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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht
Autoren: Bernd Rümmelein
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und seine Haut war überzogen mit Brandblasen. Darum würde er sich später kümmern. Vorerst musste er die Zähne zusammenbeißen und den Schaden aushalten. Saijkal schüttelte sich, griff sein Gewand und zog es über. Vorsichtig näherte er sich der Hexe, die immer noch reglos am Ufer in seiner Nähe lag. Er kniete sich neben ihr nieder und konnte sehen, dass sie noch atmete. Sie lebte, war jedoch schwer verletzt. Half er ihr nicht, würde sie sterben.
    »Ich wollte dich nicht verletzen«, sagte er zu Omira, während er ihre Wunden untersuchte »aber du hast mir keine Wahl gelassen.«
    Omira atmete schwer und unregelmäßig. Sie konnte ihn nicht hören. Die Zähne des Moldawars hatten ihren Leib an mehreren Stellen aufgerissen und Fleisch und Innereien freigelegt. Die kräftigen Kiefer hatten einige Knochen zermalmt. Saijkal war sich nicht sicher, ob seine Magie ausreichen würde, ihre Wunden vollständig zu heilen. Aber er wollte es versuchen.
    Seine Finger bewegten sich flink über ihren Körper, während er die heilenden Worte sprach, die er angesichts ihrer Verletzungen für richtig hielt und die zugleich ihre Schmerzen linderten. Saijkal beobachtete, wie ihr Atem gleichmäßiger und ruhiger wurde, nachdem er die meisten ihrer Wunden geschlossen hatte. Wenigstens verblutet sie nicht mehr, dachte der weiße Schäfer. Mehr konnte er nicht für sie tun. Omira erlangte ihr Bewusstsein wieder und blickte ihn an.
    »Du … du hast mich gerettet, obwohl ich dich töten wollte?«, erklang ihre geschwächte Stimme.
    »Ich tat, was ich konnte, deine Wunden zu versorgen«, meinte der weiße Schäfer, »es lag nicht in meiner Absicht, gegen dich zu kämpfen, und es gibt keinen Grund, dich sterben zu lassen. Ich kam nur nach Fee, um meinen Bruder zu befreien. Ich hege keinen Groll gegen dich. Du warst wütend, als du mich am Grund deines Sees zurückgelassen hast. Aber ich musste mich selbst retten und gegen dich zur Wehr setzen. Du hättest mich in deinem Zorn nicht gehen lassen.«
    »Es tut mir leid«, schluchzte Omira, »dein Bruder … der dunkle Hirte. Er ist bei Ilora. Du findest ihren See, wenn du von hier aus weiter nach Westen gehst und, ohne meinen See mitzuzählen, an dreiundvierzig weiteren Seen vorbeiziehst. Grüße Ilora von mir, wenn du sie siehst. Ich werde sie besuchen, sobald es mir wieder besser geht. Sie wird dir deinen Bruder aus freien Stücken überlassen, wenn du sie darum bittest. Ilora weiß, dass sie das Gleichgewicht nicht gefährden darf.«
    »Ich danke dir«, sagte der weiße Schäfer, »vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder.«
    »Das wäre schön«, seufzte Omira. »Trägst du mich bitte ins Wasser zurück? Ich fühle mich noch schwach und meine Wunden heilen im See schneller.«
    Saijkal nahm die Hexe behutsam auf die Arme und trug sie vom Ufer ans Wasser. Vorsichtig ließ er sie in den See gleiten. Sie winkte dem weißen Schäfer zum Abschied schwach zu und tauchte in die Tiefe ab. Der weiße Schäfer hielt sich nicht lange auf und setzte sich in Bewegung, um seinen Bruder zu befreien.

    Vor Iloras See warteten Haisan und Hofna auf den weißen Schäfer. Saijkal war verärgert, als er die beiden Leibwächtersah, die es sich am Ufer für seinen Geschmack allzu bequem gemacht hatten.
    »Wo seid ihr gewesen?«, fragte der weiße Schäfer mit zorniger Stimme.
    Haisan und Hofna sahen ihn überrascht an.
    »Genau das wollten wir Euch auch fragen«, zischte Hofna verwirrt.
    »Wir warten schon seit Tagen ungeduldig auf Eure Ankunft und machten uns bereits Sorgen, ob Euch etwas zugestoßen sein könnte«, quakte Haisan.
    »Eure Beschreibung war schlecht«, beschwerte sich Saijkal, »ich war an einem anderen See und hatte eine Begegnung mit einer Hexe.«
    »Oh …«, zeigte sich Hofna überrascht und aufrichtig besorgt, »ich hoffe, sie hat Euch nicht allzu sehr zugesetzt.«
    »Doch das hat sie«, antwortete Saijkal, »aber ich habe ihren Zorn überlebt. Meine Haut wird heilen.«
    »Das tut mir leid«, sagte Haisan, »die Hexen der tausend Seen sind gefährlich.«
    »Das weiß ich nun auch ohne eure Hilfe«, meinte Saijkal. »Wo ist der dunkle Hirte?«
    »Ilora hält ihn im See gefangen«, erklärte Hofna, »Ihr müsst die Hexe rufen.«
    Saijkal stellte sich nah an das Wasser des Sees. Laut rief er den Namen der Hexe. Er brauchte nicht lange zu warten, bis Ilora aus der Tiefe des Sees auftauchte und in Richtung Ufer schwamm. In ihren Händen hielt sie einen Käfig. Als sie näher herankam, konnte
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