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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren
Autoren: Susanne Fuelscher
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wie dich.‹

2.
    Es war eine Woche nach meiner denkwürdigen Begegnung mit Luca. Jade und ich saßen im Stadtcafé, tranken Latte macchiato und diskutierten hitzig.
    Â»Natürlich gibt es die große Liebe«, sagte Jade. Sie trug eine neue grüne Tunika, angeblich aus biologischer Baumwolle.
    Â»Aber klar!« Ich nickte übertrieben. »Genauso wie den Weihnachtsmann.«
    Â»Ach, Lena … Du hast ja keine Ahnung.«
    Â»O doch«, meinte ich lässig. »Jungs wollen immer nur Sex und Mädchen verwechseln das dann mit Liebe.«
    Â»Manchmal wollen aber auch Mädchen nur Sex und Jungs verwechseln das dann mit Liebe.«
    Ich musterte sie forschend. »Klingt ja ganz so, als würdest du dich bestens damit auskennen.«
    Jade ließ Zucker in ihre Latte macchiato rieseln. »Vielleicht. Ab und zu. Aber auch Jungs haben manchmal große Gefühle. Das kannst du mir glauben.«
    Eigentlich waren wir zum Französischlernen hergekommen, doch die Frühlingssonne hatte uns auf andere Gedanken gebracht. Herzflattern, Schmetterlinge im Bauch, Gefühlschaos. Ich konnte mir auch ein Leben ohne den ganzen Zirkus vorstellen, aber Jade malte sich ihr künftiges Liebesleben in allen Facetten aus. Darin kamen vor: a) die große Liebe, b) Herzensbrecher Anton aus der Elf, c) leidenschaftliche Küsse mit Anton, d) die Verwandlung des oberflächlichen Anton in einen Vegetarier und Kämpfer für die Tierwelt. Nicht darin kamen vor: a) Liebe, die im Grunde keine Liebe war, b) miese Küsse mit Anton, c) Liebeskummer wegen eines Typen, dem Tiere sonst wo vorbeigingen.
    Â»Jade, du bist echt ein hoffnungsloser Fall«, stöhnte ich. »Die Menschen reden sich bloß ein, dass es so was wie die große Liebe gibt. Weil sie die Langeweile des Lebens sonst nicht ertragen würden.«
    Â»Da spricht ja die Expertin. Ausgerechnet die Nonne!«
    Jade nannte mich manchmal so. Weil ich noch nie einen Freund gehabt hatte und auch in absehbarer Zukunft keinen wollte.
    Beleidigt blickte sie aus dem Fenster. Als hätte ich versucht ihr die Gefühle für Anton madig zu machen. Vielleicht hatte ich das auch, aber wenn, dann nur, um sie zu schützen. Anton war der Falsche. Er würde Jades Herz brechen und sie danach abservieren – so wie er es mit vielen Mädchen zuvor getan hatte. Doch davon wollte sie nichts wissen. Für sie war Anton so etwas wie eine heilige Kuh und heilige Kühe schlachtete man nicht.
    Â»Dann nenn mir mal eine große Liebe, nur eine einzige«, forderte ich sie auf.
    Â»Romeo und Julia«, sagte Jade wie aus der Pistole geschossen und tunkte ihren Löffel in den Milchschaum.
    Â»Zählt nicht. Das ist Literatur.«
    Â»Okay, dann meine Eltern.«
    Auch wenn es unpassend war, prustete ich los. Jades Eltern waren seit etlichen Jahren geschieden und es verging kein Tag, an dem meine Freundin nicht hoffte, dass die beiden eines Tages wieder zusammenkommen würden. Was ziemlich traurig war. Denn was auch immer sie anstellen würde: Die Uhr ließ sich nicht zurückdrehen. Und das Leben war auch keine kitschige Telenovela, in der sich die Liebenden am Ende immer kriegten.
    Â»Trotzdem muss man deswegen ja nicht aufhören an die große Liebe zu glauben, oder?« Jade leerte ihr Glas in wenigen Zügen, dann starrte sie auf den Grund, als wäre dort das Wort Liebe eingraviert.
    Â»Richtig. Genauso wie man immer noch drauf hoffen kann, dass gleich der Osterhase um die Ecke biegt und dir einen Heiratsantrag macht.«
    Â»Weißt du eigentlich, wie blöd du bist?« Es gelang ihr nicht, ein böses Gesicht zu machen, und von einigen Glucksern unterbrochen fuhr sie fort: »So blöd, dass man dich eigentlich versteigern müsste. Aber dich will ja keiner. Weil du so gefühllos, stumpf und kalt wie ein tiefgefrorenes Fischstäbchen bist.«
    Wir lachten, doch bei mir blieb ein flaues Gefühl in der Magengrube zurück. War ich wirklich so? Ein tiefgefrorenes Fischstäbchen? Gar nicht in der Lage, mich zu verlieben? Vielleicht. Aber selbst wenn ich insgeheim doch darauf hoffte, dass eines Tages ein paar rosarote Gefühle herbeigeflattert kamen, ich kannte keinen Jungen, der es überhaupt wert war. Die meisten wollten doch sowieso nur Sex. Verschlangen Mädchen hungrig wie ein Pausenbrot und wussten später nicht mal mehr, ob sie Wurst oder Käse gegessen hatten.
    Jade taxierte mich von
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