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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman
Autoren: Jenny Nelson
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sie ihn. »Aber es ist irgendwie lustig.«
    Ihre erste Runde, die sie im Schneckentempo mit gesenkten Köpfen und immer einer Hand am Geländer zurücklegten, ließ nicht viel Raum für eine Unterhaltung, abgesehen von Bemerkungen wie »Ich bin schon seit einer Ewigkeit nicht mehr Schlittschuh gelaufen« oder (meist von ihm) »Oh, Scheiße«.
    Während der zweiten, unwesentlich flotteren Runde wagte Georgia es, das Geländer loszulassen und neben Andrew dahinzuwackeln, so dass eine Unterhaltung in Gang kam, und zwar über ein Thema, das beide kannten: seine Mutter. Doch Andrew war damit schnell durch, was zu einem zweiten Thema
führte, über das beide Bescheid wussten: Restaurants, hauptsächlich ihres. Nach der vierten, wieder etwas flotteren Runde hatten sie ihre Lieblingsfilme abgehakt (seiner: Der Clou , ihrer: Wer die Nachtigall stört ), ihre ersten richtigen Jobs (seiner: Laufbursche an der New Yorker Börse, ihrer: Gardemanger im Simon Says), ihre letzten Beziehungen (seine: besagte Lisa, ihre: Glenn), Lieblingsbeschäftigungen an Regentagen (beide: Matinee, gefolgt von einem überteuerten Spätnachmittagslunch). Bei der fünften und bis dahin schnellsten Runde nahm er ihre Hand, und sie glitten Händchen haltend und schweigend … fast zehn Meter dahin, als der Lautsprecher das Schließen der Bahn verkündete.
    »Ich schätze, unsere Tai-Babilonia-Randy-Gardner-Vorstellung ist beendet«, meinte Georgia grinsend und ziemlich außer Puste.
    Sie gaben ihre Schlittschuhe zurück und spazierten nebeneinander zur beinahe menschenleeren Fifth Avenue hinüber. Da sie jetzt den etwas peinlichen Teil ihres Rendezvous’ erreicht hatten, wo sie sich entweder ein Taxi teilen oder getrennter Wege gehen konnten, spähten beide die Straße entlang und hielten nach einem freien Taxi Ausschau, das ihr Schicksal entscheiden würde, oder eben nach zweien.
    »Hmm«, stellte Andrew fest. »Sieht nicht so aus, als würden wir ein Taxi finden.«
    »Nein«, pflichtete Georgia ihm bei. »Wir könnten natürlich auch …«
    »Zu Fuß gehen?«
    »Klar«, sagte sie mit einem skeptischen Blick auf ihre Louboutins.
    Andrew hielt ihr seine Hand hin, die Georgia ergriff und augenblicklich ihre schmerzenden Füße vergaß. Jetzt nahm er auch ihre andere Hand, und so standen sie sich eine oder zwei
Sekunden lang gegenüber, ehe er sich vorbeugte und sie ganz sanft auf die Lippen küsste. Nachdem sie wieder etwas auf Abstand voneinander gegangen waren, grinsten sie beide dieses Erster-Kuss-Grinsen, das besagte: »Es gefällt mir, dich zu küssen.« Georgia zog Andrew an sich, und sie küssten sich wieder, und dieser Kuss dauerte lange und war warm, und sie spürte dieses Prickeln im Magen und wusste, dass sie sich daran gewöhnen könnte, Andrew zu küssen. Andrew räusperte sich und senkte den Kopf, um das Lächeln, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete, vor ihr zu verbergen, und sie wusste, dass er dasselbe dachte wie sie.
    »Also dann.« Andrew grinste und sah ihr jetzt in die Augen. »Sollen wir?« Er bot ihr seinen Arm an.
    »Ja. Gehen wir.«
    »Nehmen wir die Fifth?«
    »Ach, nein«, sagte sie. »Die Fifth hab ich hinter mir. Lieber die Park Avenue.«
    Obwohl es recht kalt war, schlenderten sie langsam dahin und blieben an jedem Zebrastreifen stehen. Da kaum Verkehr herrschte, war die Chance, von einem dieser Kamikazeraser überfahren zu werden, lächerlich gering, doch nach Sallys Unfall wollte Georgia kein Risiko eingehen. Außerdem war es der schönste Spaziergang, an den sie sich erinnern konnte. Sie bogen in ihre Straße ab und blieben am Anfang ihres Häuserblocks stehen, wo sie sich ohne ungebetene Zuschauer verabschieden konnten. Binnen Sekunden lagen sie sich küssend in den Armen.
    »Weißt du, ich bin froh, dass du nicht investiert hast«, sagte Georgia, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten.
    »Ich auch.«
    Georgia hob fragend eine Augenbraue.
    »Nicht, weil ich nicht an euren überwältigenden Erfolg
glaube. Aber hätte ich investiert, könnte ich jetzt nicht mit dir hier stehen. Und ich bin gern hier.«
    »Ich auch. Und wenn du deine Karten richtig ausspielst, wirst du vielleicht zu unserer Eröffnungsparty eingeladen.«
    Ein elegant gekleidetes weißhaariges Paar näherte sich dem Gebäude, und Andrew trat beiseite, um den beiden Platz zu machen. Der Mann hob seine Hand an den Kopf, als wollte er sich an den Hut tippen, den er nicht trug.
    »Ich habe den Abend wirklich sehr genossen, Georgia«, sagte
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