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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur
Autoren: Iain Banks
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los!«
    »Was?«
    »Lady?«
    »Nein. Tu es nicht!«
    »Lady? Möchten Sie, daß ich die Polizei
rufe?«
    »Linter? Linter?«
    »Lady?«
    »Linter!«
    Als sich seine Augen schlossen, erschlaffte sein Griff.
    Inzwischen waren noch mehr Leute zur Tür des Restaurants
gekommen. Jemand sagte: »Jesus!« Ich blieb, wo ich war,
kniete auf den kalten Boden, Linters Gesicht dicht vor dem meinen,
und dachte: Wie viele Filme enden so? (Die Kanonen schweigen, der
Kampf ist zu Ende.) Wie oft spielt sich so etwas in ihren
kommerziellen Träumen ab? (Kümmern Sie sich um Karen…
Das ist ein Befehl, Mister… Du weißt, daß ich dich
immer geliebt habe… Der Mord an Georgie… Ici reste un
deporte inconnu…) Was mache ich hier? Kommen Sie, Lady.
    »Kommen Sie, Lady. Kommen Sie, Lady…« Jemand
versuchte, mich hochzuziehen.
    Gleich darauf lag er neben Linter und sah beleidigt und
überrascht aus, und jemand kreischte, und die Leute wichen
zurück.
    Ich rannte los. Ich packte die Terminal-Brosche und schrie.
    Am anderen Ende der Gasse blieb ich stehen, in der Nähe der
Hauptstraße; ich lehnte mich an eine Wand und starrte die
dunklen Backsteine gegenüber an.
    Dann vernahm ich ein leises Plop, und eine Drohne senkte sich
langsam vor mir nieder; eine Schwarzkörper-Drohne mit
geschäftsmäßigem Gehabe. Die tintenschwarzen
länglichen Formen von zwei Dolchgeschossen schwebten zu beiden
Seiten in Augenhöhe, ungeduldig zuckend vor Tatendrang.
    Ich holte tief Luft. »Es hat einen kleinen Unfall
gegeben«, sagte ich ruhig.

 
    6.3: Überstrahlungs-Effekt
     
    Ich betrachtete die Erde. Sie wurde als Innenholo an der einen
Wand meiner Kabine gezeigt; strahlend blau, massiv mit weißen
Spiralwirbeln.
    »Dann war es wohl eher Selbstmord«, sagte Tagm und
streckte sich auf meinem Bett aus. »Ich dachte, Katholiken
würden…«
    »Aber ich habe Beihilfe geleistet«, sagte ich,
während ich noch immer auf und ab schritt. »Ich habe
zugelassen, daß er es tat. Ich hätte das Schiff anrufen
können. Nachdem er das Bewußtsein verloren hatte,
wäre noch Zeit genug gewesen; wir hätten ihn noch retten
können.«
    »Aber er war durch die Veränderungen
zurückentwickelt, Dizzy, und diese Leute sind doch tot, wenn ihr
Herz stillsteht, oder nicht?«
    »Nein, sie leben noch zwei oder drei Minuten, nachdem das
Herz aufgehört hat zu schlagen. Es war genügend Zeit. Ich
hatte genügend Zeit.«
    »Nun, dann trifft das gleiche für das Schiff zu. Es hat
euch bestimmt beobachtet; bestimmt hatte es einen Flugkörper auf
den Fall angesetzt.« Tagm schnaubte durch die Nase. »Linter
war wahrscheinlich der am meisten über-überwachte Mann auf
dem Planeten. Das Schiff mußte ebenfalls Bescheid gewußt
haben; es hätte etwas unternehmen können. Das Schiff hatte
die Kontrolle über alles, es hatte den Echtzeit-Zugriff; du
kannst nichts dafür, Dizzy.«
    Ich wünschte, ich hätte Tagms moralische
Unterstützung annehmen können. Ich setzte mich auf das eine
Ende des Bettes, den Kopf in die Hände gestützt, und
starrte das Holo des Planeten an der Wand an. Tagm kam zu mir, nahm
mich in die Arme, legte mir die Hände auf die Schultern und den
Kopf gegen meinen. »Dizzy, du mußt aufhören,
darüber nachzugrübeln. Laß uns etwas unternehmen. Du
kannst doch nicht den ganzen Tag dasitzen und das verdammte Holo
anstarren.«
    Ich streichelte eine von Tagms Händen und sah wieder zu dem
sich langsam drehenden Planeten hin, wobei meine Augen mit einem
einzigen Blick von Pol zum Äquator flackerten. »Weißt
du, als ich in Paris war, wo ich Linter zum ersten Mal begegnet bin,
stand ich auf der obersten Stufe einer Treppe in dem Innenhof, der zu
dem Haus gehörte, in dem Linter wohnte, und ich sah zur anderen
Seite hinüber, wo ein kleiner Anschlag an der Wand angebracht
war, auf dem stand, daß es verboten sei, ohne die Erlaubnis des
Menschen Fotos von dem Innenhof zu machen.« Ich drehte mich zu
Tagm um. »Sie möchten das Licht besitzen!«

 
    6.4: Dramatischer Ausgang oder Danke und Gute Nacht
     
    Um fünf Minuten und drei Sekunden nach fünfzehn Uhr,
Greenwich-Zeit, am Morgen des zweiten Januar 1978, durchbrach die AKE Willkür den Orbit über dem Planeten Erde. Sie
hinterließ ein Oktett von Haupt-Beobachtungs-Satelliten –
sechs davon in stationären Umlaufbahnen –, eine verstreute
Menge von Drohnen und untergeordneten Flugkörpern sowie eine
Anpflanzung von jungen Eichen an einem Steilhang in der Nähe des
Elk Creek in Kalifornien.
    Das Schiff hatte
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