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Küchenfee

Titel: Küchenfee
Autoren: S Conrad
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Blumen in der bereitstehenden Vase. Zwischen den in allen Farbtönen zwischen Zartrosa und Violett leuchtenden Tulpen und Mandelblüten wirkten die Narzissen wie Sprenkel von Sonnenlicht auf einer Blumenwiese.
    Gina umarmte Lilli herzlich zur Begrüßung. »Na, bellissima , alles klar?«
    Lilli nickte und ließ sich in einen Stuhl fallen. »Wochenende – ich bin heilfroh. Der Monsieur hat gestern einen Auftritt hingelegt, dass die Wände gewackelt haben.«
    »Mal wieder einen Anfall gehabt?«
    »Und ob – ich sage nur drei Dinge: eine Spülhilfe, ein außer Kontrolle geratener Wasserschlauch und die hunderttausendste Rücktrittsandrohung des Küchengottes. Den Rest kannst du dir denken, Gina.«
    »Ich kann es mir vorstellen. Madonna , was für ein Spaß! Ich beneide dich richtig um diesen Kerl. Das ist doch wie Kino.«
    Lilli winkte ab. »Ja, aber wenn du mit dem Monsieur tagtäglich in der Küche stehst, ist es alles andere als lustig, das kannst du mir glauben. Irgendwann sperre ich ihn über Nacht ins Kühlhaus, damit er mal ein bisschen runterkommt. Der hat nicht nur kochen gelernt bei Bocuse, sondern auch gleich die Allüren des Meisters übernommen.«
    Gina zwinkerte Kati, die sich gerade ein Croissant fingerdick mit Butter bestrich, verschwörerisch zu, bevor sie sich wieder Lilli zuwandte. »Komm, sei mal ehrlich! Du findest ihn doch auch ein bisschen attraktiv. Der Mann hat wenigstens Temperament. Ohne den Monsieur würdest du dich in der Küche zu Tode langweilen.«
    Lilli zuckte mit den Schultern.
    »Oder – lass mich raten – du willst dich lieber den ganzen Tag mit der mondänen Vanessa Kamlot über ihre neueste French Manicure unterhalten, habe ich recht?«
    Lilli lachte. »Wahrscheinlich. Aber irgendwann werde ich zurückbrüllen, das schwöre ich dir.«
    Sie sprang auf, zog den altmodischen Kaffeewärmer von der noch altmodischeren Kaffeekanne aus Porzellan und stülpte ihn sich auf den Kopf. Dann legte sie dramatisch die Hand auf die Brust und deklamierte mit übertrieben französischem Akzent: »… das ist’ier alles unerträglisch! Isch bin von Inkompetenz umziengelt! Abär wenn Sie, Madame Berschär – das bin übrigens ich – das’ier alles bessär können und vor allem bessär wissen, dann übernehmen Sie doch meine Postän! Das’ier’abbe isch nisch nötisch!«
    Lilli riss sich theatralisch den Kaffeewärmer vom Kopf und schleuderte ihn mit großer Geste auf den Boden.
    Gina und Kati lagen sich kreischend in den Armen.
    »Ma! Bitte hör auf!«, japste Kati. »Ich kriege keine Luft mehr!«
    »Glaubt mir, irgendwann werde ich ihm die Mütze – natürlich mit Blüten dekoriert! – auf einer silbernen Platte servieren oder als Chef-Mitra im Reisrand auf die Tageskarte setzen.«
    »Was für ein Traummann«, sagte Gina verträumt, »so unterhaltsam und temperamentvoll – und gut kochen kann er auch noch. Perfekt.«
    Lilli nickte. »Tja, Gina, wenn man es so betrachtet … eigentlich schade, dass ich schon verheiratet bin. Aber lasst uns über etwas Schönes reden. Renate hat mich vorgestern noch einmal angerufen, weil sie immer wieder auf die Feier angesprochen wird.«
    »Wer war eigentlich der ältere Mann, mit dem du so lange geredet hast?«, fragte Gina.
    »Das war Dr. Baumann, der Inhaber der Kanzlei«, sagte Lilli. »Du, er hat mich – uns – übrigens sofort engagieren wollen. In einem Monat will er ein wichtiges Geschäftsessen geben. Und in drei Monaten will der Polizeipräsident seinen Geburtstag von mir bekochen lassen.«
    »Ist doch super!«, rief Kati aufgeregt. »Und? Was hast du gesagt?«
    »Du hast hoffentlich nicht abgelehnt?«, fragte Gina gleichzeitig.
    »Natürlich habe ich abgelehnt. Ich mache das schließlich nicht professionell, sondern nur im Familienkreis.«
    Gina schüttelte den Kopf, Kati tippte sich an die Stirn.
    »Schön blöd, Ma. Mach das doch! Warum denn nicht? Das ist doch nichts anderes, als wenn du für die Familie kochst – außer, dass du dann endlich mal Geld dafür kriegen würdest.«
    »Genau«, stimmte Gina zu. »Du kochst allemal gut genug, um selbst was auf die Beine stellen zu können. Und warum denn nicht Aufträge annehmen? Wir sind doch sowieso ein prima Gespann.«
    »Und Tobi und ich könnten helfen!«, rief Kati und sprang auf. »Ich gehe sofort hoch und frag ihn.«
    Sie hüpfte aufgeregt ins Haus.
    »Na, da wäre ich aber jetzt mächtig überrascht, wenn Tobi das ablehnen würde«, murmelte Lilli in Ginas Richtung, als ihre Tochter
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