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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2
Autoren: Sigrid Undset
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eine große Kostbarkeit. Als er im selben Augenblick seine Frau in der Vorstube draußen hörte, verbarg er die Hände mit den Scherben auf dem Rücken.
    Ramborg kam herein, begrüßte die Schwester und die Schwestersöhne. Sie nahm Ulvhild den Umhang ab, und die Kleine lief zu ihrem Vater hin, schmiegte sich an ihn.
    „Bist du heute so fein, Ulvhild - du trägst ja deinen silbernen Gürtel am Werktag, wie ich sehe ..aber er konnte das Kind nicht anfassen, denn er hatte die Hände voll Scherben.
    Ulvhild rief, sie sei doch heute bei der Muhme Kristin auf Jörundhof gewesen, darum habe die Mutter sie morgens so geschmückt.
    „Ja, deine Mutter macht dich immer so schön und fein - man könnte dich fast, so wie du bist, in dem Schrein oben in der Kirche aufstellen“, sagte Simon und lächelte. Die einzige Arbeit, die Ramborg leistete, war, daß sie der Tochter Kleider nähte; Ulvhild war immer prächtig herausgeputzt.
    „Warum stehst du denn so da?“ fragte Ramborg ihren Mann.
    Simon zeigte die Scherben vor.
    „Ich weiß nicht, was du dazu sagen wirst..
    Ramborg nahm sie ihm ab.
    „Deshalb hättest du doch nicht so dumm dazustehen brauchen ..
    Kristin wurde es auf ihrem Platz unbehaglich zumute. Es war richtig, Simon hatte ziemlich töricht ausgesehen, wie er so dastand und die Scherben versteckte und sich gleichsam kindisch benahm. Aber es wäre doch nicht notwendig gewesen, daß Ramborg dies aussprach.
    „Ich dachte, du würdest dich darüber grämen, daß deine Schüssel zerbrochen wurde“, sagte der Mann.    
    „Ja, du tust immer so, als habest du Angst, daß ich mich über etwas gräme - bei solchen Kleinigkeiten“, antwortete Ramborg - und jetzt sahen die beiden anderen, daß sie dem Weinen nahe war.
    „Du weißt gut, Ramborg, daß ich nicht nur so tue“, sagte Simon. „Und schließlich sind es doch auch nicht nur lauter Kleinigkeiten...“
    „Ich weiß nicht“, antwortete seine Frau wie zuvor. „Es war nie deine Gewohnheit, Simon, mit mir über große Dinge zu sprechen..
    Sie wandte sich jäh um und ging zur Tür nach der Vorstube. Simon stand eine Weile da und sah ihr nach. Als er sich setzte, kam Andres, sein Junge, herbei und wollte auf den Schoß des Vaters. Simon hob ihn zu sich herauf, saß da und stützte das Kinn auf den Kopf des Sohnes, schien aber nicht auf das Geplauder des Kleinen zu hören.
    Nach einer Weile meinte Kristin etwas zögernd:
    „Ramborg ist jetzt nicht mehr so jung, Simon - euer ältestes Kind ist bereits sieben Winter alt...“
    „Was meinst du?“ fragte Simon, unnötig scharf, so schien es ihr.
    „Ich meine nichts weiter als . . . Vielleicht findet meine Schwester, daß du ihr zuwenig zutraust. Könntest du nicht versuchen, sie hier auf dem Hof ein wenig mehr bestimmen zu lassen - zusammen mit dir?“
    „Meine Frau bestimmt, soviel es sie gelüstet“, antwortete Simon hitzig. „Ich verlange nicht von ihr, daß sie mehr tut, als sie selber will, nie aber habe ich Ramborg verweigert, hier auf Formo über etwas zu bestimmen. Wenn du anderer Meinung bist, so hat das seinen Grund darin, daß du nicht weißt..
    „Nein, nein“, sagte Kristin, „aber mich dünkt es dann und wann, Schwager, als dächtest du nicht daran, daß Ramborg jetzt erwachsener ist als zu der Zeit, da du sie bekamst. Du mußt das bedenken, Simon.“
    „Bedenke du“, er setzte das Kind zur Seite und sprang auf, „daß Ramborg und ich einig wurden - du und ich, wir konnten es nicht werden . ..“ In diesem Augenblick trat die Hausfrau ein, sie brachte den Gästen einen Trunk Bier; rasch ging Simon auf seine Frau zu und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Hast du schon so etwas gehört, Ramborg? Da steht deine Schwester «nd behauptet, sie glaube nicht, daß du zufrieden bist, so, wie du es hast. . .“ Er lachte. Ramborg blickte auf; es blitzte seltsam in ihren großen dunklen Augen.
    „Wieso? Ich bekam es so, wie ich wollte, ich genauso wie du, Kristin - wenn wir beiden Schwestern nicht zufrieden sind, dann weiß ich nicht...“ Auch sie lachte.
    Kristin stand rot und verärgert da. Sie nahm den Bierkrug nicht entgegen.
    „Nein, es ist schon spät am Abend - es wird Zeit, daß wir jetzt heimkommen . . Und sie sah sich nach ihren Söhnen um.
    „Ach nein, Kristin!“ Simon nahm seiner Frau den Krug ab und trank den anderen zu. „Sei doch nicht böse. So genau muß man die Worte nicht nehmen, die zwischen den nächsten Angehörigen fallen - setz dich ein wenig hin und ruh dich aus und
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