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Küsse, die "Verzeih mir" sagen

Küsse, die "Verzeih mir" sagen

Titel: Küsse, die "Verzeih mir" sagen
Autoren: Rebecca Winters
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Vielleicht konnte er auch einige ihrer Fragen beantworten.
    Annie hörte, wie die Schwester draußen kurz mit jemandem sprach, dann kam ein Mann herein.
    „Tut mir leid, dass ich Sie stören muss. Ich halte es kurz.“
    „Kein Problem.“
    „Können Sie sich daran erinnern, was passiert ist, nachdem der Hubschrauber in Schwierigkeiten geriet?“
    „Ja. Tom war tief geflogen, um mir eine der Ausgrabungsstellen zu zeigen. Dann fing der Heli plötzlich an, sich um sich selbst zu drehen. Tom blieb erstaunlich ruhig. Er sagte mir, wir würden abstürzen, und ich solle mich zusammenrollen und meinen Kopf schützen. Danach weiß ich nichts mehr. Als ich wieder zu mir kam, lag ich im Unterholz und roch Rauch.“
    „Sie haben beide wie durch ein Wunder überlebt.“
    „Wie geht es ihm?“
    „Sein Bein ist gebrochen, aber sonst geht’s ihm gut.“
    „Gott sei Dank!“
    „Dasselbe hat er auch gesagt, als er von Ihnen hörte.“
    „Und was ist mit dem Heli passiert?“
    „Das wissen wir noch nicht genau, aber Tom hatte schon ähnliche Abstürze in der Navy, und er sagt, es war eine Fehlfunktion des Motors.“
    „Dann stimmt das auch. Jedenfalls war es ganz gewiss nicht seine Schuld.“
    „Das denken wir auch. Vielen Dank für Ihre Unterstützung. Ach ja, die Forstbehörde übernimmt natürlich sämtliche Behandlungskosten für Sie.“
    Das war die erste gute Nachricht. Nachdem der Mann gegangen war, begannen Annies Gedanken wieder um Robert zu kreisen. Wenn er ihre Beziehung hatte beenden wollen, warum hatte er ihr das dann nicht einfach gesagt? Warum hatte er den tragischen Tod seiner Eltern zum Anlass genommen, unter dem Vorwand, er sei ebenfalls umgekommen, aus ihrem Leben zu verschwinden?
    Jedenfalls ersparte es ihm Erklärungen. War er wirklich so ein Feigling? Oder hatte er das Gedächtnis verloren und sich einfach nicht mehr an sie oder sein voriges Leben erinnert? An der Absturzstelle hatte er so getan, aber sie hatte es keine Sekunde lang geglaubt. Sein gequälter Blick verriet ihn. Aber wenn es das nicht war, wieso sonst hatte er sich dann aus dem Staub gemacht? Es musste ein ziemlicher Schock für ihn gewesen sein, sich so plötzlich ertappt zu sehen.
    Bestimmt hatte er sich inzwischen schon wieder abgesetzt und den Park verlassen, obwohl das gar nicht nötig war. Wenn er dachte, sie würde jetzt verzweifelte Nachforschungen anstellen und versuchen, ihn aufzuspüren, hatte er sie nie richtig gekannt. Ganz offensichtlich war sie ihm vollkommen gleichgültig gewesen. Da würde sie ihm bestimmt nicht nachlaufen.
    Der Absturz hatte sie sehr drastisch an ihre eigene Sterblichkeit erinnert. Das Leben konnte jeden Moment zu Ende sein. Sie hatte Glück gehabt und durfte weiterleben – und das Einzige, was zählte, war jetzt, für ihre geliebte Tochter da zu sein.
    Robert hatte vor zehn Jahren beschlossen, ihr seinen Tod vorzugaukeln. Damit war er im wahrsten Sinne des Wortes für sie gestorben. Für den Rest ihres Lebens.
    Nur Roberta durfte davon nichts erfahren. Sie schwärmte liebevoll von dem Vater, den sie nie gekannt hatte. Wenn sie von der Lüge erfuhr, würde das ihr Weltbild völlig zerstören. Annie schwor sich, niemals jemandem davon zu erzählen, was sie an der Absturzstelle erlebt hatte.
    „Mom?“
    Roberta machte sich von der Hand ihrer Großmutter los und lief auf das Bett zu. Sie sah verweint aus, und als sie sich vorsichtig an Annie drückte und den Kopf auf ihre Brust legte, begann sie zu schluchzen.
    Auch Annies Eltern kämpften mit den Tränen.
    „Mir geht’s gut“, versicherte Annie mit einem Kloß im Hals. „Der Pilot hat mir gesagt, wie ich mich schützen kann, und ich habe mir nur den Arm gebrochen. Übermorgen kann ich schon nach Hause.“
    Ihre Mutter beugte sich über sie und küsste sie auf die Wange. „Du kommst natürlich zu uns, damit du dich erholen kannst. Ich bin so froh, dass dir nichts Schlimmeres passiert ist!“
    „Ich hatte noch nie im Leben solche Angst“, gestand ihr Vater leise.
    „Ich auch nicht“, erwiderte Annie, und jetzt liefen auch ihr die Tränen über die Wangen. „Und du musst dich schrecklich gefürchtet haben“, murmelte sie und strich mit der freien rechten Hand über Robertas Rücken.
    „Wenn du bloß nicht in den Park geflogen wärst! Bitte, geh nicht dorthin zurück“, schluchzte Roberta. Sie zitterte am ganzen Körper.
    Darüber hatte Annie auch schon nachgedacht. Die herzzerreißende Bitte ihrer Tochter und die liebevolle Sorge ihrer
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