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Kuess mich, und ich bin verloren

Kuess mich, und ich bin verloren

Titel: Kuess mich, und ich bin verloren
Autoren: Tessa Radley
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zu haben. Sie hatten unzertrennlich gewirkt.
    Damals hatte Clea sich geweigert, das Offensichtliche zu glauben, denn sie vertraute Brand.
    Ich liebe dich  – das waren die letzten Worte gewesen, die sie von ihm gehört hatte. Worte, die sie nicht erwidert hatte, so wütend sie war, weil er ihre Pläne für ein romantisches Treffen in Griechenland durchkreuzt hatte.
    Gut, dann waren also vermutlich ihre eigenen Schuldgefühle der Grund, warum sie sich nicht früher der Wahrheit gestellt hatte, dachte Clea zögerlich. Hatte sie sich die ganze Zeit unbewusst selbst die Schuld an seinem Verschwinden gegeben, weil sie bei ihrem letzten Gespräch eingeschnappt war?
    Sie schob ihre Gedanken beiseite und sagte: „Ich will einfach nur wissen, ob ihr jemals zusammen gelebt habt.“
    Verärgert verzog er den Mund.
    Er leugnete es also nicht einmal mehr! Der letzte Rest Hoffnung, an den sie sich unbewusst noch geklammert hatte, löste sich in nichts auf.
    „Wer hat eigentlich behauptet, ich hätte mit Anita zusammengelebt?“, unterbrach Brand ihre verzweifelten Gedanken.
    „Spielt das noch eine Rolle? Aber so wie du reagierst, scheint es etwas Wahres daran zu sein. Warum hast du mich stets glauben lassen, es wäre nur eine bedeutungslose Affäre gewesen? Du hast mir nie die ganze Wahrheit erzählt, und das ist nicht besser, als zu lügen.“
    „Und um dich zu rächen, hast du selbst eine Affäre angefangen und dich schwängern lassen?“
    Clea blieb der Mund offen stehen. „Du wagst es tatsächlich, nach vier Jahren unerklärter Abwesenheit hier aufzutauchen und mich zu beschuldigen, ich hätte dich betrogen?“
    „Du bist schwanger“, knurrte Brand. „Und ich war nicht derjenige, der für deinen Spaß gesorgt hat.“
    Bei seinen brutalen Worten kamen ihr die Tränen. Sie biss die Zähne zusammen, bis es weh tat und ihre Tränen versiegten. Vielleicht wäre es besser gewesen, nicht nach Anita zu fragen. Nach all den Jahren der Verblendung fiel es ihr schwer, sich einzugestehen, wie dumm sie gewesen war. Brand hatte eine andere Frau gehabt – das war eine Tatsache.
    Was uns verbunden hat, ist Vergangenheit.
    Mehr musste sie im Augenblick nicht wissen. Brand hatte sich entschieden.
    Clea schluckte die Tränen herunter, während sie wieder in ihre Schuhe schlüpfte und zur Tür eilte. Als sie an Brand vorbeikam, verschränkte sie die Arme vor der Brust und sagte mit dem letzten Rest an Würde, den sie noch aufbrachte: „Vielleicht kannst du mir ja mehr erzählen, wenn du ein wenig nachgedacht hast. Schließ die Tür meines Büros hinter dir. Heute ist ein wichtiger Abend für mich, und ich werde jetzt den Erfolg meiner Arbeit feiern.“
    Sie schob sich an ihm vorbei, darauf bedacht, ihn nicht zu berühren.
    Brand versuchte nicht, sie aufzuhalten.

3. KAPITEL
    „Ein doppelter Bourbon, on the rocks. Ist der für Sie, Sir?“
    Brand nickte dem Barkeeper zu und griff nach dem Whiskyglas, während er misstrauisch die tuschelnden Reporter beobachtete. Er hatte eindeutig ihr Interesse geweckt, seit er in die Ausstellungsräume und damit in sein altes Leben zurückgekehrt war.
    Der erste Schluck trieb ihm die Tränen in die Augen. In den vergangenen vier Jahren hatte er vergessen, wie sehr Whisky in der Kehle brennen konnte. Brand nahm den Wasserkrug vom Tresen und verdünnte den Bourbon.
    Mit dem Glas in der Hand verzog er sich in einen einsamen Winkel hinter einer Säule. Versteckt vor den Presseleuten ließ er den Blick schweifen, auf der Suche nach Clea. Schließlich entdeckte er sie in einer Gruppe, in der sich auch ein Senator, dessen Frau und ein bekannter Auktionator befanden. Er betrachtete Clea, um sich darüber klar zu werden, warum er nicht schon längst aufgebrochen war – was zweifellos besser gewesen wäre.
    Jeden Moment konnte sich die Medienmeute auf ihn stürzen, begierig, ihn über seine plötzliche Widerauferstehung auszuhorchen. Und eines wollte er gewiss nicht: in den Klatschspalten der Zeitungen landen. Das hatte er stets vermieden.
    Als er Clea auf einmal laut auflachen hörte, zog er die Augenbrauen zusammen. Sie wirkte munter und glücklich, nicht so, als ob sie gerade eine herzzerreißende Auseinandersetzung hinter sich hätte – noch dazu mit dem eigenen Ehemann, den sie vier Jahre nicht gesehen hatte. Offenbar fühlte sie sich wohl in der Gesellschaft wichtiger Persönlichkeiten. Sie wirkte selbstsicher und gewandt, ganz anders als früher.
    Seine Gemahlin war erwachsen geworden. Als junge,
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