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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren
Autoren: Susanne Fuelscher
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unsere neue Nachbarin, Frau Pisani«, stellte mir Mama die Frau vor. »Bei ihr im Haus ist das Wasser abgestellt.« Sie lachte verlegen auf. »Da hab ich ihr unsere Toilette angeboten.«
    Â»Moment«, schaltete sich die Frau mit sympathischem Lächeln ein. »Ich habe geklingelt und mich einfach aufgedrängt. So war das.«
    Pisani … Neue Nachbarin … Wasser abgestellt … Etliche Alarmglocken schrillten gleichzeitig los. Luca hieß ebenfalls Pisani, er war genauso unser neuer Nachbar und bestimmt war auch bei ihm das Wasser abgestellt. Man musste keine Leuchte in der Schule sein, um eins und eins zusammenzuzählen: Die gestylte Frau war Lucas Mutter und aller Wahrscheinlichkeit nach würde auch der Lackaffe irgendwann klingeln und unsere Toilette benutzen wollen. »Dann mal gutes Teetrinken«, murmelte ich und huschte gleich wieder hinaus.
    In meinem Zimmer schickte ich Jade eine SMS:
    Hilfe! Die Lackaffen-Mutter hockt in unserer Küche und trinkt mit Mama Tee. Lena
    Bleib, wo du bist , simste Jade nur Sekunden später zurück. Ich komme und rette dich. J.
    Bereits fünfzehn Minuten später stand sie tatsächlich auf der Matte, doch ihr groß angekündigter Rettungsversuch bestand lediglich darin, mich in mein Zimmer zu zerren und triumphierend grinsend ein Opernglas aus ihrer Tasche zu ziehen.
    Â»Was soll das denn werden? Willst du die Lackaffen-Mutti damit erschlagen?«
    Jade kicherte. Als wäre es das Normalste von der Welt, zog sie die Gardine weg und richtete ihr Opernglas auf das Fenster gegenüber.
    Â»Spinnst du? Lass das!«, fauchte ich, aber sie rückte keinen Zentimeter beiseite und ließ sich auch nicht das Opernglas aus der Hand nehmen.
    Â»Was meinst du, wie geschmeichelt er wäre, wenn er wüsste, dass wir gerade zu ihm rübergucken.«
    Â»Wir? Du!« Ich schoss so giftige Blicke auf sie ab, dass sie eigentlich hätte tot umfallen müssen, aber sie blieb stur am Fensterrahmen stehen. »Du hast sie echt nicht mehr alle! Ich bin mir ja nicht mal hundertprozentig sicher, ob Luca überhaupt das Zimmer zur Straße hat.«
    Jade schraubte an dem Opernglas herum, dann kicherte sie leise. »Doch. Hat er. Er sitzt am Tisch und lernt, der Streber.«
    Â»Es reicht, okay?« Ich versuchte Jade das Opernglas zu entreißen, doch sie drehte sich blitzschnell weg. »Ehrlich, du nervst.« Ich ließ mich aufs Bett sinken und starrte missmutig an die Decke. »Man könnte ja fast meinen, du bist in ihn verknallt.«
    Â»Ich? In den? Das wüsste ich aber!«
    Â»Dann lass den Scheiß.« Ich sah sie flehend an.
    Jade hockte sich rittlings auf die Fensterbank und strich sich über ihren kastanienbraunen, wie immer ein bisschen strubbelig aussehenden Bob. »Ich mag Luca nicht besonders, das stimmt, aber er ist auf jeden Fall interessanter als die Jungs in unserer Klasse.«
    Ich zuckte teilnahmslos mit den Schultern.
    Â»Na, hör mal! Jemand, der sein ganzes Leben an der italienischen Adria verbracht hat – das ist der Wahnsinn!«
    Â»Wenn man dort eben geboren wurde … Schwein gehabt.«
    Jade nahm die Bänder ihrer Tunika in den Mund und kaute darauf herum. »Der Arme. Und jetzt muss er in der Rankestraße wohnen.«
    Â»Jade!«, rief ich entnervt aus. »Ich will nicht die ganze Zeit über diesen Typen reden. Das ist pure Zeitverschwendung!«
    Â»Jetzt mach aber mal einen Punkt. Du hast mich schließlich angesimst. Damit ich dich rette. Jetzt rette ich dich und was ist? Zum Dank krieg ich eins aufs Dach.«
    Â»Danke, Rettung abgeschlossen.« Im Grunde war mir gar nicht so ganz klar, was ich überhaupt von meiner Freundin erwartet hatte. Vielleicht bloß, dass sie mich ablenkte. Nur funktionierte das nicht, wenn sie ständig vom Lackaffen faselte.
    Gelangweilt drehte sich Jade um und richtete ihr Opernglas erneut auf das Fenster gegenüber. Gefühlte zwei Sekunden später prallte sie zurück, als sei ihr ein Geist erschienen. »Heilige Scheiße! Ich glaub, er hat mich gesehen.«
    Â»Wer? Luca?«
    Â»Natürlich Luca. Wer sonst!«
    Ich vergrub meinen Kopf zwischen den Kissen und stöhnte auf. Wie peinlich war das denn! Beim Spannen erwischt zu werden – und natürlich würde Luca nur eine verdächtigen, nämlich mich!
    Aus dem Flur drangen Stimmen. Wahrscheinlich war Frau Pisani dabei, sich zu
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