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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin
Autoren: Bernd Rümmelein
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Boden in der den eigentlichen inneren Privatgemächern vorgelagerten Empfangshalle war im Gegensatz zu den glatt polierten Fluren des Palastes mit wertvollen, bunten, handgeknüpften Teppichen ausgelegt, die dazu geeignet waren, die vom Boden aufsteigende Kälte abzuhalten. Die kunstvoll aufbereiteten, dicken Teppiche zeigten schöne Muster, Heldenmotive aus der Vergangenheit des Kontinents Ell und harmonierten mit den Ölgemälden an den Wänden, meist wichtige Familienmitglieder des Hauses Alchovi oder das eine oder andere große Schlachtengemälde, welche Warrhard ganz besonders schätzte. Die Teppiche verliehen der Empfangshalle trotz ihrer außerordentlichen Größe einen fast heimeligen Eindruck.
    An der nach außen gerichteten Wand des Zimmers war ein offener, ausnahmsweise aus grauem Stein gemauerter Kamin angebracht, in welchem ein gemütlich anmutendes Feuer brannte, das den Raum wohlig erwärmte. Über der Kaminstelle hing das imposante Wappen der Alchovi: ein weißer, brüllender Schneetigerkopf auf eisblauem Hintergrund. Neben der Tür, die zum Schlafgemach des Fürsten führte, stand ein Waffen- und Rüstungsständer aus Holz, der einen großen Rundschild mit dem Wappen der Alchovi in der Mitte, eine in allen Farben des Regenbogens schimmernde Plattenrüstung, einen Vollgesichtshelm aus demselben seltenen Material mit weißen Federn geschmückt und das Schwert des Nordens hielt, das den Namen Iskrascheer trug.
    Das Schwert des Nordens war ein massives Langschwert, das aufgrund der Länge und des hohen Gewichts mit beiden Händen geführt werden musste. Es war das wertvollste Schwert und Erbstück der Fürstenfamilie, das traditionell jeweils vom Vater zum Sohn weitergereicht wurde.
    Wahrscheinlich würde die seit Urzeiten bestehende Tradition in der jüngsten Linie der Alchovis jedoch erstmalig unterbrochen werden müssen, da dem Fürstenpaar zum großen Bedauern der Familie und aller Untertanen des Fürstentums nach bereits mehreren erfolglosen und deprimierenden Versuchen anscheinend kein Kindersegen vergönnt sein sollte.
    Der gesamte Eispalast galt als künstlerisches und architektonisches Meisterwerk, das in den gesamten Klanlanden bewundert wurde. Seine acht hohen und großen Türme standen rund um die inneren Hauptgebäude an der beinahe sechzig Fuß dicken Schutzmauer aus Eis verteilt, waren mit jeweils einer vollständig überdachten Zugangsbrücke versehen und außerdem reichlich mit allerlei kunstvoll geschnitzten Eisfiguren und Blumen verziert. Lediglich der Kristallpalast, der Sitz des Regenten Haluk Sei Tan in Tut-El-Baya, der Hauptstadt der Klanlande, wurde mit ähnlicher Bewunderung bedacht.
    Kein Stein, kein Metall und auch kein Holz – mit Ausnahme der Türen, der bunten Fenster und einigem Mobiliar in den Räumen – waren bei der Erbauung des Palastes verwendet worden. Nur Eis und Schnee hatten den verwegenen Erbauern als Baumaterial gedient. In Eisbergen war es üblicherweise auch während der Sommermonde kalt genug, um das Eis nicht zum Schmelzen zu bringen, und immerhin stand der Eispalast mittlerweile schon seit mehr als eintausend Sonnenwenden nahezu unverändert. Erstaunlich fand Warrhard, dass es in den Räumlichkeiten des Palastes trotz der klirrenden Kälte in und um Eisbergen immer angenehm warm war. Viel zu warm für seine Verhältnisse.
    Fürst Corusal Alchovi saß auf einem Stuhl mit einer hohen Lehne, der aus einem Stück Eis geschnitzt und perfekt an die Körperform des Herrschers angepasst worden war. Ausgekleidet wurde der durchaus bequem anmutende Stuhl von weichen weißen Fellen. Barfüßig, den Kopf auf eine Hand gestützt, hielt Corusal Alchovi seine Augen geschlossen. Unweit neben den auffällig schön pedikürten Füßen des Fürsten stand ein mit Blumenmotiven besticktes Paar Wollpantoffeln. Noch bevor sich der Eiskrieger durch ein Räuspern bemerkbar machen konnte, hörte er die vertraute, sonore Stimme des Fürsten: »Bei allem Respekt … Ihr ruiniert meinen Teppich mit Euren Stiefeln, Warrhard.«
    Warrhard klappte den Mund vor Überraschung auf und gleich wieder zu und sah dabei aus wie ein übergroßer, mit Haaren überwucherter Fisch, der an der Wasseroberfläche nach Luft schnappte.
    Der Fürst öffnete die Augen, die wie die Hintergrundfarben des Familienwappens eisblau waren, was ihnen eine gewisse Kälte verlieh. Er richtete sich in seinem Stuhl auf. »Außerdem solltet Ihr dringend das ranzige Walöl in Eurem Bart und Euren Haaren wechseln. Ihr
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