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Krozair von Kregen

Krozair von Kregen

Titel: Krozair von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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redet, bekommt die alte Schlange zu spüren – das verspreche ich euch!«
    Ich sagte nichts.
    Niemand sagte etwas.
    Wir hatten die erste Lektion begriffen.
    Nun gab es Geschrei von oben. Ich, der ich das Binnenmeer früher als Ruderkapitän befahren hatte, begriff, was da vorging – doch nur bis zu einem gewissen Grad. Mir war bekannt, daß die anderen Rudersklaven hier im untersten Deck die Thalamiten, untrainierte, nutzlose Ruderer waren. Ich begriff nicht, warum der Rudermeister unsere Ruder hatte an Ort und Stelle bringen lassen. Doch schon kamen lärmend frische Seeleute und Sklaven zu uns und nahmen die Ruder aus den Rahmen und schlossen die Ruderluken. Anschließend brachten wir die erste große Übung hinter uns: wir legten die Ruder schräg, so daß die Bäume so dicht wie möglich an der Bordwand lagen, was die äußeren Teile und die Ruderblätter dicht an die Außenhülle brachte. Die Thalamiten sollten wegen ihrer mangelnden Erfahrung nicht gleich mitrudern; die Grüner Magodont sollte die Reise nur mit den beiden oberen Ruderbänken beginnen.
    Wir hörten die Befehle, die Pfiffe, die plötzliche Totenstille im Schiff. Dann das Vorsignal mit der Pfeife und der Doppelschlag des Trommel-Deldars, Baß und Tenor. Wir hörten das Ächzen der oberen Ruder, das Platschen, als sich die Blätter ins Wasser senkten. Wir alle spürten, wie sich der Ruderer in Bewegung setzte, zuerst langsam, aber dann Schwung gewinnend. Das Schaukeln hörte auf, und der Ruderer bahnte sich einen geraden und sicheren Weg durch den Hafen, vorbei am Leuchtfeuer, fort vom bösen Magdag auf das Auge der Welt hinaus.
    Wohin wir auch wollten – wir waren unterwegs.

2
     
     
    Wir ruderten.
    Wir Rudersklaven zerrten an den schweren Ruderbäumen, hoch – und zurück – runter – und nach vorn – hoch – und zurück – runter – und ...
    Eine Woche. Lassen Sie einem Galeerensklaven etwa eine Woche Zeit, dann ist er entweder tot oder so weit abgehärtet, daß er noch eine Woche durchhält, und dann noch eine, und dann kann er vielleicht überleben, wenn seine Widerstandskraft groß genug ist. Wenn man die Existenz als Galeerensklave überhaupt Leben nennen kann.
    Der Xaffer Xelnon hielt es nur fünf Tage lang durch.
    Er wäre eher gestorben, doch die Grüner Magodont geriet in einen Wind, der von Magdag herüberwehte, und so blieb uns Sklaven viel quälende Ruderarbeit erspart, die sich besonders tödlich auswirkt.
    Aber dann starb Xaffer Xelnon doch.
    Er verriet uns nicht, was er angerichtet hatte, um auf die Galeeren verbannt zu werden. Gewöhnlich vertraut man Xaffern leichtere Sklavenarbeit an, zumeist im Haushalt oder als Buchhalter. Meistens werden sie wie die Relts als Schreiber eingesetzt. Aber er mühte sich hier bei uns, bis er eine kalte Leiche war, blutiggeschlagen von der Peitsche, ein Bündel, das den Chanks vorgeworfen wurde.
    Ein Rapa aus dem Sklavenraum nahm seinen Platz ein. Sein graues Geiergesicht mit dem aggressiv gekrümmten Schnabel und den bunten Federn auf dem Kopf paßte zum schieren Schrecken unserer Situation.
    Wir sprachen nur selten miteinander. Wir erfuhren, daß der Rapa Lorgad hieß, daß er sich mit Dopa betrunken hatte und in der Kaserne der Söldner Amok gelaufen war. Was er dann getan hatte, verriet er uns nicht, vermutlich erinnerte er sich nicht mehr daran.
    Am Tage nach Xelnons Tod landeten wir an einer der zahlreichen kleinen Inseln, die die größeren Karten des Auges der Welt mit Punkten übersäen. Der Ruderer wurde mit dem Heck voran einen silberweißen Strand heraufgezogen, um gründlich nachgesehen zu werden. Die Hülle war nicht mit Kupfer oder Blei beschlagen und daher für den Teredowurm besonders anfällig. Dann ging die Reise weiter, ohne daß wir wieder an Land gingen, obwohl wir jeden Abend bei einer Insel ankerten. Was den Kurs anging, so konnte ich nur vermuten, daß wir nach Südwesten hielten. Genaues wußte ich nicht. Schließlich werden Rudersklaven nicht gefragt, wenn es um die Lenkung des Schiffes geht.
    Im normalen Ablauf der Dinge blieben die Sklavengruppen an den Rudern zusammen; der Kapitän der Grüner Magodont war aber der Meinung, daß er die Sklaven zwischen den Ruderdecks austauschen sollte. Sobald die Qual der ersten Rudererfahrungen überstanden war, die Anpassung an den Rhythmus der Pfeifen und Trommeln, sobald man die notwendigen Manöver gut und prompt auszuführen wußte, hatten die Thalamiten des unteren Decks die Chance, ins Mitteldeck gebracht zu
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