Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Küss mich, wenn Du kannst

Küss mich, wenn Du kannst

Titel: Küss mich, wenn Du kannst
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
Vom Netzwerk:
sie sich um und riss erschrocken die Augen auf. Unrasiert, ungekämmt, grässlich angezogen... Unter einer schäbigen roten Windjacke trug er ein fadenscheiniges orangegelbes T-Shirt mit schwarzen Streifen und eine marineblaue Hose, in der er offenbar geschlafen hatte. Und er hielt ein paar Disneyballons in der Hand. Aus Goofy war die Luft entwichen. Mit verzerrtem Gesicht hing er herab. Doch das schien Heath nicht zu bemerken. Wegen der Ballons und der derangierten Erscheinung hätte er lächerlich aussehen müssen. Aber weil die geschliffene Fassade entschwunden war, die er sich so hart erkämpft hatte, fühlte sich Annabelle umso stärker bedroht.
    »Du hättest nicht herkommen sollen«, hörte sie sich sagen. »Damit verschwendest du nur deine Zeit.«
    Den Kopf schief gelegt, schenkte er ihr sein gewitztes Agentengrinsen. »He, ich spiele Jerry Maguire. Erinnerst du dich? Immer für dich da.«
    »Nur magere Frauen sind leichte Gegnerinnen.«
    Da verflog sein falscher Charme wie das Helium im Goofyballon. Achselzuckend trat er einen Schritt näher. »Mein richtiger Name lautet Harley. Harley D. Campione. Rat mal, wofür das D steht.«
    Wenn sie nicht aufpasste, würde er sie überwältigen. »Für dummes Arschloch?«
    »Nein, für Davidson. Harley Davidson Campione. Wie gefällt dir das? Mein Alter liebte gute Witze. Solange man sie nicht auf seine Kosten machte.«
    Falls er an ihr Mitleid appellieren wollte, würde sie ihn eines Besseren belehren. »Hau ab, Harley, wir haben uns alles gesagt. Jetzt gibt es nichts mehr zu besprechen.«
    Er schob seine freie Hand in die Tasche der roten Windjacke. »Früher verliebte ich mich in Dads Freundinnen. Er war sehr attraktiv. Und wenn er wollte, konnte er seinen Charme mühelos versprühen. Deshalb tauchten immer wieder neue Frauen auf. Jedes Mal, wenn er eine nach Hause brachte, hoffte ich, sie würde bleiben. Und er würde endlich zur Ruhe kommen und sich wie ein Vater benehmen. Eine mochte ich besonders gern - Carol, die machte selber Nudeln. Mit einer Limoflasche rollte sie den Teig aus, den ich in winzige Streifen schnitt. Das Beste, was ich je im Leben gegessen habe. Und eine andere, sie hieß Erin, fuhr mich immer dorthin, wo ich sein wollte. Einmal fälschte sie sogar Dads Unterschrift auf einem Erlaubnisschein, damit ich Pop Warner Football in der Jugendliga spielen konnte. Als sie verschwand, musste ich vier Meilen weit laufen, um zu trainieren, außer, mich las jemand vom Highway auf. Wie sich herausstellte, war das ein Vorteil. Dadurch eignete ich mir ein Durchhaltevermögen an, mit dem ich die anderen Jungs in den Schatten stellte. Der Stärkste oder der Schnellste war ich nicht. Aber ich gab niemals auf. Das war eine wertvolle Lektion fürs Leben.«
    »Manchmal festigt man seinen Charakter, wenn man lernt, wann man aufgeben muss.«
    Diesen Einwand ignorierte er. »Joyce brachte mir bei, wie man raucht. Und noch ein paar andere Dinge, die sie besser für sich behalten hätte. Aber sie musste sich mit so vielen Problemen herumschlagen. Deshalb versuche ich, ihr zu verzeihen.«
    »Für dieses Problem ist es zu spät.«
    »Was ich damit sagen will...« Er schaute das Pier an, nicht Annabelle, und studierte die Bretter zu seinen Füßen. »Früher oder später verließen mich all die Frauen, die ich liebte. Wer weiß, vielleicht hätte ich keine erfolgreiche Agentur aufgebaut, wäre eine von ihnen geblieben.« Nun sah er sie wieder an, und sein alter Kampfgeist kehrte zurück. »Schon in meiner frühen Kindheit habe ich gelernt, dass mir niemand irgendwas schenken würde. Deshalb bin ich so hart geworden.«
    Nicht härter als sie. Sie riss sich zusammen und stand auf. »Sicher hättest du eine bessere Kindheit verdient. Aber was geschehen ist, kann ich nicht ändern. Jene Jahre haben dich geformt. Dagegen bin ich machtlos.«
    »Da gibt es nichts mehr zu tun, dieser Job ist bereits erledigt. Ich liebe dich, Annabelle.«
    Diesen Schmerz ertrug sie nicht. Er sagte es nur, weil er wusste, dass sie es hören wollte. Keine Sekunde lang glaubte sie ihm. Zu kalkuliert klangen seine Worte, sie sollten einzig und allein dem Zweck dienen, einen Deal abzuschließen. »Nein, das stimmt nicht«, würgte sie hervor, »du willst nur deinen Willen durchsetzen. So wie immer. Was anderes verkraftest du nicht.«
    »Unsinn...«
    »Deine Siege bedeuten dir alles. Über andere zu triumphieren, das ist dein Lebenselixier.«
    »Nicht, wenn‘s um dich geht.«
    »Hör auf, du bist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher