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Kubu und der Tote in der Wueste

Kubu und der Tote in der Wueste

Titel: Kubu und der Tote in der Wueste
Autoren: Michael Stanley
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gebrauchen.«
    Drei Leute stiegen aus dem Fahrzeug. Der Fahrer, ein Constable aus Gaborone, war groß und hager. Seine Uniform wies Schweißflecken auf. Neben ihm saß ein Ranger, sicher Andries’ Führer. Vom Rücksitz kletterte ein Mann um die fünfzig in Khakihosen, sein schweißnasses Hemd war schon ganz braun von Sand und Staub. Er trug eine Sonnenbrille und einen breitrandigen Tilley-Hut, um seine Glatze zu schützen. Dr. Jan Mac-Gregor war einer der drei Rechtsmediziner in Gaborone, die ihre grausigen Rituale am Princess Marina Hospital vollführten. Er war kompetent und geradeheraus und malte in seiner Freizeit wunderbare Aquarelle von Vögeln und Kalahari-Landschaften. Kubu liebte das Bild des Karmesinbrüstigen Würgers, das Mac-Gregor ihm geschenkt hatte. Dieser Vogel gehörte zu den schönsten der Halbwüste. Auf dem Bild erhob er sich von den schlanken Zweigen eines Kalahari-Sandraisin-Buschs.
    »Tag, Kubu. Was haben wir denn hier?« Kubu lächelte unwillkürlich, als er das schottische Schnarren hörte. MacGregor lebte bereits seit dreißig Jahren in Afrika, sprach aber immer noch so, als wäre er gerade eben erst aus den Highlands gekommen.
    »Hallo, Ian. Schön, dich zu sehen. Das ist Mr Botha. Er und ein Begleiter haben gestern diese Leiche gefunden. Er war so geistesgegenwärtig, sie gestern Abend noch mit einer Plane abdecken zu lassen und zwei Ranger zu ihrer Bewachung abzuordern. Sieht so aus, als hätten die Hyänen sich an ihr gütlich getan. Die Leiche und die Umgebung habe ich schon fotografiert. Jetzt sehe ich mich mal in den Dünen um und lasse dich in Ruhe arbeiten.«
    Kubu winkte Andries, ihn zu begleiten, und langsam erklommen sie die Düne, um sich die Reifenspuren anzusehen. Andries’ Theorie, dass nur ein einziges Fahrzeug zum Wasserloch gefahren und dann wieder umgekehrt war, erschien ihm plausibel. Kubu machte weitere Aufnahmen und überlegte, dass es reine Zeitverschwendung wäre, Gipsabdrücke von den Reifen- und Fußspuren zu nehmen. Sie waren zu undeutlich. Er folgte den Spuren ein Stück in Richtung Kamissa und fand dann, dass er genug gesehen hatte. Er kehrte zur Leiche zurück, um ein letztes Wort mit dem Rechtsmediziner zu wechseln.
    »Wenn du fertig bist, Ian, lass die Ranger vorsichtig den Sand nach weiteren Knochen oder Indizien durchsieben. Sie sollen besonders auf Zähne achten. Lass sie auch in der Umgebung mit Stöcken im Sand suchen, ob vielleicht irgendwo Kleidung vergraben ist.«
    »Gute Idee«, antwortete Ian, ohne aufzublicken.
    »Warum Zähne?«, unterbrach Andries Kubu.
    »Wenn Sie sich die Kieferknochen ansehen, wird Ihnen auffallen, dass die Zähne fehlen. Das ist sehr ungewöhnlich. Selbst wenn ein Schädel jahrelang in der Wüste gelegen hat, ist das Gebiss normalerweise noch größtenteils intakt. Deswegen vermute ich, dass irgendjemand die Zähne entfernt hat, um eine Identifizierung der Leiche zu erschweren. Ich bezweifle zwar, dass wir welche finden, aber wir müssen es auf jeden Fall versuchen. Ich würde es begrüßen, wenn Sie uns helfen würden, sowohl hier als auch an der Stelle, an der das Fahrzeug gedreht hat.«
    Andries machte kein Hehl aus seinem Missfallen darüber, zur Drecksarbeit verdonnert zu werden. Er sagte nichts, aber Kubu sah, wie seine Kiefermuskeln arbeiteten.
    »Ich«, fuhr Kubu fort, »mache mich jetzt auf den Rückweg. Bitte warten Sie, bis Dr. MacGregor sein Okay gibt, und kommen Sie dann mit dem Polizeifahrzeug zurück ins Camp. Wir sehen uns beim Essen. Aber einer muss mit mir fahren, damit ich mich nicht verirre.« Kubu wählte eine der beiden Nachtwachen aus. Der Mann wirkte müde und nervös, und Kubu vermutete, dass er krank war und besser in die Lodge zurückkehren sollte.Auf eine weitere vonAndries’ Vergnügungsfahrten konnte er gut verzichten.
     

Kapitel 3
    Trotz der unangenehmen Erlebnisse am gestrigen Nachmittag hatte Bongani an diesem Tag sehr viel erledigt, zum Beispiel die Wildbestandsdaten geordnet, die er auf seinen Erkundungen der Umgebung gesammelt hatte. Sobald er zur Universität zurückkehrte und die versprochenen Quickbird-Satelliten-Daten erhielt, würde er seine Daten geografisch einordnen und quantitative Aussagen machen können. Jetzt brauchte er aber erst mal ein wenig Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten. Anschließend wollte er früh zu Abend zu essen und danach mit dem dicken Polizisten aus Gaborone sprechen, der die Angestellten der Lodge erheiterte, weil er Andries herumkommandierte. Er war
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