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Kuess mich, und ich bin verloren

Kuess mich, und ich bin verloren

Titel: Kuess mich, und ich bin verloren
Autoren: Tessa Radley
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unschuldige Braut hatte er sie zurückgelassen, inzwischen war sie zur Frau geworden. Brands Blick fiel auf ihren Bauch. Zu einer schwangeren Frau.
    Cleas Vater gesellte sich zu der Gruppe. Die Falten auf Brands Stirn vertieften sich, als er sah, wie herzlich der Senator Donald Tomlinson begrüßte. Als Brand Clea kennengelernt hatte, glaubte sie, ihr Vater würde ihn lieben – so viel hätten sie gemeinsam. Donald importierte Teppiche, Keramiken, Möbel und ausgewählte antike Objekte aus Afghanistan, dem Irak und der Türkei, um sie in seinen eigenen exklusiven Läden zu verkaufen. Laut Clea war es ein Wunder, dass sie bis dahin noch nichts miteinander zu tun gehabt hatten.
    Doch schon beim ersten Händedruck wusste Brand, dass Cleas Vater den Freund seiner Tochter nicht mochte. Warum, das wurde ihm klar, als er Cleas Sandkastenfreund Harry Hall-Lewis traf: Das war der Mann, den Donald für seine Tochter bestimmt hatte, keinen anderen. Harry war ein freundlicher und unbekümmerter Typ; er hatte in Harvard studiert und war erfolgreich im Import-Export-Geschäft. Außerdem verbanden ihn enge Geschäftsbeziehungen mit Donald und Harrys Stammbaum ließ sich bis zu den ersten Siedlern zurückverfolgen – zwei weitere Pluspunkte für den auserkorenen Schwiegersohn.
    Dagegen kam ein ehemaliger Elitesoldat aus einem Kaff in Neuseeland kaum an, auch wenn er einen noch so untadeligen Ruf hatte und ein Vermögen, das ständig weiter wuchs, da die Preise für die antiken Gegenstände, mit denen er handelte, unaufhörlich stiegen. Aber ein paar Millionen mehr oder weniger konnten auf Donald keinen Eindruck machen. Davon besaß er selbst genügend. Donalds Ablehnung hatte sich schließlich zur offenen Feindschaft gesteigert, nachdem Clea ihrem Antikenhändler und Ex-Soldaten überstürzt in Las Vegas das Ja-Wort gegeben hatte.
    „Brand, du bist es also wirklich. Wie wundervoll! Wo warst du nur all die Jahre?“
    Brand drehte sich um. Cleas Mutter Caroline hatte sich zu ihm gesellt. Ihr dunkles Haar war im Nacken zusammengebunden, und sie trug ein zeitlos elegantes, schwarzes Kleid. An ihrem Hals funkelte ein Diamantcollier. Brand hatte Caroline, das einzige Kind einer reichen Industriellenfamilie, bisher nur wenige Male getroffen. Sie und Donald lebten getrennt, seit Clea zehn Jahre alt war, und Caroline hatte schon kurz nach der Scheidung erneut geheiratet. Einen erfolgreichen Geschäftsmann, dessen Frau gestorben war und der eine Tochter in Cleas Alter sowie einen jüngeren Sohn besaß.
    „Lange nicht gesehen.“ Brand umarmte sie etwas reserviert. Der enge körperliche Kontakt fühlte sich für ihn nach so langer Zeit noch etwas merkwürdig an. „Du siehst umwerfend aus.“
    „Schmeichler!“ Caroline Fraser Tomlinson Gordon drückte ihn noch einmal an sich, ehe sie ihn lächelnd losließ. „Du scheinst überrascht, mich hier zu sehen. Kein Wunder, schließlich hat mich niemand eingeladen. Meinen Mann habe ich lieber zu Hause gelassen, aber ich musste einfach Cleopatras Ausstellung sehen, und so habe ich mich hereingemogelt. Der Wachmann an der Tür meinte, ich hätte die gleichen Augen wie Cleopatra, darum dachte er gar nicht daran, mich nach meiner Einladung zu fragen. Ich bin schon durch mit der Ausstellung. Cleopatra hat wundervolle Arbeit geleistet. Ich bin so stolz auf sie.“ Carolines Augen glänzten vor Rührung.
    Brand erzählte nichts davon, wie er sich hereingestohlen hatte, sondern sagte nur: „Sie hätte dich einladen sollen.“
    Obwohl Clea es nicht zugab, machte es ihr zu schaffen, dass sie und ihre Mutter keinen engeren Kontakt pflegten. Denn eigentlich war Clea durch und durch ein Familienmensch.
    „Meine Tochter wird mir niemals verzeihen, dass ich damals die Familie verlassen habe.“
    Brand wand sich unbehaglich, denn ihm fiel keine taktvolle Antwort darauf ein. Schließlich meinte er: „Du fehlst ihr, nur kann sie es sich noch nicht eingestehen. Lass ihr noch ein wenig Zeit.“
    Als er in seinem Rücken ein verdächtiges Geräusch vernahm, drehte er sich gerade so weit um, bis er aus dem Augenwinkel den Fotografen sehen konnte, der gerade sein Objektiv wechselte.
    Brand wandte ihm wieder den Rücken zu. Während seiner Militärzeit in Afghanistan und im Irak hatte er gelernt, dass genau das die einzig richtige Reaktion war. Denn das Foto von seinem Hinterkopf war nichts wert, für die Fotografen zählte nur der verängstigte Ausdruck im Auge ihrer Beute.
    Ungerührt fragte Caroline: „Weiß
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