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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren
Autoren: Susanne Fuelscher
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der Seite. »Auch auf die Gefahr hin, dass du mich für völlig bescheuert hältst – ich finde ja, du würdest ziemlich gut zu Luca passen.«
    Â»Igitt, zu dem Lackaffen?«, rief ich aus. »Der Typ hat mich total übel angemacht!«
    Â»Ach, komm. Insgeheim bist du doch stolz darauf, dass jemand deinen Jeans-Po süß findet.«
    Natürlich hatte ich ihr alles brühwarm erzählt. Wie wir uns immer alles erzählten.
    Â»Ãœberhaupt nicht!«, ereiferte ich mich und musste doch zugeben, dass Jade nicht ganz Unrecht hatte. Noch nie hatte irgendjemand irgendwelche Körperteile an mir als süß bezeichnet. Geschweige denn mein Hinterteil. Trotzdem musste es nicht ausgerechnet der Lackaffe sein. Ein cooler Typ in meiner Größe wäre mir eindeutig lieber gewesen.
    Jade grinste. »Stell dir bloß vor, was für niedliche Kinderlein bei euch rauskommen würden. Eine Mischung aus Fischstäbchen und Lackaffe. Ein biologisches Wunder!«
    Â»Danke, Jade. Du bist eine ausgesprochen tolle beste Freundin«, gab ich grinsend zurück.
    Â»Jetzt kommen wir aber zur Frage des Tages.« Sie sah mich gespannt an. »Kannst du bei dem Lackaffen ins Zimmer gucken?«
    Â»Woher soll ich denn das wissen? Und wieso ist die Frage superwichtig? Sie ist superunwichtig! Das interessiert doch niemanden.«
    Jade schnappte sich die Getränkekarte und tat, als würde sie Preise studieren. »Also wenn ich Bewohnerin deines Zimmers wäre, hätte ich das längst geprüft.«
    Â»Du bist aber nicht Bewohnerin meines Zimmers und jetzt lass uns bitte über was anderes reden, okay? Ich steh nicht auf den Schnösel.«
    Â»Ist es dir vielleicht peinlich, in seiner Nähe zu wohnen?«, nervte Jade weiter.
    Â»Nein, aber lästig.«
    Das stimmte. Seit sich in unserer Klasse herumgesprochen hatte, dass Luca und ich Nachbarn waren, wurde ich ständig gelöchert. Was er so in seiner Freizeit treibe. Ob er eine Freundin habe. Wie er morgens nach dem Aufstehen aussähe. Mit welcher Zahnpasta er sich die Zähne putze. Ob die Mafia bei ihm ein und aus gehe und so weiter und so fort.
    Mich interessierte das alles weniger als die Schafsköttel am Deich, und nachdem ich einmal einen Schatten am Fenster gegenüber ausgemacht hatte, der verdächtig nach Luca aussah, zog ich meistens die Gardinen zu, sobald ich mein Zimmer betrat.
    Â»Kein Grund, so allergisch auf ihn zu reagieren«, meinte Jade.
    Â»Doch! Er ist ein Lackaffe. Hast du selbst gesagt. Ein oberflächlicher Idiot und Streber.«
    Â»Immerhin hat er keine Tiere auf seinem Schulbrot. Ganz im Gegensatz zu dir.«
    Â»Wenn du die Schweinsköpfe, Rinderhälften und Lammhinterteile meinst – die esse ich gerne«, ärgerte ich sie.
    Doch Jade ließ sich nicht mal ein müdes Lächeln entlocken und sagte: »Was ich aber echt irre finde … Er hört auf dich. Oder warum gelt er sich sonst nicht mehr die Haare?«
    Auch das stimmte. Seit ich Luca auf unserem Hof verspottet hatte, war er keinen einzigen Tag mehr mit schmierigen Gelhaaren und hochgeklapptem Kragen in die Schule gekommen. Er trug zwar immer noch Polohemden, mintgrüne, rosafarbene und himmelblaue, aber der Kragen blieb unten und seine braunen Haare ringelten sich so, wie sie sich ringeln wollten. Was seinen Anblick um einiges erträglicher machte.
    Weil ich fand, dass wir genug über den Lackaffen gelästert hatten, gingen wir lustlos zum Französischlernen über. Ich hatte es dringend nötig, denn ich war innerhalb des letzten Schuljahres von Drei auf Vier abgesackt. In Deutsch und Mathe brachte ich ebenfalls keine Glanzleistungen und in Physik stand ich sowieso auf einer glatten Fünf. Das war blamabel und lag vermutlich an meiner angeborenen Faulheit. Statt zu pauken, hatte ich nun mal mehr Spaß daran, nachmittags mit dem Rad durch die Gegend zu flitzen. Trotzdem konnte es so nicht weitergehen. Wegen Mama, wegen Jade, von der ich nicht getrennt werden wollte, aber auch meinetwegen. Kleben zu bleiben war uncool.
    Als ich eine Latte macchiato später nach Hause kam, saß meine Mutter mit einer rotblonden, ziemlich aufgetakelten Frau in der Küche. Die beiden tranken Tee und aßen Plätzchen.
    Â»Hi«, sagte ich und starrte die Frau an. In ihrem engen grünen Kleid und mit den hochgesteckten Haaren sah sie ein bisschen wie eine Filmdiva aus.
    Â»Lena, das ist
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