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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin
Autoren: Bernd Rümmelein
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für weibisch, ein klares Zeichen für Schwäche. Er war für Wichtigeres bestimmt, als sich um die kleinen Probleme der Bodenpflegetruppe des Fürsten zu kümmern.
    Warrhard setzte seinen Weg zu den Gemächern des Fürsten unbeeindruckt fort, kam an mehreren Wachen vorbei, die bei seinem Anblick aus ihrem dösenden Halbschlaf, meist auf ihre langstieligen Speere oder an die Wände gelehnt, aufschreckten, dann peinlich berührt ob ihrer Unaufmerksamkeit und in Anbetracht der über seiner Brustpanzerung gekreuzten mächtigen Krummschwerter erschraken, sich schließlich schnell eines Besseren besannen, hastig die Hacken zusammenknallten und ihm respektvoll salutierten.
    Warrhards Ruf war tadellos, aber auch wild und gefährlich. Er genoss als Anführer der Eiskrieger ebenso wie als guter Freund und engster Berater des Fürsten hohes Ansehen in Eisbergen. Die Wachen und Diener des Fürsten wussten, wenn Warrhard den Palast aufsuchte – was er keineswegs allzu gerne und deshalb trotz seiner Freundschaft zu Fürst Alchovi auch nur selten tat, denn er hasste Bequemlichkeit und das einengende Gefühl hochgezogener Wände mit einem Dach darüber, das ihm den Blick in den Himmel verwehrte –, dann nur in wichtigen Angelegenheiten, die keinen Aufschub duldeten.
    Sie ließen ihn unbehelligt und ohne zu zögern passieren.
    Warrhard war ein Mann der Natur, ein echtes Kind der Kälte, aufgewachsen inmitten unwirtlicher und lebensfeindlicher Bedingungen und unter dem freien Himmel der Eiswüste. Sein Vater war ein vor einigen Sonnenwenden verstorbener Eistrapper gewesen, der zeit seines Lebens entweder in einem aus Schnee erbauten Iglu gehaust hatte oder während der Jagdsaison des hohen Nordens mit Zelten aus Tierfellen durch die für die meisten Klan trostlose Einöde der Eiswüste gezogen war. Die Mutter war, solange Vater noch gelebt hatte, stets an der Seite ihres Mannes gewesen. Warrhard blieb ihr einziges Kind. Heute lebte sie allein in einem kleinen Iglu außerhalb der Stadt Eisbergen, zurückgezogen am Rande der Eiswüste. Gelegentlich besuchte Warrhard sie und brachte ihr Lebensmittel, Brennholz, Felle und warme Kleidung zum Überleben. Aber er hatte bei jedem seiner Besuche das Gefühl, dass sie sehr gut ohne ihn zurechtkam.
    Warrhard liebte und brauchte die Freiheit, weite Flächen, Eis und Schnee wie andere die Luft zum Atmen oder das Wasser zum Leben. Und so blieb er die meiste Zeit draußen bei seinen Männern, gesellte sich abends in eine wärmende Wolldecke gewickelt oder in ein warmes Fell gehüllt zu ihnen an ein schönes Lagerfeuer, tauschte Geschichten aus, sog die eisige Luft des kalten Nordens tief in seine Lungen, roch den Duft seines grauen Streitrosses in der Nähe der Stallungen, schnupperte die appetitanregenden Gerüche einer über dem Feuer gebratenen Robbe und kraulte seine über alles geliebten Schneetiger hinter den Ohren, die ihm vertrauten und aus der Hand fraßen.
    In den Mauern des Palastes oder einer Hütte drohte er regelrecht zu ersticken. Aber nur ein echter Eiskrieger, einer von Seinesgleichen, würde dieses Verhalten wirklich verstehen.
    Heute jedoch war sein Besuch im Eispalast des Fürsten zu seinem Bedauern unumgänglich, obwohl er seine Gedanken durchaus gerne mit seinem Freund austauschte. Außerhalb der aus Eis gehauenen, dicken Palastmauern hätte er sich dabei allerdings deutlich wohler gefühlt.
    Seit dem frühen Morgen, gleich nachdem die Sonnen von Kryson an entgegengesetzten Horizonten aufgegangen waren und die im hohen Norden des Kontinents Ell befindliche, große und reiche Fürsten- und Handelsstadt Eisbergen in ihren stets aufs Neue faszinierenden Anblick bunt funkelnder Lichtreflexe, verursacht von schier unendlich vielen Eiskristallen, getaucht hatten, war er auf den Beinen gewesen. Die Stadt und seine Heimat waren in großer Gefahr.
    Die beiden links und rechts vor den Privatgemächern des Fürsten platzierten Leibwachen rissen die Flügeltüren gleichzeitig mit Schwung, aber wie durch ein Wunder nahezu geräuschlos und gerade noch rechtzeitig auf, als sie Warrhard mit wehendem Umhang und harten, ausufernd schnellen Schritten auf sich zukommen sahen. Der Fürst hatte die beiden Männer schon am Morgen angewiesen, Warrhard sofort nach dessen dringend erwartetem Eintreffen in seine persönlichen Heiligtümer durchzulassen, sodass der Eiskrieger nun ungebremst eintreten konnte.
    Decke, Wände und Boden bestanden ebenso wie der Rest des Palastes vollständig aus Eis. Der
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