Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kunstgriff

Kunstgriff

Titel: Kunstgriff
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
Autofahrer, die etwas beobachtet haben, können wir vergessen.«
    »Wann kam der Anruf der Reiterin?«, fragte Wolfert.
    »Um 8.03 Uhr.«
    »Na, das ist doch was! Dann starb der Mann, wie es aussieht, zwischen 7 Uhr, als es zu regnen aufhörte, und 8 Uhr.«
    Milano zeigte auf den einzigen Wagen, der nicht mit dem Polizeieinsatz in Verbindung stand: Ein schwarzer BMW mit Wiesbadener Kennzeichen. Solange beim Jagdschloss genügend Platz war, parkten die meisten Spaziergänger und Jogger lieber dort. »Was ist damit?«
    Sieht teuer aus, überlegte Wolfert, der sich nicht für Autos interessierte und aus Prinzip nichts davon verstehen wollte. Könnte zum Toten passen, dessen Hosen und Schuhe, selbst die Jeansjacke, nicht nach Billigware aussahen. Der Wagen war mitten auf der freien Fläche abgestellt, als sei der Fahrer nur eben ausgestiegen, um etwas zu erledigen.
    »Hatte der Mann dazu passende Papiere bei sich? Schlüssel?«
    Sema machte sich bereits wieder am Toten zu schaffen und deutete mit dem Daumen hinter sich. »Andere Baustelle! Frag Dieter.«
    Kollege Eppmeier hielt sich bei den Einsatzfahrzeugen auf, die auf der Zufahrtstraße standen, um den Parkplatz freizuhalten, und lauschte andächtig in ein Handy. Als er die Kommissare bemerkte, beendete er das Gespräch und eilte ihnen entgegen. »Wir kennen die Identität des Toten. Und die des Wagenbesitzers.«
    Milano schnaufte genervt. »Sprichst du von einer oder von zwei Personen? Geht’s etwas präziser?«
    Eppmeier grinste. »Ich mach’s extra einfach für dich, Luigi. Es ist ein und derselbe Mann. Der Führerschein steckte in der Jacke. Plus EC- und Kreditkarte, ein bisschen Bargeld. Die Auto- und Wohnungsschlüssel. Der Wagen ist auf ihn zugelassen.« Er zeigte mit ausgestrecktem Arm auf den BMW. Eppmeier war äußerst tüchtig und erfahren, kein Zweifel, hatte aber bei allem, was er tat oder sagte, etwas Ausschweifendes an sich. Wolfert mochte ihn nicht. Milano machte er wahnsinnig.
    »Hat der Tote auch einen Namen?«, fauchte der dicke Kommissar.
    »Hat er, hat er! Peter Metten. Gemeldet in Wiesbaden. Willst du die Adresse?«
    »Nee, wozu? Was soll ich mit der Adresse? Was geht mich der Tote überhaupt an?«
    Eppmeier schien seinen Spaß zu haben. Kein anderer wagte es, den bärbeißigen Kommissar zu reizen. Selbst Wolfert hätte nach den vielen Jahren der Zusammenarbeit Milano gegenüber keinen flapsigen Ton angeschlagen. Allerdings hätte er sich das niemandem gegenüber erlaubt. Spott und Provokation waren nicht seine Sache. Er bemühte sich stets um eine korrekte Sachlichkeit, was ihm den Ruf eingebracht hatte, farblos und langweilig zu sein. Eine Wirkung, die neben dem bulligen Milano besonders zum Tragen kam. ›Genie und Protokoll‹ wurden sie unter den Kollegen – mit mehr oder weniger heimlicher Ehrerbietung – genannt. Keine Frage, welcher Teil des ungleichen Paares die Rolle des Protokolls einnahm.
    Peter Metten wohnte in der Nähe des Kurparks. Wolfert schrieb den Straßennamen in das Notizbuch, das er immer mit sich führte – eine altmodische Angewohnheit. Sorgsam fügte er die beruflichen Daten hinzu, die Eppmeier von der Visitenkarte ablas, die er zuvor mit einem Plastikbeutel geschützt hatte. Demnach arbeitete Metten als Lebensmittelkontrolleur für eine Wiesbadener Behörde.
    Milano fragte nach Angehörigen.
    »Verheiratet war er nicht«, sagte Eppmeier und grinste beharrlich weiter. »Was heißt das schon.«
    Milano fuhr. Wolfert rief von unterwegs im Kommissariat an. Für den Nachmittag sei die erste Fallbesprechung angesetzt, erfuhr er von Irene Maibaum. Milano fand einen Parkplatz vor Mettens Haus, das aus aufeinander gestapelten Bauklötzen bestand und Wolfert an die Gebäude erinnerte, deren Wohnungen er sich angesehen hatte, als er glaubte, sich mit dem Kauf einer Immobilie fürs Alter absichern zu können. Bis er ernüchtert feststellen musste, dass er sich ein solches Domizil niemals leisten könnte. Weder als Käufer noch als Mieter.
    Milano legte den Kopf in den Nacken und beäugte misstrauisch die bodentiefen Fenster mit den davor montierten Holzjalousien. Die Edelstahlgeländer schimmerten im Sonnenlicht. »Alles vom Feinsten! Was mag einer verdienen, der sich um gammliges Fleisch kümmert?«
    »Genug, wie es aussieht. Falls er nicht geerbt hat.«
    »Oder seine Finger in unsaubere Geschäfte steckt«, ergänzte Milano und steuerte auf die Haustür zu. »Wer auf diese Weise stirbt, dem ist alles zuzutrauen.«
    Es gab
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher