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Kuessen al dente - Roman

Kuessen al dente - Roman

Titel: Kuessen al dente - Roman
Autoren: Jenny Nelson
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Das hier war ihre erste Versteigerung. Dennoch war die Chance, dass das Schild von selbst in die Höhe schwebte, verschwindend gering, und sie musste über sich selbst lachen. Bei fünfhundert Dollar gab sie ihr erstes Gebot ab, überrascht, wie gut es sich anfühlte, dieses kleine Täfelchen in die Höhe zu strecken. Sie hob es wieder bei neun- und noch einmal bei fünfzehnhundert Dollar. Bei zweitausend Dollar waren nur noch zwei Bieter übrig: jemand weiter hinten, den der Auktionator mit »der Mann mit den schwarzen Haaren« betitelte, und Georgia, »die lockige Dame hier vorn«. Bei viertausend drehte sie sich zu ihrem Herausforderer um, doch nachdem der Großteil der Deckenlampen bereits verkauft war, konnte sie ihn kaum erkennen. Bei viereinhalb kam sie ins Schwitzen. Höher als fünftausend konnte sie nicht gehen, die Hälfte des Preises für eine neue Marzocco. Glücklicherweise stieg der Mann in der nächsten Runde aus, und die Espressomaschine ging an Georgia, für den »minimalen Preis von viertausendsiebenhundert Dollar«. Ein finaler Hammerschlag.
    »Ich habe sie dir überlassen«, sagte eine Stimme hinter ihr, als der Auktionator das nächste Stück anpries.
    Sie fuhr herum. »Marco«, rief sie überrascht. »Ich hatte ja keine Ahnung …«
    »Hab ich mir schon gedacht. Wie ist es dir ergangen, Georgia? « Er leckte sich über die Lippen und zog einen Schmollmund. Er war so braun, als käme er direkt von South Beach oder, was wahrscheinlicher war, aus dem Portofino Sonnenstudio.

    »Sehr gut. Super. Ich bin dabei, mein eigenes Restaurant zu eröffnen.«
    »Hab ich mir ebenfalls gedacht. Gratuliere.« Er klimperte in der Hosentasche mit seinem Schlüsselbund und fuhr sich mit der anderen Hand durch die Haare, die jetzt noch schwärzer waren als schwarze Schuhcreme. Nur ja kein graues Haar zeigen.
    »Danke. Was treibst du hier? Ich dachte, du bist in D.C.«
    »Näh, D.C. ist eine Scheißstadt. Nur Politik und Idioten. Langweilig mit einem großen L. Ich mache jetzt einen Laden in Jersey auf. Das wird ein Knaller.«
    »Bestimmt«, bemerkte Georgia trocken. »Tja, tut mir leid wegen der Marzocco.«
    »Geschenkt. Ich kaufe mir eine neue. Geld ist kein Problem. Außerdem hat man mit den gebrauchten sowieso nichts als Ärger.«
    »Stimmt.« Georgia verkniff sich ein Lachen. Er hatte sich kein bisschen verändert.
    Ein stämmiger Mann in einem Jackett mit Schottenkaro schob die Espressomaschine auf einem Rollwagen vor sich her. »Wo soll die hin?«, fragte er Georgia.
    »Mein Freund wird gleich mit dem Wagen vor dem Eingang sein. Sie können sie einstweilen hier stehen lassen, danke.«
    Der Mann wandte sich an Marco. »Und was ist mit Ihnen? Ich habe hier diese Teller und Töpfe und Pfannen und Messer und Gabeln und den ganzen anderen Kram, den Sie erstanden haben. Wohin damit?«
    Marco funkelte ihn wütend an. »Ich habe das für einen Freund ersteigert. Sie müssen schon ihn fragen, da der Plunder nicht mir gehört.«
    »Ist mir ganz egal, wem er gehört. Ich muss das Zeug nur
wegschaffen. Sagen Sie Bescheid, wenn Sie Ihren Freund aufgetrieben haben.« Damit ließ er Marco stehen.
    »Wo zum Teufel steckt der Kerl?«, murmelte Marco und verrenkte sich schier den Hals, um nach seinem angeblichen Freund Ausschau zu halten.
    Georgia sah Bernard mit dem Lieferwagen, den er sich ausgeliehen hatte, vor dem Eingang in zweiter Reihe halten. Sie wollten die Marzocco im Nana’s abliefern und anschließend noch ein paar kleinere Geräte in der Nähe der Bowery abholen, was ihnen die Zustellgebühr ersparte. Jeder Dollar zählte. »Ich weiß nicht, wo dein Freund abgeblieben ist, aber meiner wartet vor der Tür auf mich. War nett, dich zu sehen, Marco. Und viel Glück mit deinem neuen Lokal.«
    »Hat mich auch gefreut. Und euch auch viel Glück.«
    Georgia ging hinaus zu Bernard und Marco zurück in den Auktionsraum, angeblich, um seinen Kumpel zu suchen.
    »Mit wem hast du gesprochen?«, wollte Bernard wissen.
    »Mit Marco.«
    » Dem Marco?«
    » Dem Marco.«
    »Was treibt der denn wieder hier in New York? Ist er nicht mehr in D.C.?«
    »Wenn du mich fragst, war er selbst für D.C. zu schleimig. Er ist dabei, einen Laden in Jersey aufzumachen, und ich habe ihm die Marzocco vor der Nase weggeschnappt. Er muss ziemlich pleite sein, denn er hat fast den ganzen Bestand aufgekauft, sogar die alten Teller, und dann behauptet, dass der Plunder gar nicht ihm gehöre. Wie gesagt, unserem alten Boss scheint es nicht besonders
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