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Küchenfee

Titel: Küchenfee
Autoren: S Conrad
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noch mehr hasste, als seine Geheimratsecken der Öffentlichkeit preiszugeben, dann, mit seinem richtigen Namen angesprochen zu werden. Und Vanessa tat das nur, wenn Monsieur Pierre zu theatralisch wurde und einen kleinen Dämpfer brauchte.
    Vanessa nickte Lilli zu.
    »Ich habe die Sauce nicht ›versaut‹«, sagte Lilli. »Sie, Monsieur Pierre, waren nur ungeduldig und verärgert wegen der Bestellung, die noch nach Feierabend kam.«
    Der Koch schwieg und starrte aus dem Fenster.
    »Dann«, gab Lilli zu, »war ich wirklich ein bisschen flapsig zu Monsieur Pierre, und das hat das Mädchen zum Lachen gebracht.« Lilli sah, dass Vanessa mittlerweile alle Mühe hatte, ernst zu bleiben, und fuhr fort: »Na ja, und dann hat sich Monsieur Pierre auf die arme Kleine gestürzt. Die hat vor Schreck die Hände hochgerissen – und in einer davon war eben der Schlauch. Das war alles.«
    Vanessa wandte sich ihrem aufgebrachten Koch zu. »Monsieur Pierre, das scheint mir wirklich keine böse Absicht gewesen zu sein. Bitte, können wir nicht eine andere Lösung finden, als das arme Mädchen zu entlassen?« Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und fuhr fort: »Sie sitzt bestimmt weinend in der Küche und ist zu Tode erschrocken darüber, was da gerade passiert ist. Möchten Sie nicht großzügig sein und ihr verzeihen?«
    Monsieur Pierre zupfte an den Ärmeln seiner Kochjacke und gab sich betont unbeteiligt. »Pah, zu Tode erschrocken! Höchstens darüber, dass von ihrem Geheule jetzt der Metallkrempel in ihrem Gesicht rosten könnte, aber bestimmt nicht, weil ihr irgendetwas leidtut.«
    »Monsieur Pierre, bitte, was kann ich tun, um Sie zu besänftigen? Sie wissen, wie wichtig es mir ist, dass Sie sich bei mir respektiert fühlen.«
    Der Chefkoch räusperte sich verlegen und bekam einen roten Kopf.
    Vanessa klimperte mit den Wimpern und gurrte: »Bitte, Monsieur Pierre, geben Sie dem Mädchen noch eine Chance. Sie würden mir damit einen großen Gefallen tun.«
     
     
    Peter Anton Meisenheimer drückte sich unter verlegenem Räuspern aus dem Büro und schloss behutsam die Tür hinter sich. Lilli grinste Vanessa breit an. »Wie machst du das bloß?«
    »Was denn?«, fragte Vanessa erstaunt.
    »Wie ›was denn‹? Männer hypnotisieren. Ich finde das geradezu unheimlich. Kann man bei dir Kurse belegen?«
    Vanessa hob die Augenbrauen. »Du willst einen Kurs bei mir belegen? Ist ja interessant. Bist du auf der Suche nach einem neuen Mann?«
    Lilli schüttelte den Kopf. »Quatsch, natürlich nicht. Aber ein paar Tricks sind doch bestimmt hilfreich.«
    »Hilfreich. Soso. Ich denke, du bist glücklich mit Armin?«
    »Bin ich«, sagte Lilli. »Aber nach zwanzig Jahren Ehe … du weißt schon …«
    Vanessa lächelte. »Weiß ich leider nicht. Oder besser – weiß ich Gott sei Dank nicht. Ich bin nicht grundlos Single, wie du dir denken kannst. Mein Freiraum ist mir sehr wichtig.«
    »Und dann flirtest du Monsieur Pierre an? Stell dir nur mal vor, der verliebt sich in dich!«
    Vanessa betrachtete konzentriert ihre perfekt manikürten Fingernägel. »Ich weiß wirklich nicht, was du meinst, Lilli. Es geht mir lediglich um ein gutes Betriebsklima. Und ehrlich gesagt – sechs Spülhilfen in drei Monaten …« Sie riss sich vom Anblick ihrer rot lackierten Nägel los und sah Lilli an. »Und? Wie sieht die Karte für den nächsten Monat aus?«
     
     
    Als Lilli das Büro verließ, erhob sich der Polizeipräsident gerade von seinem Tisch. »Ah, Frau Berger. Auf ein Wort!«
    »Aber gern. War alles zu Ihrer Zufriedenheit?«
    Polizeipräsident Gruber nickte. »Das betrachte ich als rein rhetorische Frage, Frau Berger. Ich bin immer zufrieden, wenn ich bei Ihnen speise.« Er zückte seine Brieftasche und entnahm ihr eine Visitenkarte. Nachdem er auf die Rückseite eine Handynummer gekritzelt hatte, hielt er Lilli die Karte entgegen. »Das habe ich vorhin übrigens nicht nur so dahingesagt, Frau Berger. Das mit meinem Geburtstag, meine ich. Bitte überlegen Sie es sich und rufen Sie mich an, gern auch privat.«
    »Das ist ein großes Kompliment, Herr Gruber. Ich werde es mir ernsthaft überlegen. Wollen wir so verbleiben?«
    Der Polizeipräsident schüttelte Lilli die Hand. »Wunderbar. Und – ich bin ja sowieso mindestens dreimal die Woche hier zum Mittagessen. Dann sagen Sie mir einfach Bescheid, wenn Sie sich entschieden haben. Aber ich bitte Sie noch einmal: Machen Sie mir, meiner Frau und vor allem meinen Gästen die
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