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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht
Autoren: Bernd Rümmelein
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Saijkal sehen, dass sich in dem Käfig etwas bewegte. Ein schwarzer Fisch. Der weiße Schäfer konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er sich vorstellte, wie sein Bruder in der Gewalt der Hexe hilflos in diesem Käfig zappelte. Der dunkle Hirte hatte in der Gefangenschaft, zur Tatenlosigkeit verdammt, bestimmt schwer gelitten.
    »Das geschieht dir recht«, dachte Saijkal mit einem Gefühl der Genugtuung, »ich hoffe, dass du aus dieser Erfahrung etwas gelernt hast.«
    Die Hexe hatte das Ufer bald erreicht und stellte den Käfig im Wasser neben sich ab. Sie stieg aus dem See und begrüßte den weißen Schäfer.
    »Du hast dir viel Zeit gelassen, um nach deinem Bruder zu sehen«, sagte Ilora mit einem leichten Vorwurf in der Stimme.
    »Ich war beschäftigt«, meinte der weiße Schäfer, »außerdem ist Saijrae groß genug, um auf sich selbst aufzupassen. Die Erfahrung mit dir hat ihm bestimmt gutgetan.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, erwiderte Ilora, »er hat gelernt, was es bedeutet, zu verlieren und machtlos zu sein. Ob ihm diese Erkenntnis hilft, wird sich erweisen. Was ist mit dir? Deine Haut sieht übel aus. Hattest du eine Begegnung mit einer meiner Schwestern?«
    »Mit Omira, um genau zu sein. Ich habe das Wasser ihres Sees nicht vertragen. Aber das ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Omira lässt dich grüßen und will dich bald besuchen kommen«, richtete Saijkal die Grüße der Hexe aus.
    »Oh, Omira«, ein wissendes Lächeln huschte über Iloras Gesicht, »sie ist … sehr temperamentvoll und zuweilen hungrig. Ich wundere mich, dass sie dich nicht vernascht hat. Oder hat sie das?«
    »Sie hat es versucht«, gab Saijkal zu, »ich musste ihr klarmachen, dass ich ihr nicht zu Diensten sein kann.«
    »Was sie dir wohl übel genommen hat«, unterbrach ihn Ilora, »ich kenne sie gut, sie verträgt Ablehnungen nur schwer und verliert schnell die Beherrschung.«
    »So ist es«, antwortete der weiße Schäfer, »aber ich denke, wir haben uns am Ende geeinigt.«
    »Du hast ihr doch hoffentlich nichts angetan?«, fragte Ilora besorgt.
    »Keine Sorge«, verzog der weiße Schäfer das Gesicht, »sie wird unseren kleinen Kampf überleben. Genau wie ich.«
    »Dann ist es gut«, zeigte sich Ilora wieder beruhigt, »vielleicht wird ihr das eine Lehre sein.«
    Ilora bückte sich und öffnete die Tür des Käfigs, damit der dunkle Hirte herausschwimmen konnte. Sie berührte den Fisch mit ihren Fingern und rief:
    »Rach kalar man drag.«
    Der Fisch wurde größer und wandelte seine Gestalt. Die Flossen bildeten sich zurück. Arme und Beine erschienen. Bald sah er wieder aus wie der dunkle Hirte, dessen Schwimmbewegungen im Vergleich zu einem Fisch unbeholfen wirkten. Saijrae krabbelte auf allen vieren ans Ufer, richtete sich auf und blickte seinen Bruder an. Es war ein Blick, den Saijkal schwer einordnen konnte. Erleichterung, vielleicht sogar Freude lag darin, dann jedoch wechselte er schnell in Zorn und Hass. So kannte Saijkal seinen Bruder, wenn er außer sich war.
    »Wo warst du?«, warf der dunkle Hirte seinem Bruder vor. »Wolltest du mich in den Fängen der Hexe verrotten lassen?«
    »Unsinn!«, erwiderte der weiße Schäfer. »Du weißt genau, dass ich ohne dich nicht sein kann. Aber ich hatte dich vor den Gefahren gewarnt, Saijrae. Du warst ungeduldig und wolltest nicht in den heiligen Hallen warten, bis unsere Zeit gekommen war. Dieses Abenteuer auf Fee hast du dir selbst zuzuschreiben. Wirf mir also nicht vor, ich hätte dich im Stich gelassen. Ich bin gekommen, um dich nach Ell zu holen. Das Buch der Macht wurde gefunden. Wir müssen handeln.«
    »Das Buch der Macht?« Der Zorn des dunklen Hirten verflog in einem Augenblick.
    »Genau«, bestätigte Saijkal, »Ulljans Buch. Unser Buch!«
    »Endlich«, ein Seufzer der Erleichterung löste sich von dem dunklen Hirten, »wie lange haben wir darauf gewartet!«
    »Zu lange, Saijrae. Aber jetzt ist es so weit. Wir brauchen es uns nur zu holen. Es ist zum Greifen nah.«
    »Dann lass uns gehen«, schlug der dunkle Hirte vor und drehte sich noch einmal zu Ilora um. »Aber was ist mit der Hexe? Willst du sie ungestraft davonkommen lassen? Vernichte sie!«
    »Wir sind nicht nach Fee gekommen, um uns mit den Hexen der tausend Seen anzulegen«, erwiderte Saijkal, »Ilora nahm dich in ihre Obhut und beschützte dich, sonst wärst du durch das Gleichgewicht auf Fee vernichtet worden. Du solltest ihr dankbar sein.«
    »Sie hetzte ihre Raubfische auf mich und
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