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Alles ist erleuchtet

Alles ist erleuchtet

Titel: Alles ist erleuchtet
Autoren: Jonathan Safran Foer
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Eine Ouvertüre zum Beginn einer sehr harten Reise 
    Mein gesetzlicher Name ist Alexander Perchow. Aber alle meine Freunde nennen mich Alex, weil das eine Version meines gesetzlichen Namens ist, die man lässiger sprechen kann. Mutter nennt mich »Alexi-nerv-mich-nicht«, weil ich sie immer nerve. Wenn Sie wissen wollen, warum ich sie immer nerve: Das liegt daran, dass ich immer mit Freunden woanders bin und so viel Geld verbreite und so viele andere Dinge ausführe, die eine Mutter nerven. Vater hat mich immer Schapka genannt, wegen der Pelzmütze, die ich sogar im Sommermonat getragen habe. Er hat aufgehört, mich so zu nennen, weil ich ihm befohlen habe, mich nicht mehr so zu nennen. Es klang für mich wie ein kleiner Junge, und ich habe mich immer sehr stark und potent gefunden. Ich habe viele, viele Freundinnen, das können Sie mir glauben, und sie haben alle verschiedene Namen für mich. Eine nennt mich »Baby«, nicht weil ich ein Baby bin, sondern weil sie mich bekümmert. Eine andere nennt mich »Ganze Nacht«. Wollen Sie wissen, warum? Ich habe eine Freundin, die mich »Geld« nennt, weil ich um sie herum so viel Geld verbreite. Sie leckt meine Lippen dafür. Ich habe einen winzigen Bruder, der mich »Alli« nennt. Ich stehe nicht so sehr auf diesen Namen, aber auf ihn stehe ich sehr, also erlaube ich ihm, dass er mich Alli nennt, okay. Was seinen Namen angeht: Er ist »Klein-Igor«, aber Vater nennt ihn »Tollpatsch«, weil er ständig gegen irgendwas spaziert. Erst vier Tage her hat er ein blaues Auge gekriegt, weil er mit einer Mauer falschen Umgang hatte. Wenn Sie wissen wollen, wie der Name meiner Hündin ist: Er ist Sammy Davis jr. jr. Sie hat diesen Namen, weil Sammy Davis jr. Großvaters geliebter Sänger war, und die Hündin gehört ihm, nicht mir, weil ich es nicht bin, der denkt, dass er blind ist.
    Was mich angeht, so bin ich 1977 gezeugt, im selben Jahr wie Jonathan Safran Foer, mein erstklassiger Freund, der auch der Held dieser Geschichte ist. Ehrlich gesagt ist mein Leben sehr gewöhnlich. Wie ich erwähnt habe, tue ich allein und mit anderen viele gute Sachen, aber das sind gewöhnliche Sachen. Ich stehe auf amerikanische Filme. Ich stehe auf Neger, besonders auf Michael Jackson. Ich stehe darauf, sehr viel Geld in berühmten Nachtclubs in Odessa zu verbreiten. Lamborghini Countachs sind hervorragend, und Cappuccinos auch. Viele Mädchen wollen mit mir Verkehr haben, in vielen schönen Arrangements, nicht nur dem Betrunkenen Känguru, dem Gorki-Kitzler und dem Unnachgiebigen Zoowärter. Wenn Sie wissen wollen, warum so viele Mädchen mit mir Verkehr haben wollen: Das liegt daran, dass ich ein sehr erstklassiger Mensch bin. Ich bin häuslich, aber auch ernsthaft komisch, und das sind Dinge, mit denen man gewinnt. Aber trotzdem kenne ich viele, die auf schnelle Wagen und berühmte Diskotheken stehen. Es gibt so viele, die den Sputnik-Busen-Fummler ausführen - das endet immer mit einem Geschleime aus der unteren Gesichtshälfte -, dass ich sie gar nicht an allen meinen Händen zählen kann. Es gibt sogar viele, die Alex heißen. (Drei allein in meinem Haus!) Darum schäumte ich auch vor Begeisterung, nach Lutsk zu fahren und für Jonathan Safran Foer zu übersetzen. Das würde etwas Ungewöhnliches sein.
    An der Universität habe ich in meinem zweiten Jahr Englisch maßlos gute Leistungen gehabt. Das war eine sehr imposante Sache, denn mein Lehrer hatte Scheiße zwischen den Ohren. Mutter war so stolz auf mich, dass sie sagte: »Alexi-nerv-mich-nicht, du hast mich so stolz gemacht.« Ich erkundigte mich, ob sie mir eine Lederhose kaufen wollte, aber sie sagte nein. »Shorts?« »Nein.« Vater war auch stolz. Er sagte: »Schapka«, und ich sagte: »Nenn mich nicht so«, und er sagte: »Alex, du hast Mutter so stolz gemacht.«
    Mutter ist eine bescheidene Frau. Sehr, sehr bescheiden. Sie schuftet in einem kleinen Cafe in einer Stunde Entfernung von unserem Haus. Sie gibt den Leuten Essen und Trinken, und sie sagt: »Ich steige für eine Stunde in den Autobus und arbeite den ganzen Tag, indem ich Dinge tue, die ich hasse. Und willst du wissen, warum? Für dich, Alexi-nerv-mich-nicht! Eines Tages wirst du für mich Dinge tun, die du hasst. Das bedeutet es, eine Familie zu sein.« Aber sie betrachtet nicht, dass ich schon jetzt Dinge für sie tue, die ich hasse. Ich höre ihr zu, wenn sie mit mir spricht. Ich weigere mich, über mein winziges Taschengeld zu klagen. Und habe ich erwähnt, dass ich
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