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Kubu und der Tote in der Wueste

Kubu und der Tote in der Wueste

Titel: Kubu und der Tote in der Wueste
Autoren: Michael Stanley
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Könnten Sie einen Wagen für uns organisieren? Und wann, glauben Sie, wären wir wieder da?«
    »Gegen sechs, wenn wir uns jetzt auf den Weg machen.«
    Wieder seufzte Kubu. »Gut, in einer Viertelstunde. Ich muss noch meine Kamera und die Ausrüstung zusammenpacken. Bitte sagen Sie an der Rezeption Bescheid, sie sollen den Leuten im Polizeifahrzeug einen Ortskundigen mitgeben, der dem Fahrer den Weg zeigen kann. Und sie sollen Dr. Sibisi bitten, sich nach dem Essen für ein Gespräch mit mir bereitzuhalten.«
    Andries wirkte nicht besonders glücklich darüber, derart mit Aufträgen überhäuft zu werden. »Noch etwas«, fuhr Kubu fort. »Bitte lassen Sie kalte Getränke für uns einpacken. Und ich denke, Ihre Ranger da draußen könnten auch etwas zu essen und etwas Kaltes zu trinken gebrauchen.«
    Etwa eine Stunde später erreichten sie die Kamissa-Abzweigung, die nur durch einige Reifenspuren im Sand als solche zu erkennen war. Wer sich nicht auskannte, konnte sie kaum finden, und Kubu war froh, dass er für die Kollegen einen Führer organisiert hatte. Das Wasserloch lag etwa fünfhundert Meter weiter, in einer tiefen Mulde des ansonsten ausgetrockneten Flusses. Kurz davor wand sich der unbefestigte Weg zwischen einigen Dornakazien hindurch und endete in einer kleinen Wendeschleife, wo man sich niederlassen und die Tiere an der Tränke beobachten konnte. Das Kamissa war kaum mehr als ein eingesunkenes Sickerloch mit schlammigem, braunem Wasser. Das Geräusch des Landrovers scheuchte eine kleine Gruppe Gemsantilopen auf, und sie sprangen davon, ihre spitzen Hörner in den Himmel reckend.
    »Das ist das Kamissa-Wasserloch«, erklärte Andries. »Es ist eines von über fünfzig solcher Wasserlöcher im Khutse-Gebiet. Einst waren sie Teil eines Flusssystems, das vor langer Zeit nach Norden zum Makgadikgadi strömte. Der Fluss ist ausgetrocknet, aber die Wasserlöcher sind geblieben und sehr wichtig für die Tiere. Die Leiche liegt an einem Nebenflussbett, knapp einen Kilometer durch die Dünen. Wir werden die Reifenspuren, die wir gefunden haben, meiden und seitlich entlangfahren.« Er schaltete auf Vierradantrieb, legte einen niedrigeren Gang ein und preschte dann mit ziemlich hoher Geschwindigkeit in die Dünen hinein. Er kümmerte sich nicht darum, dass der große, gut gepolsterte Kubu im Wagen herumgeschleudert wurde, wenn sie über Buckel holperten und auf harte Sandkämme knallten. Andries lächelte nur fein und beschleunigte noch mehr. »Die Männer müssen langsam mal essen und trinken«, sagte er als Entschuldigung.
    Endlich fuhren sie zu einem schmaleren, ausgetrockneten Flussbett hinunter und hielten wenige Meter weiter an. Unter einer Baumgruppe stand ein kleines Zelt. Zwischen zwei Bäumen lag eine große Plane. Zwei Ranger standen auf und kamen auf den Landrover zu. Auf der anderen Seite des Wasserlaufs lag eine weitere Plane auf dem Boden. Die Zipfel waren mit Sandhaufen beschwert. Andries schaltete den Motor aus. Totenstille. Die flimmernde Hitze ließ die Szene unwirklich erscheinen.
    »Hier«, sagte Andries. »Die Leiche liegt unter der Plane, und wenn Sie links die Düne hinaufgehen, kommen Sie zu den Reifenspuren. Auf dieser Seite wurden sämtliche Spuren sorgfältig verwischt, sodass man nicht erkennen kann, dass ein Fahrzeug hier war. Außer man weiß, wo man suchen muss.«
    Kubu wuchtete sich aus dem Landrover und musterte eingehend die Szenerie.
    »Was suchen Sie?«, fragte Andries.
    Kubu sagte nichts, während er sich reckte und seinen vom Sitzen verspannten massigen Körper dehnte. »Alles«, sagte er schließlich. Das schien ihm eine erschöpfende Antwort zu sein. Er ging hinüber zu den Rangern und bat sie, die Plane zu entfernen. Als sie sie wegzogen, holte er ein paar Mal tief Luft. Er mochte Leichen grundsätzlich nicht, doch diese hier war nicht ganz so schlimm, weil buchstäblich kein Fleisch mehr daran war. Sogar das Skelett wirkte kaum noch menschlich, so viele Knochen fehlten oder waren vom Torso abgetrennt.
    Kubu verschoss mehrere Filme, sorgfältig darauf bedacht, nichts zu berühren und die Umgebung der Leiche so wenig wie möglich zu verändern.
    Als er seine Aufgabe beendet hatte, zerriss das heisere Brüllen eines kaputten Auspuffs die Stille der Wüste. Alle blickten den Fluss hinunter. Ein verbeulter Landrover der Polizei erschien wie eine Fata Morgana. Er folgte den Spuren von Andries’ Fahrzeug. »Wird auch Zeit«, murmelte Kubu. »Wir könnten ein bisschen Hilfe
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