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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin
Autoren: Bernd Rümmelein
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riecht nach altem, fauligem Fisch und verpestet die Luft meiner Gemächer mit Eurem aufdringlichen Gestank«, tadelte Corusal den verblüfften Eiskrieger.
    Mit strengen, prüfenden Augen sah der Fürst den Anführer seiner Leibgarde an. Warrhard hielt dem Blick ohne weiteres stand und musterte seinerseits das Gesicht und die Körperhaltung des Fürsten auf mögliche Regungen oder Veränderungen in dessen Stimmungsbild. Des Fürsten Mimik war von jeher schwer zu durchschauen. Kaum jemand vermochte seine Gemütslagen richtig einzuschätzen. Im Moment sah der Fürst vollkommen entspannt aus. Keine Regung, kein Zucken, keine andere auffällige Geste verrieten seine Gedanken. Er konnte seine wahren Gefühle meisterlich verbergen und war einer der besten Menotai-Spieler, die Warrhard kannte. Das auf einem Holzbrett und mit einem Stapel Karten praktizierte Spiel für vier Teilnehmer – meist wurde um hohe Einsätze an goldenen Anunzen gespielt – erforderte höchste Konzentration und nur die allerbesten Spieler konnten ihren Gesichtsausdruck über die Dauer eines ganzen Spiels verschlossen halten, um die Gegenspieler zu bluffen.
    Warrhard war sich nicht sicher, ob Corusal die an ihn gerichteten Willkommensworte tatsächlich ernst gemeint hatte oder ob er mit der provokanten Art bloß seine Reaktion auf den kleinen Spaß testen wollte. Er entschied sich, den Tadel ernst zu nehmen, und setzte eine beleidigte Miene auf. »Ich bin nicht gekommen, um mich mit Euch über Schuhwerk oder Körperpflege zu unterhalten, mein Fürst. Bei allem Respekt für die häuslichen Gepflogenheiten des Hauses Alchovi … Eure besch…«, Warrhard verkniff sich das Wort gerade noch in Anwesenheit des Fürsten, »… Wollpantoffeln werde ich niemals gegen meine eingelaufenen Stiefel eintauschen und das Walöl entfaltet seine größte Wirkung gegen die Kälte der Eiswüste nur und auch erst dann, wenn es richtig dick und ranzig geworden ist. Der Gestank verjagt die Raubtiere. Du gewöhnst Dich daran«, erwiderte er.
    Corusal erhob sich in einer geschmeidigen Bewegung aus seinem Stuhl und schlüpfte vor den Augen Warrhards demonstrativ in die bereitgestellten Wollpantoffeln. Er war groß gewachsen, wirkte schlank und sehnig. Das an den Schläfen bereits ergraute, dunkle Haar des Fürsten war für einen Mann der Nordlande ungewöhnlich kurz geschnitten und ließ die markanten Gesichtszüge des ansonsten eher schmal, schön und ebenmäßig gezeichneten, bartlosen Gesichts deutlich hervortreten. Corusal gehörte zu jenen Männern, die sich trotz der vorherrschenden, von Traditionen geprägten Meinung all jener in der Nähe des Polarkreises lebenden Klan, nach der ein wahrhaftiger Mann einen dichten und langen Bart tragen müsse, strikt weigerte, sich einen solchen wachsen zu lassen, und sich deshalb jeden Morgen von seinen Dienern fein säuberlich rasieren ließ. »Ich weiß, Warrhard. Dennoch solltet Ihr einem alten Freund und Fürsten gelegentlich gestatten, Euch zu tadeln, um Euch auf diese Weise hoffentlich eines Tages auf den richtigen Weg zu leiten. Ich verstehe Euch, aber es könnte auch nicht schaden, wenn Ihr anderen Klan, ihren Wünschen und ihrem Eigentum, etwas mehr Respekt entgegenbringen könntet«, sagte der Fürst.
    »Corusal … ich bin ein Mann der Eiswüste, das wisst Ihr. Die Eiskrieger folgen ihren eigenen Gesetzen und dennoch schwören wir den Alchovi von jeher, seit Anbeginn des Fürstenhauses, ewige Treue. Das war schon immer so und wird sich nicht ändern, solange das Haus Alchovi existiert. Die feine Gesellschaft in Häusern und Palästen interessiert mich allerdings nicht. Ich kenne ihre Sitten und Gebräuche nicht, spiele nicht nach ihren aufgezwungenen Regeln. Das ist nichts für mich … ich bin zu Euch gekommen, weil die Lage sehr ernst zu sein scheint und Eisbergen in Gefahr ist.«
    Seltsame Ereignisse und eine völlig unerwartete Katastrophe hatten die Bewohner Eisbergens in den vergangenen Tagen in Angst und Schrecken versetzt. Auf den Straßen und in den Wirtshäusern der Stadt wurde heftig gestritten, ob die schlimmen Ereignisse vielleicht Vorboten einer noch schrecklicheren Katastrophe für Land und Leute waren oder ob es sich nur um merkwürdige Zufälle handelte, die sich zu dieser Jahreszeit unglücklicherweise gehäuft hatten.
    Um die allgemeine politische Lage in den Klanlanden war es nicht allzu gut bestellt: Der seit längerer Zeit heftig tobende Krieg gegen die Rachuren, deren brutale Invasion und kaum noch
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