist mit Pitt?«, wiederholte Reisinger verunsichert. »Wieso Mordsache?«
    »Kommt Ihnen Mettens Tod nicht gelegen?«, polterte Milano auf die ihm eigene charmante Art.
    Reisinger starrte ihn misstrauisch an. »Was wollen Sie von mir?«
    Wolfert fand es an der Zeit, sich einzumischen. Geduldig erklärte er: »Peter Metten wurde heute Morgen tot aufgefunden. Tod durch Fremdverschulden. Wie standen Sie zu Peter Metten?«
    Reisingers entgeisterter Blick richtete sich auf Wolfert. »Wollen Sie behaupten, ich hätte Pitt umgebracht?«
    Die Designerbrille auf Reisingers Nase erinnerte Wolfert daran, dass er selbst seit Langem zum Optiker wollte, sich aber nicht überwinden konnte. Seine runde Hornbrille war alles andere als zeitgemäß, hatte sich im Lauf der Jahre aber zu einem Teil seines Körpers entwickelt. Ohne die Brille fühlte er sich nackt und bloß, und ohne die starken Gläser war er hilflos und blind.
    Er legte seine Autorität als Kriminalbeamter in die Stimme, als er fragte: »Haben Sie Peter Metten getötet?«
    Reisinger fuchtelte mit den Armen. »Natürlich nicht! Wer behauptet das? Mareike?«
    »Sie haben Metten bedroht. Mehr als ein Mal.«
    »Sagt sie das? Zugegeben, ich bin eifersüchtig. Das kann man sich doch denken! Pitt hat meine Ehe kaputt gemacht. Natürlich bin ich sauer. Deswegen werde ich längst nicht zum Mörder!«
    Milano wuchtete seinen Oberkörper in Reisingers Richtung. »Wie war Ihr Verhältnis zu Peter Metten, bevor er Ihnen die Frau ausspannte?«
    »Alles bestens. Ein prima Kollege und …«
    »Herr Reisinger«, unterbrach Wolfert ihn sanft, »wir werden mit der gesamten Behörde sprechen, wenn es nötig ist. Wir kriegen alles raus. Tun Sie sich selbst einen Gefallen und seien Sie von Anfang an ehrlich. Das spart uns allen Zeit. Also?«
    Reisinger zögerte, sagte dann: »Früher waren wir befreundet, sind nach Feierabend zusammen ein Bier trinken gegangen und zum Fußball.«
    »Und in letzter Zeit?«
    »Pitt ist seit jeher ein Großmaul. Hält sich für einen tollen Kerl wegen seinem Sport. Er macht Triathlon, jetzt nur noch als Hobby, aber früher war er sogar Trainer. Das hat mir nie viel ausgemacht. Red du nur, hab ich gedacht. Er hatte immer was mit Frauen. Auch das war mir schnurz.«
    »Bis was passierte?«
    »Mareike. Er hat sich an meine Frau herangemacht. Sie war nicht die Erste, die verheiratet ist. Das ist für ihn so eine Art Wettbewerb. Als ob es ihm Spaß macht, anderer Leute Ehen zu ruinieren.«
    »Er hatte also vorher etwas anderes laufen?«, warf Milano ein. »Und die Dame war ebenfalls liiert?«
    Reisinger nickte. »Pitt hat sie sitzen gelassen, kaum dass sie alle Brücken hinter sich abgebrochen hatte, Kinder und Ehe, und sich nur noch für Mareike interessiert.«
    »Diese Frau ist eine Kollegin?«
    »Das nicht, aber man kennt sich durch den Job. Ihrem Mann gehören ein kleines Weingut und eine Weinstube in Eltville. Das Geschäft läuft schlecht, seit Solveig fort ist. Sie war die gute Seele, wie man so sagt. Rainald kann kochen, benimmt sich aber cholerisch und streitet mit den
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